Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
Vom Netzwerk:
begonnen hatte, sich im Stabkampf zu schulen und besser wurde, erkannte er, dass er auch hinsichtlich seiner arkanen Kraft noch Potenzial besaß. Seitdem ging seine körperliche Entwicklung mit der arkanen einher, als hätte die Unbarmherzigkeit gegenüber sich selbst eine Lawine losgetreten.
    Lorgyn erinnerte sich an ein Gespräch mit Bjarim, dessen Quintessenz er erst seit ein paar Tagen verstand.
    »Talent allein hat noch niemandem zu einem Meister gemacht«, sagte Bjarim, nachdem sie eine Zeit lang den Frühlingsmelodien der Vögel im Akademiegarten gelauscht hatten.
    »Das ist mir klar«, entgegnete Lorgyn etwas verhalten, da er nicht wusste, wie er diese Gesprächseröffnung deuten sollte: War es nur eine Feststellung? Eine stille, aber ganz allgemein gehaltene Mahnung? Tadelte er damit die anderen Magier an der Akademie? Oder gar ihn, Lorgyn?
    »Viele Menschen vergeuden ihr Talent, da sie nicht über die Kraft verfügen, dieses Geschenk zu ehren und durch Disziplin und Hingabe wachsen zu lassen«, fuhr Bjarim ungerührt fort, sein Blick ein bisschen ungerichtet, vage, als blicke er nicht zwischen den Bäumen hindurch zur Mauer, sondern viel weiter, zu den Grenzen des Reiches und darüber hinaus, in den Äther, wo alle Geheimnisse dieser Welt auf einen findigen Geist warteten.
    Zum ersten Mal bemerkte Lorgyn bei seinem Lehrmeister so etwas wie eine stille Trauer, verursacht, so vermutete er, durch eine Wunde in der Vergangenheit.
    »Ich bin fleißig und willig, Meister«, beteuerte er, zum einen, weil dem so war, zum anderen, weil er Bjarim dergestalt nicht kannte. Nie war er traurig, sondern stets Herr der Lage, wusste immer Rat. Lorgyn wollte, dass er stolz auf ihn war, nicht trübsinnig. Es war eine kindliche Regung, eines Novizen wie ihn nicht würdig. Aber Bjarim war mehr als sein Meister, viel mehr.  
    Erst dachte er, Bjarim hätte ihn nicht gehört. Nach einiger Zeit jedoch nickte dieser und sah ihn an. »Das weiß ich.« Dann lächelte er erinnerungsselig. »Am schwierigsten ist das letzte Wegstück des langen Aufstiegs zum Gipfel des Meisterhaften. Egal ob man Gelehrter, Tischler oder Steinmetz ist, Krieger oder Magier – die letzten Meter kann man nur bewältigen, wenn man vieles andere abwirft …« Bjarims Stimme verlor sich bei den letzten Worten, ging fast unter im Vogelgeträller über ihren Köpfen.
    Lorgyn verstand und sah Bjarim an. »Was … was habt Ihr abgeworfen?«
    Bjarim atmete tief durch, seine Augen wieder im Ausdruck alter Trauer gefangen. »Die Liebe«, sagte er, stand auf, und im Vorbeigehen legte er Lorgyn begütigend die Hand auf die Schulter.
    Er blinzelte, starrte auf die Decke über dem Bett, sah jedoch Bjarims Rücken, der sich langsam entfernte. Er sah es, als geschähe es gerade. Auch dasselbe Gefühl quoll hoch: die Ratlosigkeit, die sich sowohl auf das Verhalten seines Lehrmeisters bezog wie auch auf die Botschaft, die er hatte vermitteln wollen.
    Lorgyn wischte es beiseite.
    Lass dich nicht wieder in den Strudel deiner Gedanken ziehen , ermahnte er sich. Sein Verstand war Feind wie Freund. Seine Gedanken halfen ihm – doch hielt er sie nicht unter Kontrolle, verselbständigten sie sich und lähmten ihn. Dem war nur beizukommen, indem er Geist und Körper stählte wie niemals zuvor. 
    In meiner Arroganz nahm ich immer an, ich hätte den Gipfel der Magie bereits erreicht. In Wahrheit bin ich gerade erst dabei, den Weg zum Gipfel überhaupt zu finden.
    Seine Zehen begannen zu prickeln, als das Gefühl in sie zurückkehrte, ein Auftakt für den Schmerz. Bald klopften und pochten sie, und er setzte sich auf, knetete sie durch und wärmte sie mit den Händen. Dann beschäftigte er sich mit dem, was er den ganzen Tag tat, wenn er nicht irgendwelche Erledigungen tätigte, mit Arlo redete oder den Stabkampf verfeinerte: Magie.
    Er schloss die Augen und wartete, bis sich Atem- und Herzfrequenz beruhigten. Eine Zeit lang vernahm er das Rascheln von Pergament, das Schaben der Feder, Arlos unwilliges Brummeln, das Knarzen des Stuhls, das Luftholen durch eine verstopfte Nase. Dann driftete er von diesen Geräuschen weg, war bereit. Statt unverzüglich in jene Sphären vorzustoßen, die neu waren, geheimnisvoll oder eine Herausforderung darstellten, begann er gemächlich, kehrte zurück zu den Anfängen seiner Ausbildung. Er erschuf eine Lichtkugel, die über seiner Brust schwebte, und öffnete die Augen. Vorsichtig begann er, mit der Magie zu spielen, schwächte sie, verstärkte

Weitere Kostenlose Bücher