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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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den Zellen, ein alter Stadtstreicher, der so betrunken war, dass er ihre Flucht überhaupt nicht wahrnahm.
    Über die Treppe erreichten sie das Erdgeschoss der Polizeiwache. Auch dort war der Korridor menschenleer, allerdings vernahmen sie einige Stimmen aus dem Eingangsbereich. Geduckt schlichen sie nach vorne und spähten um die Ecke.
    »Ich bin Ihnen ja so dankbar, dass Sie sich um meinen gestohlenen Koffer kümmern werden. Mir fehlen regelrecht die Worte. Die Polizei von London hat einen solch großartigen Ruf, und wie ich sehe, ist dieser vollkommen gerechtfertigt.« Kendra McKellen stand neben dem Schreibtisch des einen der beiden anwesenden Wachhabenden und lenkte mit Leichtigkeit die Blicke der Männer vom Empfangstresen und der Eingangstür ab. Ihr frisch gekämmtes rotes Haar schimmerte prachtvoll im Licht der Gaslampen, und auf ihrem Gesicht lag eine unwiderstehlich arglose Mädchenhaftigkeit, der sich gewiss kein Mann mit einem Funken Schutzinstinkt im Leibe entziehen konnte.
    Jonathan wechselte in die Wahrsicht und klopfte ihr mit einem Faden wie mit einem Finger einige Male leicht auf die Wange. Ihr Blick huschte kurz in Richtung Korridor und kreuzte den seinen.
    Während die beiden Polizisten ihr noch einmal versicherten, dass sie alles Menschenmögliche unternehmen würden, um Kendra ihr gestohlenes Hab und Gut wiederzubeschaffen, und sie sich knicksend und unter überschwänglichen Dankesworten von ihnen verabschiedete, huschten Jonathan und Robert geduckt unterhalb der Tresenkante vorbei, öffneten die Eingangstür und glitten nach draußen. Noch im Eingangsbereich richteten sie sich auf, um nicht wie zwei Diebe, sondern wie gewöhnliche unbescholtene Bürger die Steinstufen zur Straße hinunterzusteigen. Anschließend orientierten sie sich kurz und wandten sich nach rechts, um raschen Schrittes die Wigmore Street, die neben der Polizeiwache die Marylebone Lane kreuzte, zu überqueren und in die Gasse auf der gegenüberliegenden Seite einzutauchen, in der McKellen stand und ihnen zuwinkte.
    »Das wäre geschafft«, begrüßte er sie. »Nun warten wir nur noch auf Kendra, und danach verschwinden wir. In der Nachbarstraße wartet eine Kutsche.«
    »Wer ist der Gentleman?«, fragte Robert Jonathan.
    »Das ist Mister McKellen. Er gehört zu uns«, erwiderte Jonathan. »Genau wie seine Tochter Kendra.« Er deutete auf die junge Frau, die soeben die Polizeiwache verließ, ihr Kapuzencape zusammenzog und mit gespielt einfältigem Gesichtsausdruck die Straße überquerte.
    »Das war leicht«, bekannte sie erfreut, als sie sich ihnen in der Gasse anschloss. Gleich darauf verfinsterte sich ihre Miene, und ihre grünbraunen Augen funkelten Jonathan wütend an. »Aber was haben Sie sich dabei gedacht? Sie wollten vorsichtig sein und nach drei Stunden zurückkehren! Stattdessen landen Sie im Gefängnis, und wir müssen kommen und Sie retten.«
    »Ich für meinen Teil hätte Sie darin versauern lassen, Sie leichtsinniger Bursche«, fügte Kendras Großvater hinzu, während er die Führung übernahm und die Gasse hinunterlief. »Aber Kendra verriet mir, dass Sie Dunholms Ring tragen. Und wie sich gezeigt hat, brauche ich ihn für das, was ich tun muss.«
    »Es tut mir leid«, sagte Jonathan, der sich ihm zusammen mit den anderen anschloss. »Aber es ist ja noch mal alles gut gegangen.«
    »Abgesehen davon waren wir beide auf dem besten Wege, uns selbst zu helfen – um für Mister Kentham mal ein gutes Wort einzulegen«, mischte Robert sich ein. »Wenn ich mich übrigens vorstellen darf: Mein Name ist Robert Pennington. Jonathan und ich kennen uns noch aus Studientagen.«
    »Freut mich«, brummte McKellen. »Wie ich hörte, sind Sie über unsereins im Bilde?«
    »Wenn Sie damit die Magierbewegung meinen, dann ja«, gab Robert zurück. »Wie es scheint, sind Ihre Feinde neuerdings auch die meinen. Daher habe ich Jonathan meine Hilfe angeboten.«
    »Er hat insistiert«, verbesserte Jonathan.
    »Richtig: Ich habe insistiert. Und dies aus gutem Grund«, bestätigte Robert und warf Jonathan einen vielsagenden Seitenblick zu.
    »Schön. Dann kommen Sie einstweilen mit uns. Wir reden über alles Weitere später«, entschied Kendras Großvater.
    »Alle auf einen Streich«, murmelte der Franzose, der vom Dach eines benachbarten Wohngebäudes die vier Gestalten in der Gasse durch das Zielfernrohr seiner Girandoni-Windbüchse beobachtete. »Mister Kentham, die McKellens, und wenn ich raten dürfte, würde ich den Nichtmagier

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