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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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Spezia sowie, von dort ins Inland zurückkehrend, Parma und Piacenza bis nach Mailand bringen sollte. Im Augenblick befanden sie sich irgendwo zwischen Massa und La Spezia, und es lagen noch gute fünf Stunden Fahrt vor ihnen, eine Aussicht, die Lionida alles andere als begeisterte.
    »Sie wirken müde. Warum schlafen Sie nicht ein wenig«, schlug Scarcatore vor, der Lionida gegenüber auf der anderen Sitzbank des Abteils saß, seinen Koffer auf dem Schoß, als müsse er unablässig das Gewicht des Gepäckstücks spüren, um sicher zu sein, dass es noch da war. Sein Gesichtsausdruck war freundlich, aber ohne echte Anteilnahme.
    Lionida warf ihrem Begleiter einen Blick über den Rand ihrer Brille zu. »Danke, es geht mir gut«, erklärte sie und bemühte sich um eine etwas aufrechtere Haltung. Es ärgerte sie, dass sie sich in Anwesenheit eines Mannes, noch dazu eines Fremden, so hatte gehen lassen. Aber die letzte Nacht war wirklich nicht sonderlich erholsam gewesen.
    Um von sich abzulenken, wandte Lionida sich nun ihrerseits an ihn. »Was ist mit Ihnen? Ich nehme an, auch Sie wurden erst gestern Nacht über diese Reise benachrichtigt.«
    Scarcatore schien über die Aussicht, ein Gespräch mit ihr führen zu müssen, nicht sonderlich begeistert. Dennoch nickte er. »Ja, aber ich brauche nicht viel Schlaf.«
    In einer kalkulierten Geste milder Verwirrung legte Lionida die Stirn in Falten. »Wie kommt es eigentlich, dass wir uns noch nie im Officium begegnet sind? So groß ist das Personal schließlich weiß Gott nicht.«
    »Ich pflege kaum Umgang mit den Agenten«, erklärte Scarcatore steif. »Ich gehe lieber meiner Arbeit nach.«
    »Worin besteht diese Arbeit, wenn ich fragen darf?«, erkundigte sie sich. Dabei nahm sie ihre Brille ab und ließ ein Lächeln auf ihre Züge treten, um ihr Gegenüber zu ermuntern, ein bisschen mehr über sich zu verraten. Denn so langsam fragte sie sich doch, wen Castafiori ihr da als Begleiter zur Seite gestellt hatte.
    Scarcatore machte ein verdrossenes Gesicht, schien aber zu merken, dass sie diesmal nicht so leicht lockerlassen würde. »Ich bin Gelehrter, ein Wissenschaftler, der sich im Dienste des Officiums mit Artefakten beschäftigt.«
    »Sie katalogisieren also all das, was wir während unserer Aufträge finden.«
    »Nicht nur. Darüber hinaus analysiere ich, mache Tests und bewerte den Schaden oder Nutzen, den einzelne Stücke für die Arbeit des Officiums bedeuten könnten.«
    Lionida hob die Augenbrauen. »Das klingt nach einer nicht ungefährlichen Arbeit.« Sie erinnerte sich an ein Buch, das sie aus der Universität eines Städtchens in Massachusetts an der Ostküste der Vereinigten Staaten entliehen hatte, um es dem Zugriff verkalkter Dozenten und allzu neugieriger Studenten zu entziehen. Sie hatte nicht aufgepasst, es war ihr heruntergefallen und hatte eine Magiespalte geöffnet, die sie um ein Haar verschlungen hätte. Das hinterhältige Druckwerk war anschließend buchstäblich in Ketten gelegt von ihr nach Rom überführt worden.
    »Für einige meiner Kollegen ist es gefährlich«, bestätigte Scarcatore und zuckte mit den Schultern. »Für mich nicht sonderlich …«
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Lionida.
    Der Gelehrte zögerte einen Augenblick zu lange, als dass Lionida ihm die folgenden Worte als reine Wahrheit abgenommen hätte. »Ich … bin vorsichtig und habe lange Erfahrung im Umgang mit Artefakten.« Es gelang ihm nur kurz, ihrem prüfenden Blick standzuhalten, bevor er den Kopf abwenden musste.
    »Ich verstehe«, sagte Lionida. Sie setzte ihre Brille wieder auf und wechselte im Schutz der getönten Gläser in die Wahrsicht über. Irgendetwas stimmte mit dem Mann nicht, und es wäre mehr als leichtsinnig von ihr gewesen, nicht herauszufinden, was. Schließlich sollte er sie offensichtlich nach London begleiten – und sie schätzte es nicht, mit jemandem zusammenarbeiten zu müssen, den sie überhaupt nicht kannte.
    Auf den ersten Blick wirkte seine Fadenaura vollkommen gewöhnlich, ja geradezu nichtssagend. Er schien nicht übernatürlich begabt zu sein, denn seiner Aura fehlte das charakteristische Leuchten, das auf magische Energien hinwies. Außerdem bewegten sich seine Fäden so ungerichtet, als habe er keinerlei bewusste Kontrolle über sie.
    Lionida konzentrierte sich, und ein bläulich glitzernder Dunst legte sich über das Fadenwerk. Vorsichtig befahl sie ihrem Bewusstsein, auszugreifen und sich dem Geist Scarcatores zu nähern. Das heimliche,

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