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Magie und Schicksal - 2

Magie und Schicksal - 2

Titel: Magie und Schicksal - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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fest.«
    Ich nicke. »Ja, aber das bedeutet nicht, dass sie nicht für die Wache arbeiten. Und es bedeutet auch nicht, dass sie nicht gefährlich sind.«
    Dimitri neigt den Kopf. »Sie sind irgendwie in die Sache verwickelt, daran gibt es nichts zu rütteln. Seit wir eintrafen, haben sie alles in ihrer Macht Stehende getan, um dafür zu sorgen, dass wir die Höhle nicht finden.«
    »Oder den Stein«, ergänze ich. »Außerdem stellen sie zu viele Fragen und zeigen zu viel Interesse an unseren Angelegenheiten. «
    Er schweigt kurz. Dann schaut er mich an. In seiner Frage liegt ein Zögern, das mir sagt, wie ungern er seiner Angst Ausdruck verleiht: »Wie geht es dir?«
    »Ich … bemühe mich. Ich kämpfe darum, stark zu bleiben. «

    »Du kämpfst immer, Lia«, sagt er sanft. »Das steht außer Frage. Aber ich will wissen, wie stark du im Augenblick bist. Genau jetzt.« Seine Augen tauchen tief in meine ein. »Und du musst ehrlich sein.«
    Ich schlucke, schaue zur Seite und hole tief Luft, bevor ich antworte. »Ich bin nicht so stark, wie ich gerne wäre. Der Schlangenstein ist fast völlig erkaltet. Meine Macht …« Ich wende mich zu ihm, möchte inmitten all meiner Zweifel Selbstvertrauen ausstrahlen. »Nun, ich bin deutlich schwächer als noch vor drei Monaten, als ich mich auf die ganze Kraft von Tante Abigails Zauber verlassen konnte. Aber ich bin immer noch in der Lage, einen Kampf auszufechten, wenn es das ist, was du wissen willst.«
    »Ich weiß nicht, was uns bevorsteht, Lia. Ich wünschte …« Er fährt sich mit der Hand über das Gesicht und seufzt. »Ich wünschte, ich könnte dich an einen sicheren Ort schicken, aber ich fürchte, sicherer als bei mir wirst du nirgends sein.«
    Ich hebe das Kinn. »Ich würde auch nirgendwo hingehen. Meine Aufgabe ist es, die Prophezeiung zu beenden, und daher ist mein Platz hier.«
    Ein Lächeln umspielt seine Mundwinkel. »Und?«
    Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, schlinge meine Arme um seinen Hals und lege den Kopf in den Nacken, um ihm in die Augen schauen zu können. »Und«, sage ich, »mein Platz ist bei dir.«
    Sein Mund auf meinen Lippen ist weich und zart. Unser Kuss dauert nur einen kurzen Moment, aber als wir uns
voneinander lösen, fühle ich mich stark. Auf dem Weg zum Haus sagt mir eine innere Stimme, dass wir gemeinsam alles erreichen können. Es spielt keine Rolle, ob Mr O’Leary und Brigid für die Seelen arbeiten, für Samaels Wachen oder für Samael selbst.
    Und dann rede ich mir ein, dass ich daran glaube, obwohl eine andere Stimme im hintersten Winkel meines Bewusstseins mich eine Lügnerin nennt.
     
    Ich bin auf alles vorbereitet, nur nicht auf die Mündung des Gewehrs, das bei unserem Eintritt in den Salon auf uns gerichtet ist.
    »Kommen Sie rein, bitte sehr!« Mr O’Leary sitzt auf seinem üblichen Sessel und hält das Gewehr wie einer, der damit umzugehen weiß. »Ich glaube, wir haben einiges zu bereden.«
    Brigid steht hinter ihm. Ihre Augen sind dunkel und unergründlich.
    Dimitri greift nach meiner Hand und zieht mich näher an sich, tritt ein Stück vor mich hin, sodass er mich mit seinem Körper schützt. »Ich glaube nicht, dass ein Gewehr nötig ist, Mr O’Leary. Wir können doch gewiss wie vernünftige Menschen miteinander reden.«
    Der alte Mann lacht rau. »Was Sie und Ihresgleichen unter ›Vernunft‹ verstehen, weiß ich genau. Ich glaube nicht, dass ich mich Ihrer Haltung anschließen kann.«
    Ich kann Dimitris Gesicht nicht sehen, aber ich spüre seine Verwirrung. »Ich weiß nicht, was Sie mit ›Ihresgleichen‹
meinen, aber ich glaube, Sie haben etwas, das wir brauchen.«
    Mr O’Leary verengt die Augen. »Ich habe nichts, was Ihnen gehört.«
    Dimitri nickt langsam. »Es stimmt, es gehört mir nicht. Aber Ihnen auch nicht, richtig? Und ich verspreche Ihnen, dass unsere Ziele viel ehrenvoller sind als diejenigen, denen Sie sich verschrieben haben.«
    »Wie können Sie es wagen?«, wirft Brigid mit blitzenden Augen ein. »Halten Sie uns für so dumm, dass wir Ihren Lügen Glauben schenken? Dass wir die Welt dem dunklen Schicksal überantworten würden, das Sie ihr bescheren wollen?«
    Dimitri schweigt verblüfft und ein wenig ratlos. Ich dagegen kämpfe mich durch den morastigen und zähen Sumpf meiner eigenen Gedanken. Langsam formen sich Bilder. Brigids neugieriger Blick. Ihre vielen Fragen. Ihr Wissen …
    Ich trete hinter Dimitri hervor und bemühe mich um eine ruhige Stimme. »Was immer Sie von uns denken, ich

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