Magie und Schicksal - 2
Mal.«
Sie wird leichenblass. »Du willst doch nicht andeuten, dass ich dafür verantwortlich bin!«
»Ich deute gar nichts an. Ich halte mich nur an die Tatsachen. «
»Warum sollte ich so etwas tun?«, fragt sie.
Eine Sekunde lang kommen mir Zweifel, aber meine Starrköpfigkeit gewinnt die Oberhand. »Das musst du uns sagen.«
»Lia …«, sagt Dimitri warnend, aber weiter kommt er nicht. Mit großen Schritten durchmisst Brigid das Lager und bleibt direkt vor mir stehen.
»Die Antwort ist: Ich würde es nicht tun. Natürlich würde ich es nicht tun.« Ihre Stimme wird flehend. »Ich war im Zelt und habe geschlafen. Genau wie du.«
»Ja, aber Dimitri war bei mir. Wer war bei dir?« Ich weiß, das ist unfair.
»Nun … niemand natürlich, aber …« Sie schaut von Gareth zu Dimitri und wieder zu Gareth. »Sagen Sie es ihr! Sie wissen doch, dass ich so etwas nicht tun würde!«
Gareth betrachtet sie einen Moment und sagt dann zu mir: »Mylady, mir war so, als ob ich im Wald etwas gehört hätte. Ich meinte, Schritte zu vernehmen. Ich war nur wenige Minuten weg, und als ich zurückkehrte, war Dimitri bei dir im Zelt und das Lager befand sich in seinem augenblicklichen Zustand.«
Ich ziehe die Decke enger um mich. Ich will meine Vermutung nicht einfach fallen lassen, denn das würde bedeuten, dass ich die Befürchtung, die langsam in meinem Kopf aufkeimt, nicht mehr länger ignorieren könnte. Die Angst, dass ich von etwas beschattet werde …
»Was hat das mit Brigid zu tun?«, frage ich.
»Ich glaube einfach nicht, dass irgendjemand von uns, in der Kürze der Zeit diese Unordnung hätte anrichten können, ohne dass Dimitri darauf aufmerksam geworden wäre«, sagt Gareth. »Die Zeltwände sind nicht dick genug, um Geräusche dieser Art zu dämpfen.«
Die Wut und der Schmerz in Brigids Augen versetzen meinem Herzen einen Stich. Aber trotzdem sehe ich mich nicht in der Lage, einzulenken. »Nun, irgendjemand – oder irgendetwas – war hier.«
Dimitri hebt eine Tasche vom Boden auf. »Ja. Und bis wir wissen, wer oder was es ist, werden wir wohl keine Ruhe haben.«
Wir reiten schweigend weiter, ohne das kameradschaftliche Gefühl, das während der Reise zwischen uns gewachsen war.
Stattdessen liegt eine Anspannung in der Luft, während wir den Wald verlassen, und ich seufze erleichtert auf, als vor uns das offene Land in Sicht kommt. Seit jener schreckenerregenden Reise nach Altus, auf der ich von den Hunden gejagt wurde und drei Nächte lang kein Auge zutun durfte, ist es mir nicht mehr möglich, mich in einem Wald sicher und geborgen zu fühlen. Die Stille, die dort herrscht, ist mir zu allen Zeiten unheimlich.
Aber die Weite der Felder erfordert erhöhte Aufmerksamkeit. Den ganzen Tag lang beobachten wir konzentriert die Landschaft, stets in dem Bewusstsein, das die Gefahr von überallher kommen kann. Wenn ich an meine Flucht vor der Leibwache in Chartres denke, weiß ich, dass ich erst sicher sein werde – wirklich und wahrhaftig sicher –, wenn das Tor geschlossen ist.
Als sich die Nacht über uns legt, suchen wir uns einen Platz zum Lagern und entscheiden uns für eine kleine Baumgruppe am Rand der Ebene. In ungemütlichem Schweigen bereiten Brigid und ich ein einfaches Mahl zu, während Gareth und Dimitri die Pferde versorgen. Irgendwann legt sie das Messer beiseite und seufzt tief auf. Ich fühle ihre Augen auf meinem Gesicht, aber ich schaue nicht auf.
»Ich war es nicht, Lia, ich schwöre es dir.« In ihrer Stimme liegt keine Wut, sondern etwas anderes, das mich zutiefst beschämt, auch wenn ich nicht weiß, warum.
Ich schneide einen trockenen Brotlaib in Scheiben. Das Brot hat unter dem nächtlichen Angreifer gelitten, und
ich muss erst die Erdkrumen abwischen. »Woher weißt du das so genau? Die Seelen sind trickreich, musst du wissen. «
»Lia.« Sie berührt mich am Arm, und mir bleibt nichts anderes übrig, als sie anzuschauen. »Ich war es nicht.«
»Ich sage ja gar nicht, dass du es warst, oder dass es – wenn du es doch warst – absichtlich geschah. Die Seelen …« Unfähig, ihrem Blick standzuhalten, mache ich mich wieder an dem Brot zu schaffen. »Nun, sie haben Sonia gegen mich aufgehetzt. Sonia, die mir in gewisser Weise mehr eine Schwester war als Alice.«
Ihre Hand fällt von meinem Arm ab. »Ich bin nicht Sonia. Und auch nicht Luisa, Helene oder Alice.«
Zum ersten Mal höre ich wahrhaftigen Zorn in ihrer Stimme. Er lässt mich innehalten. Dann sage ich
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