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Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Hohmann
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Flasche, tunkte die Gießöffnung in den Wattebausch und beugte sich hinab. Turdon sah nicht, was vor sich ging, aber ein beißender Geruch befiel seine Nase.
    Der Fremde drehte Turdons Kopf nach oben.
    Der Wattebausch näherte sich seinem Gesicht, füllte sein Blickfeld aus. Er spürte das Kitzeln der winzigen Härchen, dann presste ihm der Fremde den Bausch auf Mund und Nase.
    Turdon hielt die Luft an.
    Seine Augen begannen zu tränen. Der Gestank war fürchterlich, doch die Lungen schrien.
    Lieber ersticke ich!
    Pochende Schläfen, ein Druck in der Brust, in seinen Ohren dröhnende Glockenschläge. Das Brennen, das Reißen in seinem Körper wurde unerträglich.
    Luft!
    Er riss den Mund auf, schnaufte tief ein.
    Sein Blick verschwamm; Schwärze flackerte am Rand seiner Wahrnehmung, eine Schwärze, die langsam nach innen kroch wie verlaufende Tinte. Das Helle schmolz zusammen. Nur noch ein winziger Fleck.
    Dann gar nichts mehr.
     

Kapitel 5
     
    Derjenige, der etwas zerbricht,
    um herauszufinden, was es ist,
    hat den Pfad der Weisheit verlassen.
     
    J. R. R. Tolkien
     
     
    Vater und Sohn lagen nebeneinander, die Augen geschlossen, die Hände auf der Brust gefaltet. Das Bild war auf seltsame Weise rührend. Einige Zeit saß Lorgyn einfach am Tisch und sah sie über die Kerzenflamme hinweg an, unentschlossen, hin und her gerissen.
    Soll ich es wirklich tun?
    »Ich muss«, wisperte er. »Er hat mich gesehen. Es darf keine Zeugen geben.«
    Dass sie sich Aug in Aug gegenüberstanden, war nicht vorgesehen gewesen. Aber die Geräusche des Liebesspiels hatten ihn fast in den Wahnsinn getrieben, Geräusche, die so vertraut waren und jetzt nur Kummer und Qual hervorlockten. Der Versuchung, diesem Kerl von Angesicht zu Angesicht mitzuteilen, dass der Tod auf ihn wartete, hatte er nicht widerstehen können. Im ersten Moment stellte sich tatsächlich Befriedigung ein, als Angst in Turdons Augen aufgleißte und er verzweifelt zu sprechen versuchte. Lange hielt diese Genugtuung nicht vor. Während er dasaß und alles still war, wurde der Schrecken über seinen Plan und das Mitleid für seine Opfer dermaßen groß, dass er drauf und dran war, sein Vorhaben abzubrechen. Doch sobald er aufwachte, würde Turdon den Vorfall mit Sicherheit publik machen. Damit wären Lorgyns Pläne null und nichtig. Er würde verschwinden müssen, untertauchen, bis die Schneeschmelze die Pässe freigab.
    Er ballte die Fäuste, stellte sich bildlich vor, wie er alle Zweifel zerquetschte. Aber er spürte, es waren nicht seine Zweifel, die er vernichtete. Sondern sein Gewissen. Den Rest, den er noch besaß.
    Hör auf mit diesen unsinnigen Gedanken , ermahnte er sich. Auf die beiden wartet lediglich ein qualvoller Tod. Du bist ihre Erlösung. Sie werden nichts spüren.  
    Lorgyn hatte die beiden genau beobachtet, ihre Tagesabläufe und Gewohnheiten studiert. Der alte Knacker war wirklich die reine Pest, behandelte seinen Pfleger Grean wie Dreck und andere Menschen mit ätzender Geringschätzung. Es war, als hätte er sich zum alleinigen Rechtssprecher aufgeworfen, dessen Urteil unfehlbar war. In diesem Aspekt erinnerte Gordas an Genthate. Es grenzte an ein Wunder, dass Grean ihn noch nicht mit einem Kissen erstickt hatte.
    Grean wird ihm bestimmt keine Träne nachweinen.
    Jedoch, es war nicht der Greis, mit dem Lorgyn sich eingehender beschäftigt hatte, sondern Turdon. Das lag natürlich daran, dass er etwas mit Aluna hatte, da machte er sich nichts vor. Ihn hatte interessiert, was für ein Mensch dieser Turdon war, dass er Alunas Herz im Sturm erobert hatte. Lorgyn hatte mal hier gefragt und mal dort, und mittlerweile wusste er so einiges über ihn. Er war Architekt, also nicht dumm, wirkte sanftmütig und ließ das unerhörte Verhalten seines Vaters meist klaglos über sich ergehen, da er offenbar jedwede Aufregung von Aluna fernhalten wollte. Insgesamt ließ nichts auf einen schlechten Charakter schließen, ganz im Gegenteil. Und das war das Dilemma.
    Besäße Turdon ähnlich verabscheuungswürdige Charakterzüge wie sein Vater, würde es Lorgyn nicht reuen, ihn vom Spielbrett des Lebens zu nehmen.
    Leider war die Sache anders.
    »Es tut mir leid, Turdon«, sagte er schließlich, räumte alle Utensilien in seinen Beutel und stand auf. Anschließend stellte er sich neben das Bett und breitete die Hände über den beiden Bewusstlosen aus. Obwohl es anders geplant gewesen war, würde er mit Turdon beginnen und dessen Seele befreien.
    Erst die Arbeit,

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