Magietochter
versank, schlug mein Herz mit einem Mal
schneller und die Schmetterlinge in meinem Bauch waren wieder da. Er konnte die
stumme Antwort auf seine Frage in meinen Augen lesen und beugte sich vor um
mich ein zweites Mal in dieser Nacht zu küssen.
Es war Stockdunkel, als ich erwachte. Irgendetwas hatte mich aus meinem
friedlichen Schlaf gerissen, doch was? Als sich neben mir etwas bewegte
erschrak ich im ersten Moment, doch dann war mir schlagartig klar, wo ich mich
befand. Kogans Bett. Sofort stieg mir die Röte wieder ins Gesicht, als ich an
unsere Küsse zurückdachte. Ich berührte vorsichtig meine Lippen und bemerkte,
dass sie noch immer geschwollen waren.
Ich wollte mich gerade wieder zufrieden an ihn kuscheln, als er sich
abermals bewegte und etwas nuschelte, dass sich vage wie ein nein anhörte. Ich
berührte vorsichtig seine Stirn, sie war Schweißgebadet. Er musste einen
Albtraum haben. Wieder zuckte er zusammen und dieses Mal kam das nein lauter
über seine Lippen. Es klang so Schmerzverzerrt, dass ich eine Gänsehaut bekam.
Ich wollte ihn wecken und schüttelte leicht an seiner Schulter.
»Nein! Bitte nicht!« Seine Worte wurden jetzt lauter. Ich rüttelte
abermals an seiner Schulter.
»Kogan, wach auf! Du träumst nur! Wach auf!«
»Elvin«, fragte er ungläubig.
»Ich bin hier, es ist alles okay. Du hast schlecht geträumt!«
Vorsichtig strich ich über seine Wange. Er nahm meine Hand und verschränkte
seine Finger mit meinen.
»Danke, dass du noch hier bist«, sagte er leise.
»Ich bin gerne bei dir«, antwortete ich.
»Ich möchte es dir erzählen…« Ich wusste sofort was er meinte.
»Okay.«
Er schwieg sehr lange und ich befürchtete schon, dass er wieder
eingeschlafen war, doch dann fing er an zu erzählen.
»Ich hatte gerade fünf Jahreswenden gesehen, als meine Eltern ermordet
wurden. Sie waren die Herrscher über das nördliche Reich und ich ihr einziger
Erbe.
Meine Mutter, Elysa, brachte mich jeden Abend in mein Bett und sang mir
ein wunderschönes Lied vor, so auch an diesem Abend. Ich erinnere mich noch,
dass ich mit ihren schwarzen Locken gespielt habe, während der liebliche Klang
ihrer Stimme den Raum erfüllte. Tala, damals noch ein Welpe, lag neben mir,
dicht an mich gekuschelt und lauschte ebenfalls dem Gesang.
Plötzlich brach draußen ein Tumult los, Sekunden später wurde die Tür
aufgerissen und fünf Männer kamen hereingestürmt. Menschen! Elysa rief sofort
nach den Wachen, doch die waren natürlich längst tot. Die Wölfe meiner Eltern
wurden hereingeschleppt, die Mäuler mit einem Draht fest verbunden und auch
mein Vater, König Aron, wurde gefesselt in den Raum geschleift.
Zwei der Männer stürzten sich auf Elysa, während ein anderer Tala in
einen Käfig sperrte. Ich wurde ebenfalls aus meinem Bett gezerrt und brutal
festgehalten.
Einer der Männer trat vor und verkündete, dass die Vorstellung beginnen
könne, jetzt wo die ganze Familie beisammen sei. Mir wurde eine riesige,
blutverschmierte Hand auf den Mund gehalten, die mich zu ersticken drohte. Ich
hatte fürchterliche Angst und verstand nicht, was diese Männer von uns wollten.
Die beiden Wölfe waren zuerst an der Reihe. Einer der Männer schnitt
ihnen ohne zu zögern die Kehlen durch. Das Band zwischen einem Wolf und seinem
Herren ist sehr stark und wird es durchtrennt, so verspürt man qualvolle,
seelische Schmerzen, so als wäre ein Teil von dir gestorben. Ich werde die
Schreie meiner Eltern durch die Knebel niemals vergessen, genauso wenig wie
Talas Heulen. Sie waren ihre Eltern gewesen und sie selbst war noch ein Baby,
erst wenige Wochen alt.
Danach war Elysa an der Reihe. Die Männer schändeten sie auf meinem
Bett. Sie schrie verzweifelt, doch Aron konnte sich nicht von seinen Fesseln
befreien und musste hilflos zusehen. Ich wollte ihr auch helfen und versuchte
mich aus den Klauen des Mannes zu befreien, der mich festhielt. Vergeblich. Er
zwang mich hinzusehen, ansonsten so sagte er, würde er Tala töten. Als sie
fertig waren, lag Elysa schlaff auf dem Bett, blutete stark, war aber noch am
Leben.
Dann kamen sie zu mir und drückten mir ein Messer in die Hand. »Wenn du
deinen Vater tötest, schenken wir deiner Mutter das Leben«, waren die Worte,
die sie dabei sprachen. Ich wusste nicht was ich machen sollte, war wie betäubt
und gar nicht mehr richtig bei Bewusstsein. Meine Mutter stöhnte gequält auf,
ich solle nicht auf sie hören, während mein Vater mir zu verstehen gab, dass
ich es
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