Magietochter
er sich bereits hingelegt? Ich wollte mich bei ihm bedanken,
zögerte jedoch. Erst als ich nach einiger Zeit Wasser platschen hörte und ein
Stuhl über den Boden gezogen wurde, wusste ich, dass er noch nicht schlief.
Schritte wurden laut und die Tür geöffnet.
Das war meine Gelegenheit! Ich trat auf den schmalen Flur und
erstarrte. Kogan stand mit nacktem Oberkörper im Türrahmen und drückte einer
jungen Frau ein paar Münzen in die Hand. Obwohl sie in einen Umhang gehüllt
war, konnte ich erkennen, dass sie sehr schlank war. Ihr Haar war golden und
wallte ihr in geschmeidigen Wellen über die Schulter.
»Danke für deinen Dienst.« Bei Kogans Worten nickte sie im lächelnd zu
und wandte sich zum Gehen. Ihre blauen Augen blieben einen Augenblick neugierig
an mir hängen, ehe sie verschwand. Ich hatte das Gefühl mich übergeben zu
müssen, in meinem Kopf drehte sich alles.
»Was tust du hier draußen?« Kogans kalte Worte rissen mich aus meinen
Gedanken. Einen Rückzieher konnte ich jetzt nicht mehr machen, also trat ich
langsam auf ihn zu. Als ich näher kam zog er die Tür zu seinem Zimmer ein Stück
heran und lehnte sich mit einem Arm dagegen. Eine unmissverständliche Geste,
die mir einen zusätzlichen Stich versetzte. Er atmete irgendwie schwer und auf
seiner Stirn standen kleine Schweißperlen. Sein Körper sah so aus, wie ich ihn
in Erinnerung hatte und die Knöpfe an seiner Hose waren geöffnet, so als hätte
er sie sich nur schnell übergestreift. Ich schluckte und verdrängte den
Gedanken an ihn und diese Frau.
Ich verschränkte die Hände ineinander und sah ihn an. Ausdruckslos
erwiderte er meinen Blick und hob dann spöttisch eine Augenbraue.
»Ich wollte mich nur…für das Buch bedanken…«, stotterte ich. Keine
Reaktion. Abermals biss ich mir auf die Lippe. Warum sagte er nichts?
Schließlich antwortete er doch.
»War das alles?« Herablassend, spöttisch. Ich nickte nur, verwirrt
durch seine abweisenden Worte.
»Du wirst den anderen nichts von dem erzählen was du gesehen hast,
verstanden?« Es war keine Frage, sondern eine Drohung. Sofort stieg Wut in mir
auf.
»Keine Sorge, ich werde schon kein Wort über deine gekauften
Liebschaften verlieren!« Für einen Wimpernschlag schien er verblüfft, doch im
nächsten Augenblick kehrte der kalte Ausdruck auf seinem Gesicht zurück. Er
wirkte zufrieden. Ich ließ ihn ohne ein weiteres Wort stehen und schloss die
Tür hinter mir lauter als nötig.
Wie betäubt ließ ich mich an der Tür zu Boden sinken. Ich musste mich
beruhigen! Warum erschütterte mich das Wissen um diese Frau so? Ich atmete ein
paar Mal tief durch. Es muss mir egal sein! Stumm wiederholte ich diesen Satz
in meinem Kopf. Wieder und wieder. Was war los mit ihm? Wieso war er auf einmal
wieder so kalt? Es muss mir egal sein!
Doch das war es nicht…
»Und, wie hat er die Nachricht aufgenommen«, fragte Liv Dalan am
nächsten Morgen, als dieser auf uns zukam. Wir hatten uns in dem kleinen Hof
bei den Ställen versammelt. Eldoras hatte eines der kleineren Seepferde
gesattelt und führte den begeisterten Jula auf ihm herum. Liv, Bari und ich
saßen auf einer Bank und genossen die warmen Sonnenstrahlen. Ja, hier schien
die Sonne genauso, wie über der Wasseroberfläche. Langsam erstaunte mich nichts
mehr.
Wir rutschten ein Stück zusammen und Dalan setzte sich ebenfalls.
»Er hat getobt«, antwortete er schulterzuckend. »Aber ihm bleibt nichts
anderes übrig, als so lange mit uns in Aleria zu bleiben und das weiß er. Dem
Fest wird er trotz allem fernbleiben.« Ich versuchte krampfhaft meine
widersprüchlichen Gefühle zu verbergen.
Einerseits war ich froh darüber, dass er nicht mitkommen wollte, so
würde er uns immerhin nicht das Fest mit seiner schlechten Laune verderben
können. Doch andererseits verspürte ich Bedauern, vielleicht hätte er ja mit
mir getanzt? Beinahe hätte ich bei diesem Gedanken laut losgelacht. Wie naiv
war ich denn noch? Nach den Geschehnissen der letzten Nacht, sollte ich
jeglichen Gedanken an ihn vergessen!
»Ach, der wird sich schon wieder einkriegen«, erwiderte Liv auf Dalans
Worte und unterstrich ihre Antwort mit einer wegwerfenden Handbewegung. Dalan
wechselte das Thema.
»Jula, ist es nicht langweilig die ganze Zeit nur im Schritt zu
reiten«, rief er ihm und Eldoras entgegen. Die beiden wechselten einen kurzen
Blick, woraufhin Eldoras sich hinter Jula in den Sattel schwang, was ein wenig
komisch aussah, da das Seepferd viel zu klein
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