Magie
noch Platz im Wagen.«
»Warum nicht?« Avaria lächelte Tessia zu. »Ich denke, wir haben heute alles ausgegeben, was wir ausgeben wollten, nicht wahr?«
Tessia nickte. Sie hatte noch kein Geschenk für ihre Mutter gekauft, aber sie war davon überzeugt, dass sie dazu noch reichlich Gelegenheit haben würde.
Sie folgten Falia die Straße entlang zu einem Laden, der Gewürze und andere Zutaten verkaufte, außerdem eine Vielzahl von süßen Leckereien. Spitzkuchen entpuppten sich als kleine kegelförmige, duftige Brote, die mit feinem Zucker bestäubt waren. In diesen Broten befand sich, wie Falia ihr erzählte, eine kleine Überraschung aus gesüßtem Fruchtpüree. Man konnte nie wissen, welche Fruchtsorte darin war, bis man hineinbiss.
Irgendwie hielt Tessia plötzlich einen Beutel gesalzener Tironüsse in Händen, während sie auf Falias Wagen warteten. Als der Wagen kam, schickte Avaria einen ihrer Diener zurück zu ihrem eigenen Fahrer, der anscheinend in der Ersten Straße wartete. Der Mann sollte ihm mitteilen, dass er ohne sie nach Hause fahren solle. Der andere Diener packte ihre Einkäufe in Falias Wagen und stieg dann hinten auf.
Während der Fahrt zu Daryas Haus plauderten die beiden
Städterinnen über Menschen, die Tessia nicht kannte. Sie war erleichtert darüber, denn sie war sehr erschöpft. Sie schätzte, dass der Weg, den sie zurückgelegt hatte, nicht länger war als eine zwei- oder dreimalige Durchquerung Mandryns, aber sie fühlte sich, als sei sie durch ein ganzes Lehen gelaufen.
Sie war jedoch nicht so müde, dass sie es nicht bemerkt hätte, als sie von der Königspromenade aus in die Vierte Straße einbogen, aber in entgegengesetzter Richtung, als würden sie zu dem Haus von Lord Everran und Lady Avaria fahren. Nicht viel später blieb der Wagen stehen, und die beiden Frauen stiegen aus; sie bewegten sich so, als sei die Trittleiter nicht schwerer zu bewältigen als die Treppe eines Wohnhauses. Tessia folgte ihnen zur Tür.
Sobald sie im Haus waren, hakte Avaria sich wieder bei Tessia unter. Einen Moment lang wirkte Falia enttäuscht, aber dann zuckte sie nur leicht die Achseln und ging voran.
Daryas Haus war, wie Tessia jetzt erkennen konnte, im kyralischen Stil erbaut, ebenso wie Lord Dakons Herrenhaus. Durch den Eingang gelangte man in eine Empfangshalle, von der eine Treppe in den ersten Stock führte und zahlreiche Türen abgingen.
Ein Diener geleitete sie in einen Raum im ersten Stock mit großen Fenstern, die einen Blick auf die Straße boten. Drei Frauen saßen an einem runden Tisch und erhoben sich, um die Neuankömmlinge zu begrüßen. Tessia war überrascht zu sehen, dass die Gastgeberin klein, ein wenig rundlich und offenkundig Sachakanerin war. Aber als Lady Darya lächelte, leuchteten ihre grünen Augen freundlich auf.
»Avaria! Falia!« Sie berührte sachte beide Wangen der Frauen mit den Fingerspitzen, dann wandte sie sich zu Tessia um. »Und dies muss Meisterschülerin Tessia sein. Willkommen in meinem Haus. Setzt Euch. Macht es Euch bequem. Ooh! Ihr habt Spitzkuchen mitgebracht!«
Die anderen Frauen schnalzten anerkennend mit der Zunge, während die Kuchen auf den Tisch gelegt wurden. Diener brachten weitere Stühle herbei, außerdem ein silbernes Tablett, auf dem die Kuchen arrangiert werden konnten.
Das Gespräch, das nun folgte, war genauso laut, schrill und verwirrend wie der Markt. Tessia begnügte sich damit zuzuhören, und eine Weile schien es, als hätten alle ihre Anwesenheit vergessen. Die beiden anderen Frauen waren Kendaria und Lady Zakia. Darya hatte einen Magier geheiratet, den Sohn eines reichen Händlers - und mit ihm seine ganze Familie, scherzte sie. Zakias Mann war ein Stadtlord und Magier. Kendarias Mann war ein Cousin des Königs, und sie lebten bei seinem älteren Bruder und dessen Familie. Sie verbrachten eine Menge Zeit damit, sich über ihre Ehemänner lustig zu machen, wie Tessia auffiel.
Schließlich, als aller Klatsch erschöpft war und sie in ein versonnenes Schweigen verfielen, deutete Avaria mit dem Kopf auf ihren Gast.
»Tessias Vater war Heiler, und sie war seine Gehilfin, bevor sie zufällig ihre Kräfte entdeckt hat.«
»Ihr seid ein Naturtalent!« Zakia nickte anerkennend. »Ihr müsst sehr stark sein.«
Tessia zuckte die Achseln. »Das weiß ich noch nicht, aber man hat mir erzählt, dass es sich normalerweise so verhält.«
»Kendaria lässt sich zur Heilerin ausbilden«, bemerkte Avaria und bedachte Tessia mit einem
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