Magietochter
diesen Augenblick
irgendwann schon einmal erlebt. »Ich glaube nicht, dass ich so viel Macht
besitze…«
»Du bist die Auserwählte, Elvin! Bediene dich deiner Macht und lerne
sie zu kontrollieren, so wirst du uns retten. Beeile dich aber, es dauert nicht
mehr lange, dann wird er zuschlagen und uns vernichten. Er wird
alles vernichten. Alles! Bekämpfe ihn und rette uns alle, Elvin!«
Ihre Worte ergaben keinen Sinn für mich, ich besaß keine Macht und
konnte nicht kämpfen, was also sollte ich tun? Es war so verwirrend. Langsam
begannen sich die Flammen um mich herum aufzulösen, wurden kleiner und
verblassten.
»Sie rufen nach dir, Elvin.« Wieder die Stimmen, leiser, weit
entfernt jetzt. »Gehe zurück zu ihnen. Vertraue ihnen! Du wirst sie brauchen!«
Wer rief nach mir? Es wurde immer verwirrender. Die Flammen waren verschwunden,
alles war jetzt schwarz. Wo war ich? Ich drehte mich nach allen Seiten um,
nichts, nur Schwärze. Da hörte ich sie wieder, die Stimmen. Erleichterung
überkam mich, ich ging den Stimmen entgegen. Sie riefen meinen Namen.
»Elvin, Elvin.« Je weiter ich auf sie zuging, desto lauter wurden
sie. Doch die Stimmen veränderten sich, wurden zu einer Stimme. Sie war mir
irgendwie vertraut. Wie Gesang. Wunderschön. Sie trieb mich an, ließ mich jetzt
laufen. Schneller und schneller. Alles verschwamm, ich hörte nur die Stimme.
Lauter und lauter. Dann war es vorbei.
Ich lag auf dem Steinboden, als ich meine Augen öffnete. Livs besorgtes
Gesicht blickte mir entgegen. Daneben sah ich die Gesichter von Dalan, Bari und
Eldoras, auch sie sahen besorgt aus. »Was ist passiert«, fragte ich und setzte
mich ein Stück auf.
»Du warst bewusstlos und keiner wusste wieso.« Ich runzelte die Stirn
bei Livs Worten. Was war passiert? Eben noch hatte ich versucht mit Baris Hilfe
Feuer zu machen und jetzt lag ich auf dem Boden. »Hattest du so etwas schon
einmal«, erkundigte sich jetzt Eldoras.
»Nein, ich war vorher noch nie bewusstlos…«
»Doch war sie! Als ich sie entführt habe war sie für kurze Zeit
bewusstlos.« Wie auf Kommando drehten sich alle Köpfe zu Kogan um. Er lag
ausgetreckt auf einer Decke am Feuer, über dem, wie ich jetzt feststellte, drei
saftige Hasen brieten. Mich beachtete er nicht, sondern sah nur die anderen an.
Seine Stimme klang weder reumütig noch schuldbewusst. Oh ja, ich war bewusstlos
gewesen, weil er mir mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen hatte. Mistkerl!
Er erntete zwei böse Blicke von Liv und Bari. Warum nur setzten sie sich so für
mich ein?
»Es ist zwar relativ unwahrscheinlich aber vielleicht sind es noch
Nachwirkungen des Schlages…« Eldoras klang nicht überzeugt. »Wir werden dir
später noch etwas von dem Trank geben, das wird dir helfen.« Unschlüssig biss
ich auf meine Unterlippe.
»Wenn es dir nichts ausmacht, würde ich den Trank lieber nicht nehmen,
er macht mich immer so schläfrig und ich würde lieber bei Bewusstsein bleiben.«
Eldoras und Liv wechselten einen Blick, dann nickten sie.
»Es ist natürlich deine Entscheidung, wir werden dich nicht zwingen
etwas einzunehmen, was du nicht möchtest.«
»Danke«, erwiderte ich erleichtert.
Liv und Dalan machten sich auf den Weg nach draußen, sie mussten die
erste Schicht der Wache übernehmen. Eldoras kümmerte sich um meine Verletzungen,
wusch sie mit Wasser und schmierte sie mit einer Salbe ein. Er und seine
Schwester hatten die meiste Erfahrung mit Verletzungen und kümmerten sich um
jede Wunde. Meinen Füßen und Handgelenken ging es schon wesentlich besser, ganz
zu schweigen von den kleinen Schürfwunden an meinem Körper. Ich staunte, als
ich die feinen rosa Linien auf meiner Haut sah. Was für ein Wunderheilmittel
hatten sie mir gegeben?
Nur die Wunde an meinem Kopf konnte ich nicht sehen. Laut Eldoras
heilte sie jedoch genauso gut wie die anderen Wunden. Als Schuhersatz band er
mir zwei Leinentücher um die Füße und befestigte sie provisorisch mit einer
Schnur. Ich konnte zwar wieder alleine Laufen, sollte jedoch noch vorsichtig
sein.
Ich beobachtete ihn während er mich versorgte und fragte mich abermals,
wie und ob eine Mensch-Elf-Beziehung möglich war. Er sah gut aus, das musste
ich zugeben und er war ein freundlicher Kerl, aber könnte ich mich als Mensch
in einen Elf verlieben? Sein Blick zuckte zu meinen Augen, er hob fragend die
Augenbarauen. »Bedrückt dich etwas, Elvin«, fragte er dann mit einem
verschmitzten Lächeln. Ich merkte wie mein Gesicht heiß wurde
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