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Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Magierdämmerung 03 - In den Abgrund

Titel: Magierdämmerung 03 - In den Abgrund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Perplies
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zurückgerissen, als sein innerer Feind erkannte, was er vorhatte. Robert stieß ein wütendes Knurren aus und zwang seine Hand zurück auf die Tischplatte. Seine Finger verkrampften sich, während sie sich quälend langsam auf das Messer zubewegten. Ein rascher Stich, ein rascher Schnitt und es würde vorbei sein. Er war bereit gewesen, sich für seine Gefährten zu opfern. Er hätte bereits damals in der Magiespalte sterben sollen. Das neue Leben, das ihm geschenkt worden war, wollte er nicht. Er ertrug es nicht länger.
    Nein! So endet es nicht! , schrie es in seinem Kopf.
    Roberts Finger schlossen sich um den Griff des Messers. Keuchend hob er die Hand mit der Waffe, richtete sie auf seine Brust. Seine linke Hand schoss nach vorne und packte das Gelenk der rechten mit stählernem Griff. Er war so stark, so grauenhaft stark …
    Ich bin stärker als du , dachte er, aber er wusste nicht mehr, welcher Teil von ihm für den Gedanken verantwortlich war. Rötliche Flecken tanzten vor seinen Augen, und er schwankte, als stampfe das Schiff des Holländers durch schwere See. Wo war das Messer? Hielt er es noch in der Hand? Ich habe es verloren , durchzuckte es ihn panisch. Ich habe … Er riss die Augen auf, versuchte, das Flimmern in seinem Sichtfeld zu verdrängen. Da war es. Er hatte es noch. Die im gelben Licht der Zimmerlaterne schimmernde Klinge zitterte. Sie war ihm jetzt ganz nah, schwebte unterhalb seiner Kehle. Nur noch ein kräftiger Ruck, und es wäre vorbei.
    Du besiegst mich nicht, du Mistkerl.
    Robert nahm alle Kraft zusammen und stach zu! Er verspürte einen kurzen Schmerz. Dann wurde es dunkel um ihn.
    Diese kleine Ratte! , dachte der Franzose, als er angewidert das Messer von sich warf und nach der Schnittwunde an seinem Hals tastete. Zum Glück war es nur ein Kratzer. Im letzten Augenblick hatte er die Oberhand gewonnen. Aber es war verflucht knapp gewesen. Dieser verrückte Brite hätte sich beinahe selbst geopfert – und mich gleich mit – , um nicht zum Mörder seiner Gefährten zu werden.
    Das musste ein Ende haben. Dieser Kampf zehrte seine magischen Reserven auf. Lange hielt er das nicht mehr durch, und wenn er erst einmal die Kontrolle über seinen neuen Körper verlor, würden die letzten Überbleibsel seines Geistes, die es auf irgendeine magische Weise ins Bewusstsein Robert Penningtons geschafft hatten, verwehen wie eine Rauchfahne im Wind. Das durfte er nicht zulassen.
    Er trat vor die kleine Waschgelegenheit des Zimmers – nicht mehr als eine Schüssel, ein Wasserkrug und ein hartes Stück Seife – und blickte in den kleinen, fleckigen Spiegel, der darüber hing. Das bleiche, schweißfeuchte Gesicht war nicht das seine; der Bart wirkte zu fesch und das Kinn zu heroisch. Aber in den Augen fand er sich wieder, und das war schon etwas wert. Ich muss Pennington loswerden. Nur wie?
    Der Franzose traute sich nicht, in die zweite Sphäre zu wechseln und zu versuchen, Penningtons Geist aus seinem Körper herauszulösen. Zum einen würde er die Schmerzen dabei spüren wie seine eigenen, und zum anderen bestand die nicht unbeträchtliche Gefahr, dass er sich dabei selbst auslöschte oder zumindest Teile seines Ichs verlor. Also hilft nur eines. Ich muss stärker werden.
    Das war leichter gesagt als getan. Schon spürte er, wie sich Robert Pennington erneut gegen die Ketten aufbäumte, die ihm der Franzose anlegt hatte. Früher oder später würde er sie zerreißen und ihm wieder die Kontrolle über diesen Körper streitig machen. Und so unbeugsam und stark der Geist des Franzosen auch sein mochte, Pennington hatte in seinem eigenen Leib leider einen beträchtlichen Vorteil. Der Franzose knurrte und ballte die Fäuste. Er brauchte einen Fokus, der ihm half, bei sich zu bleiben. Er musste …
    Auf einmal hielt er inne. Spielten ihm seine neuen Ohren auf einmal einen Streich, oder hatte er eben tatsächlich etwas gehört, das wie der helle Ruf eines Wanderfalken klang? Ist es möglich, dass er mir gefolgt ist? , fragte er sich.
    Rasch durchquerte er die kleine Kabine und öffnete die Tür. Er musste es wissen, auch wenn er dabei Gefahr lief, diesem unsäglichen Holländer zu begegnen, der seine Kräfte viel zu gut in seiner Fadenaura zu verbergen vermochte, um ein Gegner zu sein, den man außer Acht lassen durfte.
    So leise wie möglich huschte der Franzose den Gang hinunter in Richtung Deck. Als er an Kenthams Kabine vorbeikam, spürte er, wie der kaum zu unterdrückende Drang, nach Hilfe zu rufen,

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