Magie
einem Deckel?«, fragte sie den Ehemann. »Und eine Schale sauberes Wasser?«
Der Mann förderte die gewünschten Dinge zutage, und sie stellte sicher, dass der Krug sauber war, indem sie ihn in das Wasser tauchte, das sie mit Magie hatte aufkochen lassen. Der Mann beobachtete sie gelassen und ohne jedweden Kommentar, als sei es etwas ganz Gewöhnliches, dass das Wasser von selbst zu kochen begann.
Dann gab sie einige Tropfen des Reinigungsmittels in eine abgemessene Menge Wasser. Sie belehrte den Mann über die Anwendung und erklärte ihm, wann er die Nähte aufschneiden und entfernen solle. Er holte einen Beutel hervor, und sie hörte das Klappern von Münzen.
»Nein, du brauchst mich nicht zu bezahlen«, sagte sie.
»Aber wie sonst kann ich dich für deine Mühe entlohnen?«, fragte er.
»Dein ganzes Dorf versorgt uns mit Nahrung und Quartieren. Das belastet gewiss euer aller Vorräte. Außerdem wäre mein Meister nicht einverstanden damit, wenn ich dafür Geld nähme.«
Widerstrebend steckte er den Beutel wieder ein. »Dann werde ich dafür sorgen, dass ihr beide zum Abendessen einen meiner fettesten Rassooks bekommt«, erwiderte er lächelnd.
»Also, das könnte ich nicht so leicht ablehnen«, stellte sie mit einem Lächeln fest. »Und jetzt sollten wir besser zurückkehren, falls unser Meister uns braucht.«
Sie blickte auf Paova hinab. Die Frau schlief; ihr Mund war geschlossen und ihr Gesicht entspannt. »Und vergiss nicht, kein Dunda mehr.«
»Ich werde es nicht vergessen. Wann immer sie doch...« Er zuckte die Achseln. »Ich werde tun, was ich kann, um ihr beim Aufhören zu helfen.«
In behaglichem Schweigen gingen sie erschöpft zu den übrigen Meisterschülern zurück. Nach den Schatten der Bäume zu urteilen, vermutete sie, dass nur wenige Stunden verstrichen waren. Paovas Mann brachte auf ihre Bitte hin die Tasche ihres Vaters in Crannins Haus statt zu den Ställen. Wenn das nächste Mal jemand einen Blick hineinwarf, würde er vielleicht nicht so vernünftig oder respektvoll mit dem Inhalt umgehen.
Als sie sich den Meisterschülern näherten, wurde ihr bewusst, dass Jayan sie beobachtete, und sie sah ihn an. Er musterte sie mit fragender Miene.
»Was ist?«, fragte sie.
»Ich, ah, ich bin beeindruckt«, antwortete er errötend. »Was du dort getan hast... Ich hätte sie als unrettbar aufgegeben.«
Sie spürte, dass ihr Gesicht warm wurde. Er erkannte ihre Fähigkeiten an, wie sie es sich gewünscht hatte, aber aus irgendeinem Grund triumphierte sie nicht. Es war ihr nur … peinlich.
»Es hat lediglich beeindruckend ausgesehen«, antwortete
sie und wandte den Blick ab. »Aber eigentlich war es einfach. Eine alltägliche Arbeit.«
»Ah«, sagte er in einem Tonfall, als leuchteten ihm ihre Worte ein.
Nein, es war nicht einfach! hätte sie gern gesagt. Ich weiß nicht, warum ich das gesagt habe! Aber seine Aufmerksamkeit hatte sich bereits den anderen Meisterschülern zugewandt, und selbst wenn ihr eine Möglichkeit eingefallen wäre, wie sie sich hätte korrigieren können, ohne wie eine Närrin zu klingen, wäre es jetzt zu spät dafür gewesen.
Als die Magier aus Crannins Haus kamen, färbten bereits die letzten Sonnenstrahlen die obersten Blätter des Waldes. Ein Festmahl begann, serviert auf behelfsmäßigen Tischen im Freien und erhellt durch zahlreiche Fackeln und Lampen. Als man Tessia und Jayan jeweils einen großen, fetten Rassook vorsetzte, machte Jayan die Bemerkung, dass Tessia eindeutig großartig mit den Dorfbewohnern umgehen könne und es ihn nicht überraschen würde, wenn sie mit ihrem Charme Taschendiebe dazu bewegen könnte, Geld in ihre Börse zu stecken.
Erst nachdem die Mahlzeit vorüber war, fand Dakon einen Moment Zeit für ein persönliches Gespräch mit Jayan und Tessia. Er führte sie vom Haupttisch weg, ging zum Ende des Dorfes hinunter und dann wieder zurück. Wie die Dorfbewohner, Magier, Meisterschüler und Diener lachten, schwatzten und tranken, hätte man den Eindruck gewinnen können, es sei ein Festtag. Aber es machte den Schmerz und die Schuldgefühle über den Verlust Mandryns nur noch schwerer zu ertragen. Er wandte sich zu Tessia und Jayan um. Beide wirkten müde, obwohl sie den Tag nicht im Sattel verbracht hatten.
»Also, was könnt Ihr uns erzählen?«, fragte Jayan, und obwohl er leise sprach, war die Anspannung in seiner Stimme deutlich zu hören.
Dakon seufzte. Wie viel kann ich ihnen erzählen? Die Magier waren übereingekommen, dass
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