Magie
Vieh jener, die vor den Eindringlingen geflohen waren. Jetzt erkannte er in dem Gestank diesen bestimmten Geruch von Menschen, die unter einfachsten Bedingungen auf beengtem Raum lebten ohne jede Möglichkeit, ihren Unrat wegschaffen zu können.
Als die Armee noch näher rückte, kamen die Menschen zwischen den Baracken hervor, und schon bald hatte sich zu beiden Seiten der Straße eine große Menge versammelt. Was wissen sie? Haben sie gehört, dass wir besiegt worden sind? Erwarten sie eine triumphierende Siegeserklärung? Dakon sah, dass die Menschen auch schon die Straßen innerhalb der Stadt säumten.
Tausende erwartungsvoller Gesichter sahen zu, wie der König
die Armee durch die ausgedehnten Elendsviertel führte. Ein Tosen von Stimmen erhob sich. Dakon konnte nicht erkennen, ob die Menschen jubelten oder höhnten, ob sie lediglich versuchten, den Lärm zu übertönen, oder ob sie die Magier anschrien, denn das Getöse war ohrenbetäubend.
Die Armee war bis zum Marktplatz gezogen, wo der König anhielt. Lord Sabin bedeutete den Magiern und Meisterschülern, sich hinter ihm zu versammeln, mit dem Rücken zum Hafen. Ein Karren wurde herbeigerollt, und der König kletterte darauf. Dort stand er hoch aufgerichtet und schweigend und betrachtete die Menge vor ihm mit einem Ausdruck ernster Geduld. Lord Sabin trat neben ihn.
»Bitte, seid still, damit der König sprechen kann«, rief er, eine Forderung, die er mehrmals wiederholen musste.
Langsam verebbte der Lärm.
»Männer und Frauen von Kyralia«, begann König Errik. »Eure Magier haben für eure Freiheit gekämpft. Sie haben gekämpft, und sie sind gestorben. Zweimal haben sie den Feind zu einer Schlacht gestellt; zweimal sind sie besiegt worden.«
Dakon, der die Gesichter der Menge beobachtete, sah Entsetzen und Furcht. Der König hielt lange genug inne, um ihnen Zeit zu geben, die Nachricht zu verarbeiten, dann fuhr er fort. Er lächelte.
»Aber wie es bei Magie immer der Fall ist, nichts ist simpel oder eindeutig.« Dakon beobachtete zu seiner Erheiterung, dass die Menschen in der Menge nickten, als wüssten sie, wovon der König sprach. »Die Sachakaner mögen uns überwältigt haben, aber jedes Mal haben sie dafür einen hohen Preis gezahlt. In der ersten Schlacht sind viele von ihnen gestorben, aber unsere Magier haben allesamt überlebt, um abermals zu kämpfen. In der zweiten Schlacht haben beide Seiten Verluste erlitten, aber wir waren fast ebenso stark wie die Feinde. Sie haben nur knapp gesiegt. Und wir haben überlebt, um abermals zu kämpfen.«
Er hielt erneut inne und ließ mit grimmiger Miene den Blick über die Menge gleiten. »Die dritte Schlacht wird über unsere Zukunft entscheiden.« Der Anflug eines Lächelns kehrte zurück.
»Ich denke, wir können sie gewinnen. Warum? Weil unser Schicksal jetzt nicht nur von den Magiern hinter mir abhängt. Es hängt von euch ab.«
Dakon sah viele Menschen die Stirn runzeln, aber die meisten von ihnen waren einfach verwirrt. Er fing auch einige skeptische Blicke auf. Ein Raunen lief durch die Menge, das jedoch schnell wieder verebbte. Der König breitete die Arme weit aus, als wolle er die Menge umfassen.
»Unsere Zukunft hängt davon ab, dass ihr euren Magiern eure Stärke gebt. Eine Stärke, die ihr alle besitzt, ganz gleich, ob reich oder arm, und die ihr jenen geben könnt, die in der Lage sind, sie zu eurer Verteidigung zu nutzen. Ich sage ›geben‹, weil ich dies von keinem Mann und keiner Frau verlangen würde. Ihr seid keine Sklaven - obwohl ihr es, wenn es nach dem Willen der Sachakaner geht, bald sein werdet. Ich würde lieber sterben, als mich selbst oder mein Volk der Barbarei ihrer Sitten auszuliefern.«
Er drückte die Schultern durch. »Aber wenn ihr euch dafür entscheidet, eure Stärke den Magiern zu geben, wird es nicht nur magische Stärke sein, die wir nutzen, um die Sachakaner zu besiegen. Es wird die Stärke der Einigkeit sein. Die Stärke des Vertrauens und des Respektes vor dem, was wir alle gemeinsam erreichen können, Magier und Nichtmagier, Arm und Reich, Diener und Herr. Die Stärke der Freiheit, die über die Sklaverei triumphiert.« Er hob die Stimme. »Ihr werdet beweisen, dass man kein Magier zu sein braucht, um die Macht und den Einfluss zu haben, unsere Feinde zu besiegen.«
Als Dakon die Leidenschaft in der Stimme des Königs hörte, durchlief ihn ein Schauder der Erregung. Wieder blickte er forschend in die Gesichter der Menschen. Viele sahen den König
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