Magie und Schicksal - 2
kann doch nicht von ihnen erwarten, mir die Freundlichkeit zu erweisen, die ich ihnen verwehrt habe.«
Sie lächelt. »Ich hatte noch nie eine Freundin, aber ich
habe in Büchern darüber gelesen. Und jetzt habe ich diese Reise mit dir unternommen.« Sie muss lachen. »Aber ich glaube, dass Freundschaft auf Toleranz und Akzeptanz gründet, nicht auf Fairness. Es sei denn, ich habe da etwas völlig falsch verstanden.«
Die Einfachheit ihrer Vorstellung ist ein gewisser Trost für mich. Vielleicht hat sie recht, und wir alle finden einen Weg, einander zu vergeben.
Ich grinse sie an. »Du bist sehr klug für ein Mädchen, das so abgeschieden gelebt hat. Und du bist mutig.«
Sie wirft den Kopf in den Nacken und lacht. »Ich bin wohl eher eine gute Schauspielerin, denn innerlich zittere ich vor Angst!«
»Nun, da bist du nicht allein, Brigid.« Die Leichtherzigkeit, die ich eben noch empfunden habe, löst sich auf, als ich auf die Stadt schaue. »Du bist nicht allein.«
Überrascht schaue ich Dimitri an, der sein Pferd einem der Stallburschen von Milthorpe Manor übergibt.
»Bitte bringen Sie ihn zu den anderen in den Stall«, sagt er.
Ich übergebe demselben Stallknecht Sargents Zügel und wende mich dann mit einem fragenden Blick an Dimitri. »Wirst du nicht in den Räumlichkeiten der Gesellschaft Quartier beziehen?«
Dimitri schüttelt den Kopf. »Ich sagte dir doch, dass ich bei dir bleiben werde, bis alles vorbei ist, und genau das werde ich tun.«
Es dauert einen Moment, bis ich begreife. »Du willst hier bleiben? In Milthorpe Manor?«
»Ich werde bei dir bleiben, wenn du schläfst, wie ich es versprochen habe.«
»In meinem Schlafzimmer?«, frage ich fassungslos.
Er hebt die Augenbrauen, und einen Moment lang blitzt sein schalkhafter Charme auf. »Es sei denn, du willst irgendwo anders nächtigen, meine Liebe.«
Brigid schaut stur geradeaus und gibt sich alle Mühe, ein Grinsen zu unterdrücken.
»Aber das wird Tante Virginia niemals erlauben! Die Leute werden … Nun, sie werden reden!« Es ist wohl ein bisschen spät, sich über die Konventionen der guten Gesellschaft Gedanken zu machen, aber unser Beisammensein auf Altus oder in den Wäldern ist etwas ganz anderes als einem männlichen Wesen zu gestatten, in meinem Stadthaus zu übernachten – in meinem Schlafzimmer!
»Ich glaube, wir haben ganz andere Probleme als das Geschwätz irgendwelcher Nachbarn, findest du nicht auch?« Er wartet nicht ab, ob ich etwas sage. Er nimmt einfach meinen Arm und schaut zu Gareth hoch, der nicht abgestiegen ist. »Du kennst die Adresse?«
Gareth nickt. »Ich richte mich ein und komme morgen wieder her.«
»Du bleibst in London?« Es scheint so, als seien ohne mein Wissen Absprachen getroffen worden, aber ich habe keine Lust, mich darüber zu ärgern. Ich bin einfach froh, dass Gareth uns nicht verlassen wird.
Er nickt. »Ja, Mylady. Ich will dich jetzt nicht verlassen. Dimitri hat mich in deine … Angelegenheit eingeweiht, nachdem …«
Ich wirbele zu Dimitri herum. Blankes Entsetzen steht mir ins Gesicht geschrieben. »Du hast es ihm gesagt?! Du hast ihm den Zweck unserer Reise verraten und … und alles andere auch?«
In seinen Augen liegt kein Bedauern. Nur Entschlossenheit. »Es wäre unvernünftig, ihn im Unklaren zu lassen. Wir brauchen alle treuen Verbündeten, die wir haben, und ich glaube, wir sind uns einig, dass niemand loyaler ist als Gareth.«
Gareth hat immer zu mir aufgeblickt. Ich frage mich, ob dieses neue Wissen – über die Prophezeiung und meine Rolle darin – seine Gefühle für mich beeinflussen wird. Aber als ich mich zu ihm umdrehe, kann ich nur Mitgefühl und Freundschaft in seinen lieben blauen Augen sehen.
»Du hast recht«, sage ich und zwinge mich zu einem Lächeln. »Ich bin sehr froh, dass du bei uns bist, Gareth, obwohl ich mir jetzt auch um dich Sorgen machen muss. Ich möchte um alles in der Welt nicht, dass du zu Schaden kommst.«
»Kein Grund, sich meinetwegen Sorgen zu machen, Mylady. Aber all diejenigen, die euch nach dem Leben trachten, sollten sich in Acht nehmen.« Er lächelt, aber in seinen Augen ist keine Freude zu erkennen. Sie sind hart, und ich beneide niemanden, der den Zorn dieses Mannes erregt. »Ich werde bleiben«, erklärt er, »und dich nach Avebury begleiten,
als zusätzlicher Schutz gegen mögliche Angreifer. Lady Abigail – möge sie in Frieden und ewiger Glückseligkeit ruhen – wäre gewiss damit einverstanden.«
»Ich glaube, du
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