Magiermacht (Mithgar 05)
ungefährlich, aber sie wollte unbedingt entkommen.
Der Riese schlug noch mehrmals zu, und seine Hiebe kamen immer dichter. Doch die Fliege war wendig und hartnäckig.
Mittlerweile war der Gigant hellwach und sehr wütend. Er brüllte die winzige Fliege mit seiner donnernden Stimme an, sprang aus dem Bett und verfolgte den Störenfried durch das gesamte Schlafgemach, wobei er seine gewaltigen Fäuste schwang.
Genau das hatte die Fliege beabsichtigt. Das Monster wollte sie unbedingt töten, also setzte sie sich an die Wand direkt neben dem Fenster. Der rasende Riese hämmerte seine Faust gegen das Mauerwerk, doch die Fliege war dem mächtigen, verheerenden Schlag um Haaresbreite entkommen.
Die Wand jedoch gab unter dem fürchterlichen Schlag nach. Gewaltige Risse zuckten durch die ganze Festung, und sie polterte ganz in das Meer hinab. Den Giganten, seine Frau und den riesigen Schatz riss sie mit sich in die wogende See.
Als die zerschmetterte Festung unterging, flog die kleine Fliege davon, endlich befreit. Sie bedauerte nur, dass der riesige Apfelkuchen ebenfalls von den Wellen verschlungen wurde.
Du siehst also, Beau, wie mein Vater mir damals erzählt hat, als ich noch ein sehr junger Wurrling war, kann selbst ein vollkommen unbedeutendes und unwichtiges Lebewesen den Mächtigsten stürzen, vorausgesetzt, sein Plan ist schlau genug.«
Beau lachte. »Schön«, sagte er dann. »Aber um einen Mächtigen zu Fall zu bringen, bedarf es nicht einmal eines Planes, sondern nur eine Kette von miteinander verflochtenen Ereignissen. Wo wir übrigens von unvorhersehbaren Ereignissen sprechen, mir ist da noch eines eingefallen, Tip, also der Nieser in Waldsenken …«
So ritten sie durch das Tal, Tipperton, der versuchte, das Lautenspiel zu meistern, und Beau, der immer ungeheuerlichere Konsequenzen von scheinbar ganz harmlosen Taten heraufbeschwor.
Am späten Nachmittag erreichten sie eine Biegung des Flusses. Als sie diese passierten, erhob sich zu ihrer Rechten eine steinerne Palisade, und in der Ferne konnten sie den Einsamen Greisenbaum sehen, der hoch in den Himmel ragte. Außerdem hallte das ferne Grollen der Arden-Fälle im Tal wieder, und weiße Gischt stieg zum Sonnenlicht empor, das schräg über die hohen Felswände der Klippen fiel.
Unter den Zweigen des Baumriesen legten sie eine Pause ein, aßen etwas und unterhielten sich mit Alaria, der Befehlshaberin der Süd-Arden Wache. Sie überbrachten ihr die Neuigkeiten und hörten sich an, was sie zu berichten wusste.
»Ja, der Pass wird von den Rûpt gehalten, und die Ghûlka auf ihren Hèlrössern patrouillieren auf der Straße …«
»Straße?«, fiel Tipperton ihr ins Wort.
»Ja, der Alte Weg durch Rell.«
Beau drehte sich zu Phais herum. »Ist das nicht der Weg, den wir nehmen wollten?«
Phais nickte finster. »Das bedeutet, wir müssen über freies Gelände reiten, und die Ghûlka weiträumig umgehen.«
Tipperton seufzte und schüttelte den Kopf. »Und damit werden unsere sorgfältig ausgearbeiteten Pläne wieder einmal über den Haufen geworfen.«
Loric machte eine wegwerfende Handbewegung. »Das ist nur eine kleine Unannehmlichkeit.«
»Was wisst Ihr von der Horde, die aus dem Dhruousdarda nach Süden gezogen ist?«, fragte Phais Alaria.
Die Kriegerin zuckte mit den Schultern. »Nichts. Flandrena und Varion sind bereits Mitte April hier vorbeigekommen, um der Kriegshorde zu folgen und uns nötigenfalls zu warnen. Aber bisher haben wir nichts von ihnen gehört.«
»Habt Ihr Eloran und Aleen gesehen?«, fragte Beau.
»Ja. Sie sind Ende März auf ihrem Weg nach Süden zum Kreis der Steine hier entlang geritten.«
Beau nickte. »Damit sind sie jener Horde weit voraus, die aus dem Ödwald nach Süden zieht, und auch den Ghûlen, die auf der Straße patrouillieren.«
Tipperton knurrte. »Ich wünschte, wir wären mit ihnen geritten. Dann wären wir diesen Gefahren ebenfalls entkommen.« Er schaute Phais an und hob eine Hand. »Ich weiß schon, Rückblicke und Klarheit und dergleichen.«
Loric schaute die Befehlshaberin an. »Gibt es noch etwas, Dara?«
Alaria schüttelte den Kopf, doch dann sagte sie: »Wir haben Vulgs in der Nähe des Passes auf dem Grimmwall heulen hören. Passt auf, denn möglicherweise patrouillieren sie ebenfalls auf der Straße.«
»Meiner Treu!«, hauchte Beau und tastete unwillkürlich nach seiner Brusttasche, in der er das silberne Kästchen mit der Güldminze aufbewahrte.
Der angeschwollene Virfla rauschte
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