Magie
»Nein. Ich weiß.« Sie fluchte. »Was kann ich tun? Weglaufen? Ihm sagen, dass ich, wenn er mich gegen meinen Willen verheiratet, dafür sorgen würde, dass ich niemals ein Kind bekomme?«
Ikaro zuckte merklich zusammen, eine Reaktion, die sie in ihrem Auf und Ab innehalten ließ. Sie musterte ihn. Vater hat gesagt, Ikaros Frau könne keine Kinder zur Welt bringen. Er ist jetzt seit einigen Jahren verheiratet. So, wie es klingt, mag und respektiert er seine Frau. Aber wenn sie unfruchtbar ist... Und Vater hat gesagt, er brauche einen Erben. Um zu verhindern, dass dem Kaiser nach Ikaros Tod das Familienvermögen zufällt.
»Sagt es ihr«, sagte Vora mit leiser, eindringlicher Stimme. Ikaro stützte den Kopf in die Hände, dann richtete er sich wieder auf. »Wenn du kein Kind zur Welt bringst, wird Vater dafür sorgen, dass ich es tue. Indem er mir die Freiheit verschafft, es mit einer anderen Ehefrau zu versuchen.«
Stara starrte ihn an, während ihr langsam die Bedeutung seiner Worte dämmerte. Er wird Nachira ermorden. Deshalb ist Ikaro zusammengezuckt. Er liebt Nachira. Ich muss ein Kind bekommen, damit Vater keinen Grund hat, sie zu töten. Eine Welle des Entsetzens schlug über ihr zusammen. Wenn mich doch nur irgendjemand aus diesem Land schaffen könnte!
Aber wenn es jemand tat, würde Nachira trotzdem sterben. Obwohl sie der Frau nie begegnet war, wusste Stara, dass sie sich immer dafür verantwortlich fühlen würde, wenn etwas, das sie getan - oder nicht getan - hatte, zum Tod eines anderen Menschen führte.
War sie bereit, einen Fremden zu heiraten und seine Kinder zu bekommen, nur um das zu vermeiden?
Besteht überhaupt die geringste Chance, dass ich aus Sachaka herauskommen könnte? Vater kann mich trotzdem an irgendeinen Mann seiner Wahl verheiraten, ob ich es will oder nicht. Ich habe kein Mitspracherecht.
»Also ist Vater bereit, Nachira ermorden zu lassen, nur damit dem Kaiser das Familienvermögen nicht in die Hände fällt.«
»Ja.«
Sie schüttelte den Kopf. »Er muss den Kaiser wirklich verabscheuen.«
»Für ihn ist es eher eine Frage des Stolzes«, erklärte Ikaro ihr. »Gewiss ist es keine Sorge um meinetwillen oder die Überlegung, dass Nachira, sollte ich vor ihr sterben, weder Geld noch ein Zuhause haben wird.«
Er blickte schuldbewusst drein, aber seine Augen flehten sie an.
»Ich weiß, ich bitte dich, etwas zu tun, das du nicht tun willst, und ich wünschte, es gäbe eine andere Möglichkeit. Wenn ich dir etwas als Gegenleistung dafür geben könnte, würde ich es tun, aber ich weiß, dass die Dinge, die du dir am meisten wünschst, dazu führen würden, dass... dass sie dann dennoch...«
Stara holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus. »Es klingt so, als müsste ich Nachira kennenlernen.«
Ikaros Augen leuchteten auf. »Du wirst sie mögen.«
»Das hast du schon einmal gesagt. Ich werde mich zu nichts verpflichten, bis ich Zeit hatte, darüber nachzudenken.« Sie hielt inne, als ihr plötzlich eine Idee kam. »Als du gesagt hast, du würdest mir etwas als Gegenleistung geben...«
Er zögerte, runzelte die Stirn und lächelte dann. »Wenn ich es geben kann, werde ich es tun.«
»Lehre mich höhere Magie.«
Wieder sah sie Überraschung, dann Sorge und schließlich Erheiterung. Am Ende nickte er. »Ich werde ebenfalls darüber nachdenken müssen. Und mich mit Nachira beraten. Sie sieht häufig Konsequenzen, wo ich blind bin.«
»Natürlich«, sagte sie. Dann wandte sie sich zu Vora um und sah, dass die Frau breit lächelte. »Weshalb machst du so ein selbstgefälliges Gesicht, Vora?«
Die Augen der Frau weiteten sich, und ein wenig überzeugender Ausdruck trat in ihre Züge. »Ich bin bloß eine Sklavin, Herrin, und habe keinen Grund, selbstgefällig zu sein.«
Zu Staras Erheiterung verdrehte Ikaro die Augen. »Ich weiß nicht, warum Vater dich behält, Vora.«
»Weil ich mich so gut darauf verstehe, seine Kinder in Schach
zu halten.« Sie stand auf und machte einen Schritt weg von dem Springbrunnen. »Kommt jetzt, Herrin. Zu viele Stunden in der Sonne werden Euch vor Eurer Zeit altern lassen.«
Als sie sich von dem Springbrunnen entfernte, rief Ikaro ihnen leise nach.
»Wir dürfen nicht zu lange mit einer Entscheidung warten, Stara. Es gibt Gerüchte, nach denen Kaiser Vochira möglicherweise gegen Kyralia in den Krieg ziehen wird. Wenn Vater mich fortschickt, um zu kämpfen, werde ich niemanden beschützen oder unterrichten können.«
Stara drehte
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