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Magie

Titel: Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan Michaela Link
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eines oder zweier Jahre. Andere wurden uralt. Ihr Vater hatte die Theorie gehabt, dies hänge damit zusammen, wie stark der Klumpen an dem Fleisch ringsum »festgeklebt« war.
    Dieser hier fühlte sich lose an, wie ein großer, leicht matschiger Stein unter der Haut. Vielversprechend. Tessia zog die Finger heraus und wischte sie an einem Tuch ab, das der Ehemann der Frau ihr hinhielt. Sie überlegte flüchtig, ob sie versuchen sollte, das Geschwür herauszuschneiden.
    Wie Jayan gesagt hat, ich bin keine Heilerin. Aber ich habe diese Prozedur beobachtet. Ich weiß, wie man es macht. Es wird nicht lange dauern, bis der Klumpen so groß wird, dass sie entweder verhungern oder ersticken wird. Ich habe die erforderliche Ausrüstung... Nun, bis auf die Kopfklammer. Ihr Vater benutzte eine Klammer, die er selbst entworfen und von dem Schmied hatte anfertigen lassen. Damit hatte er den Mund der Patienten offen gehalten, wenn er Zähne behandelt oder ähnliche Dinge getan hatte. Die Klammer verhinderte, dass sie ihn aus Schmerz oder Panik bissen.
    Als es an der Tür klopfte, verließ der Mann den Raum, und
einen Augenblick später kehrte er mit der Tasche ihres Vaters zurück. Sie bat ihn, den Tisch neben dem Bett abzuräumen, und während er das tat, nahm sie die allgemeine Untersuchung vor; ihr Vater hatte stets das Herz und die Atemrhythmen der Patienten beobachtet, bevor er solche Eingriffe vorgenommen hatte. Als der Tisch abgeräumt war, öffnete sie die Tasche und nahm Instrumente, Salben und ein beruhigendes Stärkungsmittel heraus.
    »Du solltest dies hier zuerst einnehmen«, erklärte Tessia der Frau und gab ihr das Stärkungsmittel. »Dann musst du dich auf die Seite legen. Gleich hier auf die Bettkante. Leg Kissen hinter dich und unter deinen Kopf. Blut und Speichel werden hinauslaufen, daher werdet ihr das Bett sicher mit Tüchern schützen und eine Schüssel auf den Boden stellen wollen.« Die beiden folgten ihren Anweisungen, ohne Fragen zu stellen, was sie aus irgendeinem Grund verunsicherte. Sie verließen sich auf sie. Was, wenn sie es falsch machte?
    Denk nicht darüber nach. Handele einfach.
    Eingedenk des Rates ihres Vaters, Familienmitglieder mit einzubeziehen, wies sie den Mann an, eine betäubende Salbe auf die Innenseite und die Außenseite der Wange der Frau zu streichen. Dies hatte den zusätzlichen Vorteil, dass Tessias eigene Hände nicht ebenfalls von der Salbe betäubt wurden.
    Sie nahm mehrere Klingen heraus und überprüfte deren Schärfe, aber als sie den Brenner aus der Tasche holte, hörte sie Paova wimmern. Sie blickte auf und stellte fest, dass die Atmung der Frau sich plötzlich beschleunigt hatte. Paovas Blick war auf die Klingen gerichtet. Ein Stich des Mitgefühls durchzuckte Tessia.
    »Es wird alles gut«, erklärte sie der Frau. »Es wird wehtun. Was das betrifft, will ich dich nicht belügen. Aber die Salbe hilft, und ich werde so schnell machen, wie ich kann. Du wirst es bald hinter dir haben, und dann wirst du nur noch einen säuberlich genähten Schnitt im Mund haben.«
    Die Atmung der Frau verlangsamte sich ein wenig. Ihr Mann setzte sich hinter sie aufs Bett und begann ihre Schultern zu massieren. Tessia holte tief Luft und wählte eine Klinge
aus. Dann wurde ihr bewusst, dass sie noch keins der Instrumente über der Flamme gereinigt hatte.
    Und ihr wurde klar, dass sie nicht mehr allzu lange zögern durfte, denn dann würde die Furcht die Oberhand über die Vernunft gewinnen.
    Kein Problem, dachte sie, und mit einem geringen Aufwand an Willen und Magie sterilisierte sie die Klinge, die sie in der Hand hielt. Dann machte sie sich ans Werk.
    Es war nicht leicht, aber es geschah auch nichts Unerwartetes oder Katastrophales. Nach einer halben Stunde hatte sie den Klumpen abgelöst, die Wunde vernäht und eine schützende Paste aufgetragen. Dann überprüfte sie noch einmal die Rhythmen der Frau und erklärte, dass ihre Arbeit erfolgreich gewesen sei. Als die Frau sich auf den Rücken drehte, erschöpft von Angst und Schmerz, stand Tessia auf und taumelte. Ihr war plötzlich schwindlig vor Erschöpfung.
    »Setz dich.«
    Sie blinzelte überrascht, als sie Jayans Stimme hörte. Sie hatte ganz vergessen, dass er da war. Er bot ihr einen kleinen, hölzernen Hocker an. Dankbar ließ sie sich nieder, und sofort ebbte der Schwindel ab. Sie zog die Tasche ihres Vaters näher heran, stöberte darin und nahm einen vertrauten Wundreiniger heraus.
    »Hast du einen sauberen kleinen Krug mit

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