Magietochter
Mächte
absorbiert werden.« Strahlend sah er mich an.
»Konntest du mir folgen?« Ich schnaubte verächtlich.
»Ihr wollt mir das Amulett umlegen, damit es meine Macht in sich
aufsaugt.«
»Absolut richtig! Sobald es vollbracht ist, gehört deine Macht mir und
es wird niemanden mehr geben, der sich gegen mich und meine Diener stellen
kann! Ich werde der Herrscher über alle vier Königreiche sein!« Ein
angsteinflößender Ausdruck trat bei diesen Worten auf sein Gesicht.
»Schade nur, dass du meine Herrschaft nicht mehr miterleben wirst…«,
fügte er gespielt traurig hinzu. »Möchtest du denn gar nicht wissen warum…?«
»Das ist doch offensichtlich. Weil Ihr mich töten werdet!«
Seltsamerweise bereitete es mir keine Schwierigkeiten diese Tatsache
auszusprechen. Als ich diese Höhle betreten hatte, war mir klar gewesen, dass
ich sie nicht mehr lebend verlassen würde.
Doch Kalon schürzte die Lippen und schüttelte den Kopf.
»Wo denkst du hin? Ich werde dich nicht eigenhändig töten und meine
Lichtfresser auch nicht! Der Stein des Amulettes wird es tun! Er absorbiert
alles, deine Macht und deine Lebensenergie.«
Er nahm das Amulett vom Altar und trat auf mich zu. Ich hatte keine
Möglichkeit zu fliehen, also schloss ich die Augen und dachte ein letztes Mal
an Kogan. Es half mir ruhig zu bleiben und die Angst in mir zu verdrängen. Ich
spürte wie Kalon das Amulett über meinen Hals streifte und es auf meine Brust
legte. Ich wartete angespannt. Müsste ich nicht irgendetwas spüren?
Nichts.
Ich öffnete die Augen und sah Kalon, der mit gerunzelter Stirn vor mir
stand. Die Ader an seinem Hals pochte wieder stärker und sein Kiefer spannte
sich an. Ruckartig riss er mir das Amulett herunter und sah mich wutverzerrt
an.
»Es wurden doch alle vier Mächte in dir erweckt oder nicht«, knurrte er
gefährlich. Ich schluckte.
»Sprich! Oder ich lasse meine Lichtfresser auf dich los bis du dir
wünscht es mir sagen zu dürfen!« Wild sah er mich an.
»Nein, es wurden nur drei erweckt…«, antwortete ich schulterzuckend.
Kalons Wutschrei ließ die Lichtfresser zurückweichen. Mit einer einzigen
Handbewegung fegte er die Fläschchen und Schalen vom Altar. Klirrend zerbrachen
sie in tausend Stücke und verschiedene Pulver, Kräuter und Flüssigkeiten
vermischten sich miteinander. Wutentbrannt sah er mich an.
»Welche Macht fehlt noch?«
»Luft…«
Mit schnellen Schritten kam er auf mich zu und packte meinen Arm.
»Das wird sich machen lassen! Und damit du in der Zwischenzeit keine
Dummheiten machst und deinen Freunden die Wahrheit erzählst, werde ich dich mit
einem Bann versehen.« Ohne Vorwarnung packte er mich grob an meinem Hals und
zeichnete etwas mit seinem spitzen Nagel in meine Haut. Es brannte wie Feuer
und glühte, dann war es vorbei.
»Komm jetzt, Belladonna wird sich sehr freuen, dich endlich
widerzusehen!«
Kapitel 24
»Wenn du mit dem Boden fertig bist, kümmerst du dich um die Fenster,
verstanden?«
Belladonna stand vor mir, die Hände in die Hüften gestemmt und funkelte
mich hasserfüllt an. Obwohl ich sie seit Wochen nicht gesehen hatte, hatte sie
sich kein bisschen verändert. Ihr langes, dunkles Haar hatte sie kunstvoll
Hochgesteckt und ein enges Gewand bedeckte ihren schlanken Körper. Wären ihre
Gesichtszüge nicht so hasserfüllt gewesen, hätte ich sie als wunderschön
beschrieben.
»Ja, Herrin«, antwortete ich auf ihre Frage und nahm den Putzlappen aus
dem Wassereimer. Die Eisenkette klirrte bei dieser Bewegung leise und kündete
den Schmerz an, doch ich versuchte mir nichts anmerken zu lassen.
Ein flüchtiger Blick auf meine Handgelenke zeigte mir ein dünnes
Rinnsal Blut, dass langsam über meine Hand glitt. Während ich begann den Boden
in Belladonnas Arbeitszimmer zu putzen, setzte sie sich an den großen, dunklen
Tisch und beachtete mich nicht weiter.
Ich war bereits seit einigen Tagen in Tamaris, doch entgegen Kalons
Behauptung, hatte sich Belladonna alles andere als gefreut mich wiederzusehen.
Sie hatte getobt, mir alle möglichen Beleidigungen an den Kopf geworfen und mir
mit Gewalt gezeigt, was sie von meinem Verschwinden hielt.
Meine Lippe war aufgeplatzt und in meinem Gesicht und auf meinem Körper
waren dunkle Blutergüsse verteilt. Mit einem scharfen Messer in der Hand hatte
sie mich an den Haaren gepackt und es lachend durchtrennt, sodass es mir gerade
noch bis auf die Schultern ging. Sie hatte mir Handfesseln angelegt, damit ich
nicht wieder auf
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