Magietochter
warf uns einen unmissverständlichen Blick zu. Kogan und ich
zuckten zusammen und lösten uns widerwillig voneinander.
»Dalan und Eldoras haben uns gerade Bescheid gegeben. Unsere Kutsche
ist abfahrbereit!« Kogan warf mir einen entschuldigenden Blick zu und ich war
mir sicher, dass er mich ein weiteres Mal geküsst hätte, wäre Liv nicht in
diesem Moment aufgetaucht.
Kapitel 22
Glücklich zu sein fühlte sich gut an! Ich saß in der kleinen Kutsche,
die von vier Seepferden gezogen wurde und uns an das Ufer des Drachensees im
nördlichen Reich bringen sollte.
Gedankenverloren blätterte ich in meinem neuen Buch herum, während
warme Sonnenstrahlen sich einen Weg durch das Fenster der Kutsche bahnten und meine
Haut wärmten. Kogan hatte darauf bestanden, mir ein Buch zu kaufen, auch noch,
nachdem Liv uns zur Eile gedrängt hatte. Es war das Buch, in dem ich meine
Prophezeiung gefunden hatte. Da ich es immer noch in den Händen gehalten hatte,
hatte ich mich kurzerhand entschieden dieses Buch mitzunehmen. In seinem
Inneren waren Gedichte und Geschichten niedergeschrieben. Ich war von der
ersten Seite an fasziniert gewesen.
Jula, Elaris und Teral hatten uns bis zu dem Stadttor von Aleria
begleitet. Jula hatte in meinen Armen gelegen und ich musste ihm versprechen
ihn bald wieder zu besuchen. Im Nachhinein verspürte ich ein schlechtes
Gewissen. Der einzige Trost war die Gewissheit, dass Elaris und Teral sich gut
um Jula kümmern würden.
Anfangs war ich mir der neugierigen Blicke von Dalan und Eldoras nur
allzu bewusst gewesen, doch keiner hatte etwas gesagt. Mir war klar, dass sie
es wussten, doch ich versuchte sie zu ignorieren.
Am Abend hielt die Kutsche an einem Gasthaus um neue Seepferde
einzuspannen. Wir würden noch die ganze Nacht und den ganzen nächsten Tag
brauchen, um im nördlichen Reich anzukommen. Von dort an waren es dann nur noch
zwei Tagesritte bis nach Tamaris, doch ich versuchte so wenig wie möglich daran
zu denken.
Als ich die Schrift in dem Buch vor Dunkelheit kaum noch entziffern
konnte, nahm Kogan, der zwischen mir und Liv saß, es mir sanft aber bestimmt
aus den Händen.
»Du solltest versuchen ein wenig zu schlafen«, sagte er leise. Ich ließ
meinen Blick durch die Kutsche wandern und stellte fest, dass die anderen
ebenfalls versuchten etwas Schlaf zu bekommen.
Ich lehnte meinen Kopf an die glatte Wand der Kutsche und schloss die
Augen. Leider musste ich schon nach kurzer Zeit feststellen, dass diese
Position ziemlich schmerzhaft sein konnte. Ich massierte mir meinen Nacken mit
einer Hand, als ich plötzlich ohne Vorwarnung hochgehoben wurde. Auf Kogans
Schoss wurde ich wieder abgesetzt und sah ihn fragend an.
Doch er sagte nichts, drückte mich stumm an seine Brust, während sich
seine Hand langsam in meinen Nacken schob und anfing mich sanft zu massieren.
Mir entfuhr ein Seufzen, ehe ich es zurückhalten konnte. Ich schloss meine
Augen und entspannte mich auf der Stelle, doch an Schlaf war nicht zu denken.
Mir war klar, dass ich mich endlich meiner Prophezeiung stellen musste
und so ließ ich den Text in meinem Inneren vor mir erscheinen.
Sie war nicht sonderlich schwer zu verstehen. Es ging um mich und meine
Macht, welche von „den Vieren“ erschaffen wurde. Ich konnte mir vorstellen,
dass damit die vier Göttinnen gemeint waren. Durch das Buch „Die vier
Königreiche“ wusste ich sogar ein wenig über sie.
Die drei Elemente Erde, Feuer und Wasser stellten meine Macht dar und
spiegelten gleichzeitig Kogan, Bari und Dalan wieder. Die Luft wurde ebenfalls
erwähnt und hörte sich sehr nach Liv und Eldoras an. Laut der Prophezeiung
würde ich diese Macht auch noch erhalten. Gemeinsam sollten wir gegen das Böse
kämpfen und einen magischen Stein zur Hilfe nehmen, doch was war das Böse und
was für ein Stein sollte das sein? Von den „Worten der Vier“ hatte ich noch nie
etwas gehört, woher sollte ich sie kennen?
Doch am meisten beschäftigte mich die zweite Strophe der Prophezeiung.
„Königskinder“, die von einer bösen Macht genommen und geformt wurden und die
die Auserwählte beschützen sollten.
Plötzlich fiel es mir wie Schuppen von den Augen und ich war wieder
hellwach. Ich dachte an die letzte Nacht und an Kogans Worte zurück: „Meine
Eltern waren die Herrscher über das nördliche Reich und ich ihr einziger Erbe.“
Natürlich, Kogan war eines dieser Königskinder!
Durch diese Erkenntnis war ich aus meinen Gedanken aufgeschreckt, doch
keiner hatte
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