Magietochter
vor mir und hielt mir etwas entgegen.
»Die sind für dich«, sagte er und als ich nicht schnell genug reagierte
nahm er meine Hände und stülpte nacheinander zwei Handschuhe über sie.
»Danke«, sagte ich und lächelte ihn an.
In diesem Moment zuckte sein Kopf blitzschnell in Richtung des Waldes
und ein wütendes Knurren kam aus seiner Kehle. Die anderen waren sofort bei uns
und stellten sich kampfbereit auf.
»Was ist los«, fragte Dalan besorgt.
»Soldaten. Und sie haben Tala und die Pferde«, kam die knappe Antwort,
dann traten sie auch schon aus dem Wald.
Es waren nicht mehr als zehn Männer, die gemächlich auf ihren Wölfen
angeritten kamen. Tala und die Pferde waren nirgendwo zu sehen.
»Kogan«, fragte einer der Männer. Er war groß und hatte den Körper
eines Berges. Der Wolf auf dem er saß war braun. Er hielt seine Nase in die Höhe
und witterte, ehe er seine dunklen Augen auf mich richtete und kaum merklich
seine Zähne zeigte. Jetzt zitterte ich wieder, jedoch nicht vor Kälte.
»Was wollt ihr?« Der Klang von Kogans tödlicher Stimme ließ mich
erschaudern. Sie kamen noch ein Stück näher, wobei der Mann der vorher
gesprochen hatte ein zusammengerolltes und rot versiegeltes Pergament aus einer
seiner Taschen holte und es Kogan reichte.
»Ein Befehl des Königs«, antwortete der Mann selbstsicher, ohne auf
Kogans Frage einzugehen. Ich erkannte das Siegel von König Kalon. Kogan riss es
auseinander und überflog den Brief. Stumm reichte er ihn an Dalan weiter,
während sein Blick kurz zu mir zuckte. Wut, Ungläubigkeit und Angst lagen
darin.
»Warum hat der König seine Befehle geändert«, fragte Kogan und bemühte
sich sichtlich nicht die Kontrolle zu verlieren. Der Mann zuckte mit den
Schultern.
»Woher soll ich das wissen, ich führe den Befehl bloß aus!«
»Wie ist dein Name?«
»Timono.«
»Du hast meine Wölfin und die Pferde meiner Freunde, wieso?«
»Nur zum Schutz, falls ihr uns Schwierigkeiten bereiten wollt. Unser
Leben gegen ihres! Gebt uns das Mädchen und das Amulett, dann werden wir sie
freilassen.«
Ich traute meinen Ohren nicht, als ich Timonos Worte hörte. Kalons
Befehl war es mich an diese Männer zu übergeben?
»Nein«, knurrte Kogan.
»Dann habe ich keine andere Wahl, als deine Wölfin zu töten!« Bedauernd
und verständnislos sah er auf uns hinab.
Ich sah wie alle Farbe aus Kogans Gesicht wich, als Timono seinen
Soldaten ein Zeichen gab und sie mit Tala aus dem Wald heraustraten. Sie war
gefesselt und ihr Maul war mit einem Strick zugebunden, sodass sie keine
Möglichkeit hatte sich zu wehren.
Das konnte ich auf keinen Fall zulassen! Ich holte tief Luft, verbannte
jegliche Gefühlsregung meines Gesichts hinter meine ausdruckslose Maske und
trat so selbstsicher wie ich konnte vor. Niemand versuchte mich aufzuhalten,
als ich auf Timono zuging.
»Ich werde freiwillig mit Euch kommen, aber Tala und den Pferden darf
kein Leid geschehen!«
Erstaunt sah Timono mich an und nickte dann.
»Einverstanden!« Er hielt mir seine Hand hin und setzte mich vor sich
auf seinen Wolf. Kogan trat stumm vor und reichte Timono ein schwarzes
Samttuch, in das er einen Gegenstand eingewickelt hatte. Das Amulett, von dem
Timono gesprochen hatte. Für einen kurzen Moment flackerte ein Gedanke in
meinem Kopf auf, verflüchtigte sich jedoch so schnell wieder, dass ich ihn
nicht zu fassen bekam.
Timono gab seinen Soldaten abermals ein Zeichen, woraufhin sie Talas
Fesseln lösten. Im gleichen Moment galoppierten die vier Pferde aus dem Wald.
Sie waren alle frei. Dann preschten wir so schnell davon, dass ich nicht einmal
mehr die Gelegenheit hatte, noch einmal zurückzuschauen.
Kapitel 23
Es schneite und Schneeflocken peitschten mir ins Gesicht. Ich spürte
ganz deutlich, wie sie auf meinen Wangen zu Wasser wurden und langsam an ihnen
hinunterliefen, fast so als würde ich weinen. Doch das tat ich nicht. Ich
versuchte das schmerzhafte Ziehen in meinem Körper zu ignorieren und verbannte
jeglichen Gedanken aus meinem Kopf. Meine Wangen waren von dem kalten Wind
gerötet, doch dank der gefütterten Kleider fror ich nicht. Timonos breiter
Körper hinter mir bot mir zusätzlichen Schutz.
Wir sprachen kein Wort miteinander, doch die Blicke seiner Soldaten
wurden mir sehr schnell bewusst. Die Angst vor der bevorstehenden Nacht
schnürte mir die Kehle zu, doch ich ließ es mir nicht anmerken. Kalt erwiderte
ich ihre Blicke.
Als es dunkel wurde schlugen die Soldaten ein Nachtlager
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