Magie
ihr
Hochzeitskleid auszuwählen. In Sachaka trugen die Frauen einfach ein weiteres Wickeltuch, obwohl dieses ausnahmsweise einmal von einer gedeckten Farbe war, und dazu einen Kopfschmuck, an dem ein Schleier befestigt war. Dieses traditionelle Hochzeitsgewand hatte sich seit Jahrhunderten kaum verändert.
Stara erhob sich und betrachtete das Bündel schwarzen Tuchs in Voras Händen. »Dann lass es mich sehen.«
Als die Frau das Tuch entfaltete, sah Stara ein Wogen winziger Lichttupfen. Sie trat näher und besah sich den Stoff. Die rechte Seite war mit feiner Stickerei bedeckt, zu der ungezählte winzige, scheibenförmige schwarze Perlen gehörten.
»Hübsch«, sagte sie. »Die Elynerinnen wären begeistert davon. Ich frage mich, warum dieser Stoff es nie auf den Markt geschafft hat.«
»Weil er nur für Hochzeitsgewänder benutzt wird«, erwiderte Vora. »Die Quans werden aus der seltenen Quannenmuschel geschnitzt. Das ist sehr langwierig und macht den Stoff sehr teuer. Es ist außerdem Tradition, die Perlen auf dem Gewand einer Mutter für das ihrer Tochter aufzubewahren. Aber da Eure Mutter ihr Gewand nach Elyne mitgenommen hat, musste Euer Vater für dieses Kleid neue Quans kaufen.«
»Das war sehr großzügig, wenn man bedenkt, dass er der Meinung ist, ich sei als Ehefrau wertlos.« Stara richtete sich auf und ging zum Waschbecken hinüber. In ihrem Magen hatte wieder dieses eigenartige Flattern begonnen. »Entweder das, oder er war dazu gezwungen, weil er es nicht wagt, meiner Mutter mitzuteilen, dass er mich verheiratet.«
»Ich bezweifle, dass im Augenblick irgendeine Nachricht zu Eurer Mutter durchkommen würde«, rief Vora ihr ins Gedächtnis.
Stara seufzte. »Nein. Dieser verwünschte Krieg.« Sie streifte ihr Nachtgewand ab und wusch sich, dann ließ sie sich von Vora in den Umhang hüllen. Anschließend machte die Sklavin sich über Staras Haar her, das sie sorgfältig arrangierte und mit Nadeln feststeckte. Als sie zufrieden war, trat sie zurück und musterte Stara von Kopf bis Fuß.
»Ihr seht wunderschön aus, Herrin«, sagte sie, dann schüttelte sie den Kopf. »Ihr seht schön aus, gleich nachdem ihr aus dem Bett kommt, in schlechter Laune und mit verheddertem Haar. Ich brauche nur dafür zu sorgen, dass Ihr wie eine Braut ausseht. Ah, ich wünschte, es wäre immer so leicht, meine Befehle auszuführen.«
Stara war aufgefallen, dass Vora eine große Schatulle auf den Tisch gestellt hatte. Jetzt öffnete Vora sie und nahm eine schwere Masse wogenden Stoffs und Juwelen heraus. Der Stoff war gazeartig und wies ein kunstvolles Muster aus Quans auf.
»Das ist der Kopfschmuck«, erklärte die Sklavin, dann ließ sie ihn wieder in die Schatulle fallen. »Möchtet Ihr etwas essen, bevor ich ihn Euch aufsetze?«
Stara, deren Magen sich bei diesem Vorschlag zusammenkrampfte, schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Wie wäre es mit ein wenig Saft?« Vora trat an einen Beistelltisch und griff nach einem gläsernen Krug. »Ich habe welchen mitgebracht.«
Stara zuckte die Achseln. Sie nahm das Glas Saft entgegen, das die Sklavin ihr einschenkte, und nippte daran. Gegen ihre Erwartung rebellierte ihr Magen keineswegs. Stattdessen breitete sich ein kühles, ruhiges Gefühl in ihr aus, und sie betrachtete den Saft mit versonnener Miene.
»Hast du auch in den Saft Kräuter gegeben?«
Vora lächelte. »Nein, aber es ist bekannt, dass Saft aus Cremeblumen und Pachi eine beruhigende Wirkung hat.« Sie musterte Stara. »Trinkt aus. Wir haben nicht den ganzen Morgen Zeit.«
Während sie weiter an dem Saft nippte, sah Stara sich im Raum um. Vora hatte ihr versichert, dass die wenigen Dinge, die sie aus Elyne mitgebracht hatte - Kleinigkeiten, die sie an ihre Mutter und ihre Freunde erinnern sollten -, in ihr neues Haus geschickt werden würden, zusammen mit all den Kleidern, die seit ihrer Ankunft für sie gefertigt worden waren. Als sie das Glas geleert hatte, sah sie sich ein letztes Mal in den Räumen um, in denen sie während der vergangenen Monate gelebt hatte.
Dann wandte sie sich ab und reichte Vora das leere Glas. Die Frau stellte es beiseite, dann wandte sie sich wieder dem Kopfschmuck zu. Sie hob ihn aus der Schatulle und teilte den Stoff an der Vorderseite vorsichtig. Stara musste sich vorbeugen, damit die Sklavin ihn ihr auf den Kopf setzen konnte. Sofort fühlte Stara sich erdrückt. Sie konnte durch den Stoff kaum sehen, und ihr Atem erwärmte die Luft darin sehr schnell.
»Hört auf, daran zu
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