Magie
und sich in Höhlen und leer stehenden Häusern versteckt, interessant.«
Jayan grinste. »Du kannst sie erzählen, wenn wir heute Nacht versuchen, ein wenig Schlaf zu bekommen.«
»Wenn du darauf bestehst... Wie geht es Tessia?«
Ein verräterischer Stich der Eifersucht durchzuckte Jayan, aber er ignorierte ihn. »Sie heilt noch immer jeden, den sie dazu bewegen kann, lange genug still zu sitzen.«
»Das dürften ziemlich viele sein, stelle ich mir vor.« Ein gehetzter Ausdruck trat in Mikkens Augen. »Obwohl ich mich auf dem Rückweg gefragt habe, ob die Sachakaner überhaupt jemanden am Leben gelassen haben. Ich wäre nicht überrascht, wenn Tessia nicht allzu viele Patienten gehabt hätte.«
»Sie hatte jede Menge Patienten«, versicherte Jayan ihm. Er dachte an den verbrannten Mann und schauderte. Dann beschloss er, das Thema zu wechseln, und blickte zu dem Bauernhaus hinüber. »Dies ist anscheinend eine Weinkellerei.«
»Ja«, antwortete Refan. »Und sie machen hier nicht nur Wein.«
»Was machen sie denn sonst noch?«, fragte einer der anderen Meisterschüler.
»Bol.«
Jayan schnitt eine Grimasse und sah einen ähnlichen Ausdruck auf allen Gesichtern. Nur Refan wirkte nachdenklich.
»Wisst Ihr, wenn alle Magier ihren Anteil an Lord Franners Wein bekommen haben, wird für die Meisterschüler wahrscheinlich keiner mehr übrig sein. Ich wette, wir könnten in einem dieser Lagerhäuser ein oder zwei Fässer Bol für uns finden. Bol mag ein Arme-Leute-Getränk sein.« Refan lächelte. »Aber es ist erheblich stärker, sodass wir nicht viel zu trinken brauchen.«
Stärker als was?, überlegte Jayan. Zu seinem Missfallen wirkten die anderen Meisterschüler interessiert.
»Was glaubst du, wo das Bol gelagert wird?«
Refan sah sich um, und seine Augen wurden schmal. »Wir sollten uns einmal umschauen.« Er ging an der Seite des Lagerhauses entlang, neben dem sie standen.
Als die anderen ihm folgten, überlegte Jayan, ob er sie sich selbst überlassen sollte. Aber ich sollte sicherstellen, dass sie nicht in Schwierigkeiten geraten. Um ihrer selbst willen und um meinetwillen. Dakon würden vielleicht Zweifel kommen, ob er mich in die höhere Magie einweihen soll, wenn ich diesem Jungen erlaube, sich zum Narren zu machen. Er eilte hinter ihnen her.
Als Refan das Ende des Lagerhauses erreichte, ging er um die Ecke. Vor zwei riesigen, stabilen Türen, die von einem großen Eisenschloss zusammengehalten wurden, blieb er stehen. Zu Jayans Erheiterung schnupperte er an der Ritze zwischen den Türen.
»Wein«, erklärte er. Dann zuckte er die Achseln, drehte sich um und ging zu einem anderen Lagerhaus hinüber.
Zwei weitere Lagerhäuser wurden der gleichen Untersuchung unterzogen, und Refan kam zu demselben Schluss wie bei seinem ersten Versuch. Beim vierten Gebäude hatten sie sich von den Magiern schon so weit entfernt, dass deren Stimmen nur noch als leises Summen vernehmbar waren und die Gruppe ihren Weg mit kleinen, magischen Kugellichtern erhellen musste.
Als Refan diesmal an den Türen geschnuppert hatte, drehte er sich mit einem breiten Grinsen zu den anderen um.
»Aha! Eindeutig Bol.«
Die Luft rund um das Lagerhaus hatte einen unverkennbar anderen Geruch, aber das Schloss war genauso groß und robust wie das der übrigen Lagerhäuser. Refan blickte zu den versammelten Magiern hinüber wie jemand, der drauf und dran war, einen Schelmenstreich zu begehen, dann griff er nach dem Schloss. Bestürzung stieg in Jayan auf.
»Was hast du... du wirst doch nicht einbrechen, oder?«, fragte einer der jüngeren Meisterschüler ängstlich.
»Nein.« Refan lachte. »Ich werde nichts zerbrechen. Oder etwas nehmen, das uns nicht bereits angeboten worden wäre.«
Er starrte das Schloss an, dann war ein Klicken zu vernehmen, und der Mechanismus öffnete sich. Trotz seiner Logik ist dies hier falsch, dachte Jayan. Ich sollte dem ein Ende machen. Eine der Türen schwang auf, und Refan schlüpfte hindurch. Bevor er sich entscheiden konnte, was er sagen sollte, waren die anderen Meisterschüler Refan bereits gefolgt.
Im nächsten Moment hörte er einen wortlosen Ausruf der Enttäuschung. Ein Klirren war zu vernehmen, gedämpfte Stimmen, dann traten die anderen Meisterschüler wieder heraus. Refan hielt eine Flasche in der Hand.
»Es ist kein Bol. Es ist Weißwasser. Ein Reinigungsmittel. Riecht mal.« Er hielt die Flasche jedem der Meisterschüler hin, die das Gesicht verzogen, während sie an dem offenen
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