Magie
haben.
Er schaute zu Narvelan hinüber. Der Gesichtsausdruck des jungen Magiers war düster und grüblerisch. Er war in letzter Zeit immer düster und grüblerisch. Der unbeschwerte Freund, den Dakon gekannt hatte, zeigte sich immer noch ab und zu, aber in Narvelans Sinn für Humor schwang jetzt eine unangenehme Schärfe mit. Er war der einzige Magier gewesen, der sich bereitgefunden hatte, Lord Werrins Pferd zu übernehmen. Niemand sonst hatte es haben wollen, wohlwissend, dass die Stute ihn ständig an das Opfer ihres früheren Besitzers erinnern würde.
Dakon schauderte bei der Erinnerung. Als die letzte Kraft der Magier zu versiegen drohte, hatte Lord Werrin die Armee abgeschirmt, während alle sich bemüht hatten, sich auf die Pferde zu schwingen und davonzureiten. Der König hatte ein Pferd zu Werrin geführt. Der Magier hatte einige leise Worte mit dem König gewechselt, der daraufhin blass geworden war und ihn einen Moment lang angestarrt hatte. Dann hatten
Erriks Züge sich verhärtet. Er hatte genickt, den Arm seines Freundes umfasst und sich dann abgewandt, wobei er das Pferd mitgenommen hatte.
Werrin hatte seinen Schild noch immer aufrechterhalten, als die letzten Magier davongeritten waren. Dakon hatte sich die Zeit genommen, sich noch einmal umzudrehen, bevor Narvelan ihn zur Eile getrieben hatte und sie beide davongaloppiert waren.
Viel länger konnte Werrin nicht gelebt haben.
Später an jenem Tag waren die Elyner erschienen.
Ah, welche Bitterkeit es mit sich brachte, wenn die Dinge nicht zur rechten Zeit geschahen, ging es Dakon durch den Sinn. Wenn sie nur ein oder zwei Tage früher gekommen wären. Oder wenn wir gewusst hätten, dass sie kommen würden, dann hätten wir vielleicht noch einen Tag länger gewartet, bevor wir uns den Sachakanern entgegengestellt hätten.
So viele Tragödien hatten sich ereignet, weil bestimmte Informationen nicht rechtzeitig eingetroffen waren. Er hätte Mandryn nicht verlassen, hätte er von Takados bevorstehendem Angriff gewusst. Er hätte das Dorf räumen lassen. Wenn der König sicher gewesen wäre, dass die Sachakaner in das Land einfallen würden, hätte er sich darauf vorbereiten können. Hätte es vielleicht sogar verhindern können.
Niemand konnte die Zukunft voraussagen. Nicht einmal ein Magier. Und selbst Magier konnten, was ihre eigene Stärke oder die des Feindes betraf, nur Vermutungen anstellen. Dakon war sich so sicher gewesen, dass sie mit einer Armee, die größer war als die des Feindes, die Schlacht gewinnen würden. Er und viele, viele andere hatten sich geirrt.
Würden sie sich wieder irren? Sie hatten keine andere Wahl, als abermals zu versuchen, die Stärke des Feindes zu erraten. Es waren mehr Sachakaner gestorben als Kyralier, obwohl Erstere sich bemüht hatten, es ihren Gegnern gleichzutun und einander zu schützen. Zahlenmäßig waren die Kyralier stärker geworden.
Einmal mehr hatten sie überlebt, um sich aufs Neue zu stärken. Bisher hatten sie von ihren Meisterschülern nur die Stärke
eines einzigen Tages gewonnen. Die Sachakaner hatten Sklaven und dazu all jene, die das Pech hatten, ihren Weg zu kreuzen. Unglücklicherweise war nicht genug Zeit gewesen, um die Dörfer zwischen Kaltbrücken und Imardin wirksam räumen zu lassen. Und dann waren da noch die Diener der Armee, die sie in Kaltbrücken zurückgelassen hatten. Obwohl sie ein wenig früher als die Städter gewarnt worden waren, konnten die Sachakaner sie mühelos eingeholt haben.
Kyralia hatte jedoch neue Verbündete: die Elyner.
Ihr Anführer war ein kleiner, aber mit einem scharfen Verstand gesegneter Magier namens Dem Ayend. Der Dem ritt an der Spitze der Armee, zusammen mit dem König und Sabin. Sie hatten auf dem Weg zur Stadt soeben eine niedrige Anhöhe überwunden und konnten jetzt weit ins Land sehen. Es war übersät mit unzähligen behelfsmäßigen Unterkünften und Menschen.
Das Herz tat Dakon weh, als er begriff, was dies war. Die Elendsviertel rund um die Stadt waren auf das Hundertfache ihrer ehemaligen Größe angeschwollen, als die Menschen vom Land eingetroffen waren, Menschen, die kaum mehr besaßen als das, was sie hatten tragen können, und die sich niederließen, wo immer sie Platz fanden. Als die Armee näher kam, wurde ein bestimmter Gestank stärker. Der Geruch war ihm bereits früher aufgefallen, aber er hatte angenommen, es müsse sich dabei um die Exkremente der vielen Tiere handeln, die auf den Hängen des breiten Tales grasten, das
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