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Magie

Titel: Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Trudi Canavan Michaela Link
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mit einem einzigen Blick, weil in der Mitte des Raums ein Mann auf einem großen Holzstuhl saß. Als sie ihn erkannte, tat ihr Herz vor Freude einen Satz.
    »Vater«, sagte sie.
    »Stara.« Er lächelte und winkte sie heran.
    Sie ging durch den Raum und war enttäuscht, dass er nicht aufstand, um sie zu begrüßen. Unsicher, was sie als Nächstes tun sollte, zögerte sie.
    »Setz dich«, sagte er und deutete auf einen kleineren Stuhl neben seinem.
    Sie nahm Platz und seufzte mit geziemender und nicht zur Gänze gespielter Anerkennung. »Ah. Man sollte meinen, nachdem ich den ganzen Tag gesessen habe, würde ich einen Stuhl nicht einmal ansehen wollen.«
    »Das Reisen ist ermüdend«, pflichtete er ihr bei. »Wie war die Fahrt? Haben meine Männer dich gut behandelt?«
    »Interessant, und ja, das haben sie«, antwortete sie.
    »Hast du Hunger?«
    »Ein wenig.« In Wahrheit war sie vollkommen ausgehungert.
    Er machte eine knappe Handbewegung, und ein Gong auf der anderen Seite des Raums ertönte. Einen Moment später kam ein Sklave hereingelaufen und warf sich zu Boden.
    »Bring Herrin Stara etwas zu essen.«
    Der Sklave sprang auf und eilte davon. Stara starrte auf die Tür, durch die er verschwunden war. Sein Erscheinen und sein Abgang waren so dramatisch gewesen, dass Stara es nur komisch finden konnte. Sie musste den Drang zu lachen niederkämpfen.

    »Du wirst dich an die Sklaven gewöhnen«, meinte ihr Vater. »Irgendwann vergisst du, dass sie da sind.«
    Sie sah ihn an und biss sich auf die Unterlippe. Ich will mich nicht so sehr an sie gewöhnen, dass ich ihre Anwesenheit vergesse, dachte sie. Der nächste Schritt wäre vielleicht zu vergessen, dass sie Menschen sind.
    Das Gespräch wandte sich ihrer Mutter zu. Sie erzählte ihm von den letzten Geschäften und von neuen Kunden, ebenso von einer Idee, mit der ihre Mutter sich trug - einen Handel mit Segeltuchfarbe zu entwickeln.
    »Sie haben ungefärbtes Segeltuch benutzt, aber wenn wir die richtigen Personen auf die Vorzüge von gefärbtem Tuch aufmerksam machen können und die Idee an Beliebtheit gewinnt, könnten wir einen vollkommen neuen Markt erschließen.« Sie grinste. »Das war meine Idee. Ich habe einige Kinder mit Spielzeugbooten spielen sehen und...«
    Ärgerlicherweise wählten einige Sklaven gerade diesen Augenblick, um mit dem Essen einzutreten. Sie hatte auf irgendeine Anerkennung oder auch nur eine Meinung von Seiten ihres Vaters gehofft, aber das Eintreffen der Sklaven hatte ihn vollkommen abgelenkt. Aus einer Schachtel neben seinem Stuhl nahm er zwei kleine, aber tödlich aussehende Messer, von denen er ihr eines reichte.
    Mit einem leisen Seufzer beobachtete sie, wie sich ein seltsames Ritual entfaltete. Die Sklaven fielen abwechselnd vor ihrem Vater auf die Knie. Er wählte einige Bröckchen einer Speise aus, spießte sie mit seinem Messer auf und führte das Essen an die Lippen. Dann bedeutete er ihr, von der Speise zu kosten, und der Sklave rutschte seitlich durch den Raum, bis er vor Stara kniete.
    Ihre Mutter hatte ihr beschrieben, wie Sachakaner aßen, und sie gewarnt, dass der Herr eines Besitzes stets vor allen anderen aß. Stara war sich nicht sicher, wie viel sie essen sollte, da er nur wenig von jedem Teller nahm und es so aussah, als würden noch etliche weitere Gerichte hereingebracht werden.
    Wann immer sie genug von einem Teller gegessen hatte, blieb der Sklave, wo er war, bis ihr Vater ihm etwas anderes
befahl. »Fertig«, sagte er jedes Mal, dann sah er sie an und erklärte ihr, sie solle den Sklaven entlassen, wenn sie genug gegessen habe.
    Bevor ihr Hunger zur Gänze gestillt war, aber lange nachdem das Ritual den Reiz des Neuen verloren hatte, machte er eine abrupte Handbewegung und sagte einfach: »Geht.« Die Sklaven eilten davon, ohne mit ihren nackten Füßen auf den Teppichen den geringsten Laut zu machen. Ihr Vater drehte sich zu ihr um.
    »In einer Woche werde ich einige wichtige Besucher bewirten, und du wirst dabei zugegen sein. Du musst mit den sachakanischen Sitten vertraut gemacht werden. Die Sklavin, die sich als Kind um dich gekümmert hat, wird dich lehren, was du wissen musst.« Er lächelte, dann trat ein leicht entschuldigender Ausdruck in seine Züge. »Ich wünschte, ich hätte dir mehr Zeit geben können, damit du dich vorher einleben kannst.«
    »Ich werde schon zurechtkommen«, antwortete sie.
    Er nickte und blickte ihr forschend ins Gesicht. »Ja. Falls du irgendwelche Fehler machst, denke ich, wird

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