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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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deutete auf Elisabeth.
    Der Vermummte richtete sein Augenmerk auf die junge Frau und starrte sie zwei Herzschläge lang schweigend an. Danach begab er sich mit raschen Schritten zur Kommode mit der afrikanischen Fruchtbarkeitsstatue, zog die Schublade auf und holte einen Lappen und ein kleines Fläschchen hervor. »Wir schalten sie aus«, sagte er. Er öffnete den Verschluss und tränkte den Lappen mit der darin enthaltenen Flüssigkeit. Anschließend kam er drohend auf Elisabeth zu.
    »Nein!«, rief sie und wand sich in ihren Fesseln. »Bitte nicht!« Ihr Blick richtete sich flehend auf den Mann, der ihr schon vorher beigestanden hatte.
    »Keine Angst«, sagte dieser. »Es ist nur ein Schlafmittel. Ihnen wird nichts geschehen.«
    Der Vermummte packte ihr Gesicht mit seiner behandschuhten Linken und zwang Elisabeth, ihn anzublicken. Ihr von Furcht verzerrtes bleiches Gesicht spiegelte sich in seinen dunklen Sehgläsern. Ohne ein Wort hob er den Lappen und presste ihn ihr auf Mund und Nase. Erneut konnte Elisabeth den süßlichen Geruch wahrnehmen. Schwindel erfasste sie. Es dauerte nur einen Moment, bis es Nacht um sie wurde.
    23. April 1897, 19:55 Uhr GMT
England, London, Polizeiwache an der Marylebone Lane
    Jonathan konnte es einfach nicht glauben. Zum dritten Mal binnen achtundvierzig Stunden saß er in einem Keller fest. Diesmal handelte es sich um den Keller der kleinen Polizeiwache an der Marylebone Lane unweit des Hyde Parks, in dem vier kleine, mit stabilen Gittertüren verschlossene Zellen für Untersuchungshäftlinge untergebracht waren. Dorthin waren Robert und er als »Verdächtige im Fall der Entführung von Elisabeth Holbrook«, wie sich der Inspektor ausgedrückt hatte, gebracht worden.
    Auf der Fahrt hatte Jonathan Robert zu verstehen gegeben, nichts von dem zu verraten, was er ihm vorher über die Welt der Magie erzählt hatte. Beim sich anschließenden Verhör hatten die beiden dann zwar glaubhaft zu beteuern vermocht, Freunde von Elisabeth zu sein, die mit ihrem Verschwinden nichts zu tun hatten. Aber hinsichtlich ihrer Anwesenheit im Haus der Holbrooks hatten sie sich derart in Widersprüche verstrickt, dass die Polizeibeamten entschieden hatten, sie über Nacht hierzubehalten – auch wenn sie keine stichhaltigen Beweise dafür besaßen, dass die beiden jungen Männer sich ein größeres Verbrechen hatten zuschulden kommen lassen als den Raub eines Unterkleids aus dem Zimmer der Entführten. Selbiges hatten sie ihnen natürlich abgenommen und dem Vater der rechtmäßigen Besitzerin zurückgegeben.
    »Das dürfen Sie nicht. Ich brauche es, um Elisabeth zu finden!«, hatte Jonathan protestiert.
    »Überlassen Sie das ruhig Scotland Yard, Sir«, hatte der Inspektor ihn zurechtgewiesen. Danach waren sie in den Keller gebracht und eingesperrt worden.
    Seitdem saßen sie schweigend nebeneinander. Jonathan machte sich Vorwürfe, weil er nicht nur darin versagt hatte, Elisabeth zu helfen, sondern weil er darüber hinaus Kendra, Cutler und die anderen Magier enttäuscht hatte. Robert dagegen war schlichtweg verstimmt, dass das große Abenteuer, das er sich erhofft hatte, so rasch zu einem unrühmlichen Ende gefunden hatte. Darüber hinaus warf er Jonathan vor, dass dieser sich so leicht hatte erwischen lassen, und er hatte ihm, als die Zellentür krachend hinter ihnen ins Schloss fiel, geschworen, den Rest des Tages nicht mehr mit ihm zu sprechen.
    Trotzdem war er es, der das Schweigen schließlich zuerst brach.
    » Höre, Jonathan «, begann er nach etwa zwei Stunden unvermittelt auf Altgriechisch. » Kannst du uns nicht mit deinen Gaben befreien? «
    » Altgriechisch? «, fragte Jonathan milde belustigt.
    » Dann versteht uns niemand «, gab Robert grinsend zurück.
    Sie beide hatten die Sprache seit ihren Studientagen nicht mehr gesprochen. Damals in Cambridge hatten sie sich einen Spaß daraus gemacht, in Pubs zu gehen, die nicht zu den Stammkneipen der Studenten gehörten, und sich in Altgriechisch laut über die Anwesenden zu unterhalten – wohl wissend, dass die meisten Arbeiter sie nicht verstanden. Dabei waren sie das eine oder andere Mal unangenehm von der Erkenntnis überrascht worden, wer in einer Stadt des Wissens wie Cambridge alles über eine altphilologische Ausbildung verfügte. In dieser Polizeiwache mussten sie sich diesbezüglich allerdings sicher keine Gedanken machen.
    » Wohl wahr «, pflichtete Jonathan seinem Freund daher bei . » Doch nein, ich kann uns nicht helfen. Das Fenster

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