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Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 1 - Die Suche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
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Schwäche bemerkte, ergab er sich dem Lauf seiner Tränen.
    „Keine Schwäche“, schluchzte er, „keine Schwäche!“

    Kapitel 9

    Es ist nicht genug zu wissen, man muss auch anwenden; es nicht genug zu wollen, man muss auch tun.

    Johann Wolfgang von Goethe

    Das Heilwasser wurde seinem Ruf gerecht – zumindest bei ihm. Er lupfte den Verband an. Keine gerötete Haut mehr, die nässte und zog und aufplatzte, wenn man den Arm zu schnell bewegte, nur das sanfte Rosa frischer Haut, die sich ohne Wundrand mit dem umliegenden Gewebe verbunden hatte.
    Bei Aluna jedoch schien selbst die Kraft der Heilenden Quellen zu versagen. Seit ihrem Anfall vor dem Tempel waren sie jeden Vormittag hier gewesen. Gebracht hatte es nichts.
    Oder doch?
    Wäre sie ohne die Quellen schon tot?
    Oder hielt das Gift den Tod auf Abstand?
    Gift, das den Tod auf Abstand hält … Hättest du je gedacht, auf solch krummen Gedanken herumzukauen?
    Kopfschüttelnd ließ er sich tiefer sinken.
    Aluna lag einige Meter entfernt und schlief, umspült vom Wasser, das ihr bis zum Hals schwappte. Umhaucht von den nebelähnlichen Gefilden der Heilthermen, im wabernden Dampf, der das Leuchten der Fackeln in hunderte diffuse Lichtpunkte aufsplitterte, sah Lorgyn sie ganz genau an. Nicht flüchtig wie sonst, sondern mit dem Blick für jedes Detail ihres Gesichts. Je länger er das tat, desto lauter und schmerzvoller dröhnte sein Herz, schnürte ihm aufwallende Angst die Luft ab wie eine Garotte.
    Es war ihm, als wäre ein Gemälde aus dem Rahmen gefallen, auf das er jahrelang mit Wonne geblickt hatte, und dahinter lag die kalte und grausame Ebene der Realität.
    Er sah den Tod: spröde, blasse Haut, Wangen, so hohl und eingefallen, als wären die Knochen ihres Gesichts geschrumpft, der Mund spitz und verzerrt, selbst im Schlaf. Die Nase stach nach oben, die Augen …
    In diesem Moment öffneten sich ihre Lider. Sie sah ihn an.
    Lorgyn unterdrückte einen Aufschrei.
    Der Tod blickte ihn an, direkt, ohne zu zucken. Schatten hingen in ihrem Blick, dunkle, böse Schatten. Ob sie ihn bewusst wahrnahm, vermochte er nicht zu sagen. Dann drehte sie sich ein wenig, und ihr Kopf fiel zurück. Ein kurzes Husten, und sie schlief weiter.
    Lorgyn atmete panisch, und als plötzlich jemand neben ihm ins Wasser stieg, schnellte er hoch.
    Kündigte sich der Tod bei Aluna an, hatte er diesen Mann schon geholt. Einige Momente verstrichen, ehe Lorgyn sich wieder setzte und fragte: „Niam?“
    Ein heiseres Keuchen folgte, wahrscheinlich ein Lachen, das das von Pein und Schwäche gezeichnete Gesicht zu einem gruseligen Haut- und Faltenmischmasch verquirlte.
    „Immer schön, wenn man durch sein adrettes Aussehen besticht“, flüsterte Niam so leise wie fallendes Herbstlaub.
    „Schön … schön Euch zu sehen.“ Als sich der erste Schreck gelegt hatte, fiel Lorgyn ein, dass er Niam versprochen hatte, ihn zu besuchen. Nicht einmal das Haus hatte er bislang bezahlt! Beschämt räusperte er sich. „Ich habe Geld dabei. Das Haus. Ähm, wartet, ich hole es schnell und gebe …“
    Niam hob abwinkend die Hand. „Nicht wichtig. Wie geht es Eurer Frau?“
    Lorgyn presste die Lippen zusammen.
    Niam seufzte. „Tut mir Leid.“
    „Ich … ich habe Euch nicht besucht“, murmelte Lorgyn. „Das Haus ist sehr schön übrigens.“
    Niam rutschte ein wenig herum, Schmerz zuckte über sein Gesicht. „Fein, das freut mich.“ Ein rann von Niams Stirn an der Nase vorbei, bis er sich im krausen Haar seines lichten Oberlippenbarts verfing. „Ihr braucht kein schlechtes Gewissen zu haben. Mir ging es nicht sonderlich die letzten Tage. An Besuch wäre da gar nicht zu denk… Ach, was rede ich! – beschissen! Das ist das richtige Wort: Beschissen ging es mir!“, schnaufte er wütend. „Heute ist das erst Mal seit einigen Tagen, dass ich mein Bett verlassen kann.“
    „Die Quellen tun Euch bestimmt gut.“ Irgendetwas musste Lorgyn einfach sagen. Ihr fühlte sich befangen, mehr noch, irgendwie eingepfercht, nein, als würde er zerquetscht – rechts neben ihm Niam, links Aluna. Am liebsten wäre er aufgesprungen und davongerannt. Irgendwohin, Hauptsache weg!
    Er schloss die Augen und ballte unter Wasser die Fäuste.
    „Ja, ich habe das Wasser vermisste“, hörte er Niams vertrocknete Stimme. „Aber selbst die Kraft dieses Ortes reicht inzwischen nicht mehr aus, um …“ Plötzlich brüllte er.
    Erschrocken riss Lorgyn die Augen auf.
    Niam zappelte im Wasser, ähnlich einem gestrandeten

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