Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone
sich vor. »Wenn Sie gestatten, Elisabeth, würde ich Sie gerne wiedersehen.«
Seine Begleiterin schlug die Augen nieder, und er meinte, im Schein der Straßenlaternen eine leichte Röte auf ihre Wangen treten zu sehen. Gleichzeitig spürte er, dass auch ihm das Blut ins Gesicht schoss, daher fuhr er rasch fort, bevor ihn der Mut verlassen konnte. »Vielleicht am nächsten Wochenende? Wir könnten einen Fahrradausflug unternehmen oder ein Picknick machen. Möglicherweise möchten sich Sarah und Robert uns anschließen. Was meinen Sie?«
»Ich werde darüber nachdenken«, sagte Elisabeth leise. »Auf Wiedersehen, Jonathan!« Sie schenkte ihm einen kurzen Abschiedsblick, dann wandte sie sich ab und eilte die Stufen hinauf. Die Tür öffnete sich, noch bevor sie geläutet hatte. Ein livrierter Diener der Familie stand im Türrahmen. »Guten Abend, Miss Elisabeth!« Er nickte Jonathan zu. »Guten Abend, Sir!« Es war gleichzeitig eine Begrüßung und eine Aufforderung, zu gehen.
Jonathan lüftete seinen Hut. »Guten Abend!«
Gemeinsam nahmen Robert und Jonathan die Kutsche zurück nach Osten, in Richtung Clerkenwell, wo Robert in einem kleinen, meist ziemlich unaufgeräumten Apartment lebte. Jonathan wohnte noch etwas weiter östlich, in Finsbury, keinen Steinwurf von Bunhill Fields entfernt, des seit einigen Jahren geschlossenen und mittlerweile als Grünanlage genutzten Nonkonformisten-Friedhofs. Während Robert in redseliger Stimmung war und die ganze Oxford Street hinunter nicht müde wurde, die Anmut und den eigenwilligen Charakter der jungen Miss Harker zu preisen, blieb Jonathan einsilbig. Der letzte Blick von Elisabeth wollte ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen. Es hatte ein Hauch von stiller Trauer darin gelegen, und er fürchtete, dass sie am nächsten Wochenende nicht mit ihm ins Grüne fahren würde. Es ist bestimmt ihr Vater , dachte er von dumpfem Unmut erfüllt. Er hält nichts von einem einfachen Journalisten, und mag er auch dreimal in Cambridge studiert haben.
»Robert, wo sind wir?«, fragte er den Freund schließlich leicht verdrossen.
Dieser hielt in seiner Rede inne und warf einen Blick aus dem Fenster. »Fast am Holborn Circus, glaube ich.«
»Nimm es mir nicht übel, aber ich brauche noch ein bisschen Bewegung. Ich steige vorne am Markt aus. Lass du dich derweil von dem Kutscher nach Hause bringen. Hier ist mein Anteil am Fahrpreis.« Er wollte in seine Tasche greifen, doch Robert hielt ihn zurück.
»Ich zahle, Jonathan, und keine Widerrede.« Er runzelte die Stirn. »Aber was ist denn los mit dir? Hat dir der Abend nicht gefallen? Ich hatte den Eindruck, als hätten unsere stille Miss Holbrook und du euch prächtig verstanden.«
Jonathan verzog das Gesicht. »Vielleicht zu prächtig für mein eigenes Glück – von dem ihren ganz zu schweigen.«
»Wie meinst du das?«
Jonathan zuckte mit den Schultern. »Nun, ich glaube, es wird nichts mit uns.«
»Himmel, Jonathan, es war nur ein Theaterbesuch! Ihr seid deswegen nicht verlobt.«
»Das sagt ausgerechnet der Mann, der nur mitgekommen ist, um den ganzen Abend an den Lippen unserer jungen Miss Harker zu hängen.«
»Oh, das sind aber auch Lippen, in die man sich verlieben muss«, betonte Robert und grinste. »Und wenn mich nicht alles täuscht, hat Sarah auch an mir Gefallen gefunden.«
»Da widerspreche ich dir nicht …«
»Und trotzdem ist mir klar, dass noch einiges an Wasser die Themse hinunterfließen wird, bevor irgendwelche Hochzeitsglocken läuten.«
»Nun, ich wünsche dir auf jeden Fall viel Glück.« Jonathan seufzte. »Mir dagegen scheint, dass alles Wasser der Themse nicht ausreichen wird, um Elisabeth und mich zusammenzubringen.«
»Wie kommst du darauf?«
»Es ist nur so ein Gefühl«, antwortete Jonathan vage.
Sein Freund setzte eine tadelnde Miene auf und schüttelte den Kopf. »Mein Junge, Gefühle sind etwas für Frauen! Wir Männer benutzen unseren Verstand. Und wenn wir ihn klug nutzen, vermag er Berge zu versetzen. Und auch das Herz des verknöcherten Patriarchen Holbrook zu bewegen, falls es das ist, was dir Sorgen bereitet. Du wirst schon sehen.«
Jonathan nickte. »Ja, vielleicht hast du recht. Also, dann gehe ich jetzt strammen Schrittes nach Hause und lasse mir von der frischen Luft den Kopf frei blasen.« Er öffnete das Schiebefenster zum Kutschbock und bat den Kutscher, an der nächsten Ecke anzuhalten.
Als die Kutsche stoppte, ergriff er seinen Hut, stand auf und klopfte Robert zum Abschied auf
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