Magie und Schicksal - 2
ihn zu lenken, aber Dimitri meint, dass er am ehesten an einer bedeutenden Stelle von Loughcrew zu finden ist, und das würde für eine der größeren Höhlen sprechen. Ich gebe nach. Wir werden sie vermutlich ohnehin alle untersuchen müssen, zumindest solange, bis wir den Stein gefunden haben oder zu der Überzeugung gelangt sind, dass er überhaupt nicht hier ist.
Zu Pferde nähern wir uns der ersten großen Höhle, die sich innerhalb dieser Gruppe ein wenig links befindet. Ich habe mich immer noch nicht an diese grasbewachsenen Hügel gewöhnt, die in einer unerklärlichen Anordnung aus der Landschaft ragen. Es scheint mir unvorstellbar, dass sich darunter reich verzierte und komplizierte Ganggräber befinden. Doch als Dimitri und ich die Pferde angebunden haben und schließlich in das kühle Innere des Hügels treten, werde ich eines Besseren belehrt.
Dass wir gar nicht genau wissen, wonach wir suchen, behindert unsere Suche und beschleunigt sie zugleich. Anfangs gehen wir langsam und systematisch vor, spähen auch in den hintersten Winkel, ob wir irgendetwas Ungewöhnliches entdecken, aber je weiter wir in die erste Höhle hineingehen, desto mehr beschleunigen wir unsere Schritte. Es gibt einfach zu viel zu sehen – wobei wir immer wieder über Felsbrocken klettern müssen, die den Weg blockieren, oder uns ducken müssen, weil die Decke so niedrig hängt – und alles sieht irgendwie gleich aus.
In die Felswände des Ganggrabes, die manchmal von großen Steinen verstellt sind, sind fremdartige Muster eingraviert: Spiralen, Löcher und Zickzacklinien. Ein Großteil des Innenraums ist dergestalt verziert. Ich frage mich, was das bedeutet. Gleichzeitig kann ich nur hoffen, dass das Versteck des Steins nicht in irgendeinem dieser komplizierten Muster erklärt wird. Ich kann ja nicht einmal Latein. Wir wären hoffnungslos verloren, wenn wir zuerst die Bedeutung dieser uralten Gravuren entziffern müssten.
»Der Weg endet hier.« Dimitri, der vor mir hergeht, bleibt stehen, und ich wäre beinahe aufgelaufen. »Wir sollten zurückgehen.«
Ich seufze und weiß selbst nicht genau, ob aus Erleichterung oder Entmutigung. »Einverstanden.«
»Nicht aufgeben, Lia. Das war doch erst ein Grab. Es gibt noch viele weitere, in denen wir suchen können.«
»Genau«, grummele ich und wende mich wieder dem Ausgang zu. »Was ist, wenn sie alle so aussehen wie dieses?
Wie sollen wir diesem Rätsel jemals auf die Spur kommen? «
»Ich weiß es nicht.« Seine Stimme hallt von den Wänden der Höhle wider. »Aber wir lassen uns etwas einfallen.«
Seine Antwort kann mich nicht aufmuntern, aber ich sage nichts, bis wir wieder draußen unter dem grauen Frühlingshimmel stehen. Ich schaue mich um, betrachte die kleineren Hügel rechts und links von uns und den größeren ein Stück weiter weg.
»Welches Grab nehmen wir uns jetzt vor?«
Ich kann sehen, wie es hinter Dimitris Stirn arbeitet, als ob unsere Chance, die richtige Höhle zu finden, steigen würde, je mehr er darüber nachdenken würde, obwohl es doch offensichtlich ist, dass wir nach der berühmten Stecknadel im Heuhaufen suchen.
»Nehmen wir uns erst die kleineren Hügel hier in der Nähe vor und dann den großen da drüben.« Er deutet nach rechts und ich folge seinem Blick.
In Erwartung, dort den gleichen Anblick zu erleben wie in jeder anderen Richtung auch – Gras, Steine und Hügel –, registriere ich überrascht eine Bewegung, einen Farbfleck. Ich kneife die Augen zusammen und sehe es in der Nähe der kleineren Höhle gelb aufblitzen.
»Schau mal! Da ist jemand!«
Dimitri schaut in die Richtung, in die mein ausgestreckter Finger weist. »Ich sehe nichts.«
Ich schaue noch einmal hin, will Dimitri meine Entdeckung zeigen. Aber da ist nichts.
»Es ist weg. Vielleicht habe ich es mir auch nur eingebildet. «
Er schüttelt den Kopf. »Das glaube ich nicht. Du bist kein Mensch, mit dem die Fantasie durchgeht. Wenn du sagst, dass du etwas gesehen hast, dann hast du auch etwas gesehen. Lass uns mal nachschauen!«
Der Weg zu dem kleinen Hügel ist nicht weit. Wir könnten die Pferde lassen, wo sie sind, und zu Fuß gehen, aber die fremdartige Landschaft beunruhigt mich. Und obwohl wir augenscheinlich allein sind, behalte ich meine Gewohnheit bei, immer und überall zur Flucht bereit zu sein.
Es ist schier unmöglich, dieses kleine Grab genau zu untersuchen. Die Höhlendecke ist extrem niedrig und der Gang fast nicht mehr vorhanden. Wir versuchen, uns
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