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Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
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durch die Luft, wob ein Netz aus Finten und Abwehrmustern, die eine gegnerische Klinge erst einmal durchdringen musste.
    Einmal rutschte ihm der Stab beinahe aus den Händen. Reflexartig griff er nach. Er bekam ihn zu fassen, doch der Block wäre gescheitert: Ein gegnerischer Hieb, und sein Schädel wäre jetzt gespalten.
    Er löste die Arretierungen und schob den Stab zusammen. Dann rieb er mit einem Lappen seinen Körper trocken, schlüpfte in sein Oberhemd und warf sich seine Robe über. Zuletzt zog er sich Strümpfe über die gefühllosen Füße und zwängte sie in seine Stiefel.
    Insgesamt war er zufrieden. Seit etwas mehr als einer Woche unterwarf er sich dieser Schinderei zweimal am Tag. Und jedes Mal wurde es besser. Noch gut erinnerte er sich an den ersten Tag, an dem er nach geschätzten fünf Minuten vor Kälte klappernd, völlig erschöpft und niedergeschlagen im Keller gestanden hatte, sein Kopf gesenkt, seine Stimmung so finster wie ein Brunnenschacht. Aber – er hatte nicht aufgegeben, hatte den toten Punkt überwunden.
    Nun ging es bergauf.
    Bevor er die Treppe hinaufstieg, glitt sein Blick über das an der rückseitigen Kellerwand aufgeschichtete Holz. Sowie Arlo bei ihm eingezogen war, hatte Lorgyn eine Fuhre Holz von Gerom gekauft, sie mit seinem Wagen hierher geschafft und Kiepe um Kiepe im Keller aufgestapelt. Ohnehin wäre das Brennholz bald knapp geworden, der eigentliche Grund jedoch war ein anderer.
    Er ging zu dem brusthohen Holzstoß und ließ die Fingerkuppen über die in handliche Stücke gehackten Scheite gleiten, darauf achtend, dass er sich keinen Schiefer einzog. Plötzlich, in der Mitte der Holzstücke, spürte er nur noch Luft und nicht mehr die raue Oberfläche, und das, obwohl er sie ganz deutlich vor Augen hatte.
    Er kauerte sich zusammen und zwängte sich in die Lücke: Jemand, der den Stoß betrachtete, würde keine Lücke sehen – und auch nicht den darin Verborgenen. Selbst wenn Genthate mit einer veritablen Armee aufkreuzte – er würde Arlo nicht finden.
    Lorgyn tastete nach dem Zauber und nickte. Die Illusion wirkte, und sie forderte nur einen Tropfen seiner Macht: Sie musste keine schwierigen Gegenstände oder Bewegungen nachbilden, nichts Diffiziles, sondern lediglich Holz, etwas, das sich leicht und eingängig in das Auge des Betrachters fügte. Einer der wichtigsten Aspekte einer Illusion war, das zu zeigen, was der Zuschauer erwartete. Neues zu kreieren, mit dem niemand rechnete, war um einiges anspruchsvoller.
    Ja, einfach und doch perfekt.
    Kurz entsann er sich seiner Illusionen, die er am Kaiserhof vor Hunderten von Menschen zur Schau gestellt hatte. Es war eine großartige Vorführung gewesen. Voll Wonne, ja beinahe siegestrunken vom Applaus, hatte er sich in seinem Ruhm gesonnt. Eine nette Erinnerung, nicht mehr. Heute, jetzt, in diesem Moment könnte er seine damaligen Illusionen mit Leichtigkeit übertrumpfen.
    Er verscheuchte den Gedanken und stieg die Kellertreppe nach oben. Was damals gewesen war, war nicht mehr von Bedeutung, lenkte nur ab.
    Einen Schal um den Hals gewickelt und eine dicke Mütze auf dem Kopf, obwohl im Kamin ein Feuer prasselte, saß Arlo bei Kerzenschein am Tisch, versunken in seine Aufzeichnungen.
    »Und, wie geht es voran?«
    Die Stimme ließ Arlo hochschrecken. Dann seufzte er: »Ich weiß genau, dass du dich absichtlich so heranschleichst.« Er drückte den Schal etwas nach unten und massierte sich den Nacken. »Nicht sonderlich gut. Aber nicht verzagen: Es gibt noch genug, was ich nicht einordnen oder deuten kann. Oder beides«, fügte er kleinlaut hinzu.
    Lorgyn nahm es mit einem Nicken zur Kenntnis und legte sich auf das Bett. Natürlich könnte er sich jetzt aufregen und das Schicksal verfluchen, dass es ihm unablässig Steine in den Weg schleuderte. Er könnte heulen und zetern und fluchen und seinen Frust an Kellerluken auslassen. Nein. Es lag nicht am Schicksal.
    Es lag allein an ihm, Lorgyn.
    Er selbst war der Weg, den er so lange gesucht hatte. An der Akademie hatte er geglaubt, er hätte seinen Zenit bereits erreicht: Er war der Beste gewesen, hatte alles gemeistert, was ihm aufgetragen wurde. Die Zauber der verbotenen Bücher, die Bjarim und Tralvis ihm gezeigt hatten, faszinierten ihn. Aber jene, derer er nicht mächtig war, hatte er – wie selbstverständlich – als unmöglich abgestempelt, als Auswüchse eines größenwahnsinnigen Geistes.
    Arlos Enthüllungen jedoch hatten seinen Horizont erweitert. Und als er

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