Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)
Geschichte«, meinte sie trocken, aß aber trotzdem weiter.
Er verkniff sich ein Lachen und spülte mit Wasser aus einem der Lederschläuche nach.
Sie trank ebenfalls, dann richtete sie die Augen auf den Mond. »Warum beten wir nur Iros an, den Gott des Lichts, und niemand schert sich viel um den Mond? Den finde ich nämlich viel rätselhafter – und auch zugänglicher.«
»Was meinst du damit?«
Sie knuffte ihn. »Na, wenn ich in die Sonne schaue, tränen mir sofort die Augen. Den Mond kann ich stundenlang betrachten. Da schmerzt einem vielleicht irgendwann der Nacken, aber sonst …« Sie zuckte die Schultern und lächelte.
»Interessante Betrachtungsweise.« Mit einem Seufzen fügte er hinzu: »Lass uns bei Genthate eine Petition einreichen, dass sich die Kirche gefälligst auch um den Mond kümmern soll.«
Laris’ Lächeln verschwand.
»Entschuldige. Falscher Name zur falschen Zeit.«
»Nein.« Sie gab ihm einen Kuss. »Aber angenommen, wir befreien Arlo – wie auch immer das gehen soll –, gedenkt ihr danach wirklich, die Kirche zu stürzen und sie durch den Alten Bund zu ersetzen? Lorgyn, das ist Wahnsinn!«
Die ganzen Wochen waren Wahnsinn – und es ist noch nicht vorbei , dachte er düster. Trotzdem umarmte er sie. »Wir werden sehen.«
»Ich will nicht, dass dir etwas zustößt«, murmelte sie in seine Schulter.
»Ich lasse mir etwas einfallen.«
Sie löste sich. »Die beiden Tempelwachen haben überlebt und Genthate mit Sicherheit gewarnt. Wie willst du Arlo befreien? Lorgyn gegen ganz Gruvak?«
»So in der Art.«
»Hör auf mit deinen schlechten Scherzen.«
»Das ist kein Scherz.«
»Blut wird fließen.«
»Nur das derer, die sich mir in den Weg stellen.«
Sie hob die Hände, schloss die Augen. Offenbar fühlte sie sich nun genötigt, bis zehn zu zählen.
»Themawechsel«, beschied sie schließlich nach mehrmaligem, tiefem Durchatmen. »Das meiste, was du mir über Arlo, seinen Meister Hunak Valgas und das ganze Drumherum erzählt hast, meine ich zu verstehen. Eine Sache jedoch ist mir nicht ganz klar.«
»Was denn?«
»Wieso deine Eltern ihren Freund geopfert haben, leuchtet mir anhand der genannten Gründe ein, auch wenn ich nicht wirklich nachvollziehen kann, einem Freund einen Dolch ins Herz zu rammen, um einen magischen Strom zu kitten. Bleibt man dabei, dass deine Eltern alles geplant haben, ist es bestimmt kein Zufall, dass du genau zu diesem Zeitpunkt zur Welt kamst. Deine Mutter wollte dich dort zur Welt bringen, in jenem Tempel, unter dem sich – wie du selbst herausgefunden hast – genau wie in Gruvak fünf Ströme kreuzen. Was also, wenn die Ströme auch eine Auswirkung darauf haben, ob ein Kind Magie besitzt oder nicht?«
»Ja!«, sagte Lorgyn begeistert. »Du hast Recht!« Die Gedanken wirbelten in seinem Kopf durcheinander wie ein vom Tisch gefegter Pergamentstoß. Dann erinnerte er sich. In der Zwischenwelt hatte er einen ähnlichen Einfall gehabt, nur hatten ihn die Gefangenschaft und die sich überschlagenden Ereignisse verschüttet.
»Ein Magier zeugt ja nicht unbedingt magisch begabte Nachkommen – oder bin ich da falsch informiert?«
»Keineswegs!«, stieß Lorgyn hervor. »Genauso wie das Kind zweiter Magier bar jeder Magie sein kann, können zwei ganz normale Eltern ein Kind bekommen, das der Zauberei fähig ist.« Er umarmte Laris ungestüm. Dann hielt er sie auf Armlänge von sich – und küsste sie auf die Stirn. »Du bist Gold wert!«
Sie lächelte etwas verdattert.
»Es liegt auf der Hand!«, frohlockte er. »Wäre ich in der Zwischenebene nicht so in Panik gewesen, hätte ich es wahrscheinlich früher erkannt.« Er fasste sich an den Kopf. »Meine Mutter gebar mich an einem Ort, an dem fünf Linien aufeinandertreffen, einem Ort der Macht also. Wenn dieses Theorem stimmt, wäre man in der Lage, gezielt magische Nachkommen zu zeugen. Alle Kinder, die von normalen Eltern stammen, aber dennoch Magie in sich tragen, müssen also auf einem magischen Strom zur Welt gekommen sein. Und je stärker der Strom – oder die Ströme –, desto reichhaltiger die arkane Kraft, über die das Kind verfügt.«
Laris nickte. »Bleibt nur die Frage, ob die Zeugung oder die Geburt den Ausschlag gibt.«
»Oder beides«, ergänzte er. »Gezeugt und geboren auf einem magischen Knotenpunkt …« Ihn schwindelte leicht, als ihm die Implikationen bewusst wurden.
Was hatten meine Eltern mit mir vor? Hätte ich ihr Werkzeug sein sollen, um Dargolash in Schach zu
Weitere Kostenlose Bücher