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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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in Augenschein zu nehmen. Dass sie hierbei in die Wahrsicht wechselte, blieb hinter den Brillengläsern verborgen.
    Carlyle war stärker, als ihr lieb war. Seine Fadenaura stand vollständig unter seiner Kontrolle, und die Magie, die ihm zu Gebote stand, war der ihren mehr als ebenbürtig. Die beiden anderen Männer schienen eher fürs Grobe zuständig zu sein. Die Magie in ihren kräftigen Arbeiterkörpern war deutlich schwächer ausgeprägt, ihre Fadenbeherrschung bestenfalls mäßig.
    »Miss Potts, wollen Sie mir nicht antworten?«, fragte Carlyle eisig. »Sie sollten an Bord der Nautilus sein, wie alle anderen auch. Stattdessen treffe ich Sie vor der Guildhall mit dieser Dame hier an. Was hat das zu bedeuten?«
    »Ich … äh …«
    Das würde nicht klappen, das wusste Lionida bereits, als ihre Begleiterin den Mund aufmachte. Also wird es wohl an mir liegen. Oder ich bitte von Stein, sich nützlich zu machen. Er muss mich ohnehin wieder abholen. Ihre rechte Hand lag bereits auf dem kleinen metallenen Kästchen in ihrer Rocktasche, das der deutsche Offizier ihr gegeben hatte, um im Notfall seine Hilfe anzufordern. »Emma! Wer sind denn diese schmucken Gentlemen? Möchtest du sie mir nicht vorstellen?«, rief sie in einem Tonfall übertriebenen Entzückens, während sie heimlich den Hebel betätigte. Sie hoffte, dass das genügte, und nahm die Hand aus der verborgenen Tasche. Gleichzeitig wechselte sie in die Normalsicht zurück. Für das, was sie vorhatte, bedurfte es genauen Augenmaßes.
    »Sparen Sie sich diese Spielchen, wer immer Sie sein mögen, Miss«, wehrte Carlyle ab. Sein streng wirkendes Gesicht war kalt und finster wie eine Dezembernacht über der Campagna, und in seinen auffällig schwarzen Augen glitzerte es misstrauisch. »Ich möchte Sie beide bitten, uns ohne viel Aufheben zu begleiten. Mister ap Llywelyn, Mister Llawgoch.«
    Seine beiden walisischen Begleiter setzten sich mit grimmigen Mienen in Bewegung und kreisten Potts und Lionida ein. Ganz offensichtlich wollten sie jede Flucht vereiteln.
    Allerdings war Lionida an Flucht überhaupt nicht interessiert.
    Die Magieragentin warf rasche Blicke die Cresham Street hinauf und hinunter. Von einem sich entfernenden Fuhrwerk und einem Nachtwächter abgesehen, der in gut hundert Schritt Entfernung Laternen anzündete, war keine Menschenseele zu sehen. Zwar brannte in zahlreichen Häusern Licht hinter den Fenstern, aber niemand streckte den Kopf hinaus. Es würde keine Zeugen geben.
    »Ach, ich bitte Sie, mein Herr. Wir haben doch nichts getan«, säuselte sie und näherte sich dabei dem einen der beiden Männer.«Keine falsche Bewegung«, knurrte der Waliser und zog mit der rechten Hand unvermittelt einen Revolver aus der Jackentasche. Doch mit etwas Derartigem hatte Lionida gerechnet.
    Auf einmal ging alles blitzschnell.
    Mit einem raschen Schritt nach vorne unterlief Lionida die Waffe, packte seinen Arm mit der Rechten und drückte ihn nach außen. Gleichzeitig wirbelte sie in einer Dreivierteldrehung herum und direkt in seine Arme, während ihr linker Ellbogen hochkam und mit Wucht gegen seine linke Schläfe knallte. Ein gewöhnlicher Frauenarm hätte den Waliser wahrscheinlich nicht gefällt, doch Lionida trug Lederschoner mit Stahlnieten unter den weit ausgestellten Ärmeln ihres Kleides, die sich mit dumpfem Geräusch in den Kopf ihres Widersachers rammten.
    Noch bevor der Waliser hinter ihr zu Boden sackte, lag ihr Zeigefinger auf dem seinen am Abzug des Revolvers und feuerte einen Schuss aus nächster Nähe in die Brust seines Kameraden ab. Im nächsten Moment ließ Lionida von dem Mann ab, duckte sich und wirbelte in entgegengesetzter Richtung einmal um die eigene Achse, wobei sie den Schwung der Bewegung ausnutzte, um durch die Schlitze ihres keineswegs vollständig geschlossenen Rocks zu greifen und ihre eigene Waffe, eine Spezialanfertigung des Österreichers Luger, zu ziehen.
    Doch sie kam nicht dazu, die Pistole auf Carlyle zu richten, denn ein Fadenbündel schlug sie ihr aus der Hand. Ein zweites traf sie an die Brust und warf sie drei Schritte zurück. Lionida prallte auf das Kopfsteinpflaster, rollte sich ab und sprang sofort wieder auf die Beine.
    Sie hob ihrerseits die Hände, aber bevor sie Carlyle angreifen konnte, riss dieser magisch verstärkt Potts zu sich, presste sie mit dem linken Arm an seinen Körper und ließ aus dem rechten Ärmel ein Messer in die Hand springen, das er ihr an die Kehle hielt. »Keine Bewegung, oder sie

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