Magie
Augenbrauen an. »Ihr müsst mir verraten, welche Vorkehrungen Ihr getroffen habt. Ich habe mich schon gefragt, was ich tun werde, wenn... wenn diese Zeit weiblicher Unannehmlichkeiten kommt.«
»Magie macht es natürlich leichter. Stellt Euch nur vor, wie übel wir alle inzwischen riechen würden, wenn wir unsere Kleider nicht waschen könnten, weil wir keine Zeit hätten, sie zu trocknen.«
Avaria kicherte. »Es überrascht mich, dass Eure Kleider sich inzwischen nicht in Lumpen verwandelt haben.«
»Wir haben in den Dörfern neue Kleider und Schuhe gekauft oder geschenkt bekommen. Sie sind nicht immer nach jedermanns Geschmack, aber ich denke, selbst der Wählerischste unter uns musste zugeben, dass feine Tuche nicht lange halten, wenn man jeden Tag reitet.«
»Außerdem wäre es eine Verschwendung von feinem Tuch.«
»Ja.« Tessia lachte leise. »Das können wir nicht zulassen.«
»Was ist das für eine Wolke vor uns...?«, begann Avaria, bevor ihre Stimme sich verlor. Tessia schaute die Frau an und sah, dass sie in die Ferne starrte. Als sie Avarias Blick folgte, bemerkte sie Rauch, der über einer Ansammlung winziger Gebäude im Tal unter ihnen gen Himmel stieg. Sofort krampfte sich ihr Magen zusammen.
Ein Raunen lief durch die Reihen der Magier und Meisterschüler, als sie den Rauch sahen. Obwohl ihre Worte leise waren, hörte Tessia den Ingrimm in ihren Stimmen, und es wurde ihr noch flauer im Magen.
»Ist das Vennea?«, fragte irgendjemand.
»Ich denke, ja.«
Der Rest des Morgens verstrich langsam und quälend. Manchmal beschrieb die Straße eine Biegung, von der aus sie den Rauch nicht sehen konnten. Wann immer das Tal wieder in Sicht kam, wirkte der Rauch noch schlimmer als zuvor. Niemand sprach. Aber sie hatten ihr Tempo beschleunigt, und die Stille wurde nur durchbrochen vom Schnauben der Pferde.
Endlich erreichten sie ebenen Boden auf dem Grund des Tals, und die Straße führte jetzt geradeaus. Obwohl sie die Stadt nicht mehr sehen konnten, zeichnete die Rauchwolke sich jetzt als dunkler Schatten vor dem klaren Himmel ab. Gleichzeitig war die bisher beinahe verlassene Straße vor ihnen plötzlich voller Menschen - sie gingen zu Fuß oder fuhren in Karren, und kleine Gruppen von Haustieren zockelten hinter ihnen her.
Ihr Herz wurde schwer, als sie die große Zahl von Menschen sah. Sie alle kamen auf die Magier zu. Als sie langsam Einzelheiten ausmachen konnte, sah sie, dass die Menschen den Kopf drehten und hinter sich blickten, und sie bemerkte die
Hast in ihren Bewegungen. Als ein Tier aus einer Gruppe von Rebern sich von den übrigen entfernte, machte der Hirt keinen Versuch, das Tier aufzuhalten oder ihm nachzusetzen.
Die Magier verfielen in grimmiges Schweigen. Langsam schrumpfte der Abstand zwischen den beiden Gruppen. Mehrere Schritte, bevor die Einheimischen die Magier erreichten, wurden Rufe laut, und einige der Menschen zeigten in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
»Sachakaner!«
»Sie haben Vennea angegriffen! Sie haben Vennea in Schutt und Asche gelegt!«
»Sie töten Menschen!«
Tessia beobachtete, wie die Einheimischen stehen blieben und Werrin umringten. Den Fragen des Magiers folgte ein Dutzend Antworten, und sie war außerstande, viel zu verstehen. Nach einigen Minuten hörte sie Werrins Stimme, die die anderen übertönte.
»Ihr müsst nach Süden ziehen. Dieser Weg hier wird euch in die Berge bringen, wo noch mehr Sachakaner lauern.«
»Aber wir können nicht zurückgehen!«
»Ihr müsst umkehren«, erwiderte Werrin und deutete nach Westen.
Nach weiterem Hin und Her zogen die Menschen sich an den Straßenrand zurück, sodass die Magier weiterreiten konnten. Narvelan, dem es seit dem Eintreffen der Verstärkungstruppen gelungen war, sich eine Position in der Nähe der Anführer zu sichern, wendete sein Pferd und ritt zu Dakon, Everran und Avaria zurück.
»Die Einheimischen berichten, dass vor weniger als einer Stunde etwa zwanzig Magier Vennea angegriffen haben«, erklärte er. »Sie zerstören die Stadt, daher steht zu bezweifeln, dass sie versuchen werden, sie zu besetzen, wie sie es in Tecurren getan haben.«
»Ich nehme an, Späher werden die Zahl bestätigen, bevor wir uns einen Angriffsplan zurechtlegen«, sagte Everran.
»Ja. Es ist wahrscheinlich, dass sie...«
Lord Werrin? Magier Sabin?
Beim Klang der Stimme in ihren Gedanken, zuckte Tessia zusammen. Sie schaute sich um und sah ihre eigene Überraschung auf den Gesichtern um sie herum
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