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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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niemand mich sah.
    »Was hast du da?« krächzte der rundliche alte Stallknecht, der aus dem Nichts aufgetaucht war, als ich über den Hof ging.
    »So früh am Morgen eine Dame von äußerst zweifelhafter Tugend?« spottete einer der vorhin so missmutigen Kavalleristen. »Teil deinen Schatz mit uns, junger Freund.«
    »Erst … muss ich kassieren«, erklärte ich.
    Justen erschien in der Stalltür. Er machte ein verblüfftes Gesicht – bis er das zerrissene Gewand und die Verletzungen im Gesicht der Frau sah. »Soll ich einen Heiler holen?« fragte er.
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie braucht Ruhe …«
    »Bring sie hier herein«, sagte Justen.
    »Nicht in meinen Stall!«
    Der Graue Magier steckte dem Stallknecht blitzschnell etwas zu, worauf dieser mich angrinste und erklärte: »Ich muss mich um das Futter kümmern.« Dann ging er die Hauptstraße hinab.
    Der Kavallerist lächelte säuerlich, traf jedoch keine Anstalten, die Frau näher zu betrachten, als ich sie in den Stall brachte.
    »Was hast du getan?« zischte Justen mich an.
    »Nicht … viel.« Ich bettete die Frau nicht gerade geschickt auf einen Heuhaufen. Erschöpft rang ich nach Luft, als wäre ich eine halbe Meile in schwerem Sand gerannt.
    »Du Narr! Du hast sie geheilt. Wie viele Menschen haben den Stab gesehen?«
    »Schlimmer … Stab benutzt … zwei Burschen … sie hat mich verflucht … hab sie trotzdem geheilt«, stieß ich hervor und legte Gairloch die Decke über.
    Justen blickte den Stallburschen an, der mit offenem Maul dastand.
    Urplötzlich brach der Junge auf dem Stroh zusammen.
    »Was tust du da?«
    »Ich sorge dafür, dass er schläft. Das wird man dir zuschreiben, vorausgesetzt, du verschwindest schnell genug von hier.«
    »Du meinst, ehe der Vicomte mit der örtlichen Magie-Patrouille kommt.«
    Der Graue Magier blickte mich ernst an. »Wie willst du an den Stadtwachen vorbeireiten?«
    »Können sie jemanden aufhalten, den sie nicht sehen?«
    Justen schüttelte den Kopf und ging zu seinen Satteltaschen. »Mach weiter.«
    Gairloch wieherte nicht, als ich ihm den Sattel auflegte.
    »Da, nimm!« Justen half mir, einen prall mit Proviant gefüllten grauen Sack hinter dem Sattel festzubinden. Mehr als die Hälfte des Inhalts bestand aus Justens Verpflegung. Dann konzentrierte er sich, und der graue Sack war verschwunden. »Denk dran, das auch zu tun! Damit bist du ein weniger leichtes Ziel.« Er grinste. »Ich hole deinen Tornister.«
    Ich zurrte den Sattelgurt fest und steckte den Stab in die Halterung. Dann webte ich Licht um den Stab, damit auch er unsichtbar war. Eigentlich webte ich das Licht nicht, sondern veränderte nur die Lichtreflexe von Holz und Eisen. Metall war am schwierigsten. Bei sehr viel Metall waren Hitzeschlieren nicht zu vermeiden – wie bei den Schiffen der Bruderschaft.
    Als ich mit Gairloch fertig war, schob sich Justen wieder durch die Tür. Er brachte mir meinen Tornister und meinen Umhang. »Mach dich lieber sogleich auf den Weg.«
    »Und was wirst du tun?«
    Er lächelte traurig. »Du bist kein Lehrling mehr, sondern ein freier Magier und hast alle getäuscht.«
    »Danke!« Damit meinte ich nicht die Tatsache, dass er mich fortschickte, aber er verstand schon.
    »Ich hoffe nur, dass du aus alledem etwas gelernt hast.
    Du musst die Osthörner überqueren, aber das dürftest du schaffen, wenn du den Pass im Süden nimmst. Das ist der, auf den die Straße aus Jellico nach Süden führt. Und jetzt steig auf Gairloch und mach dich unsichtbar.« Wieder schüttelte er den Kopf. »Und lass dich von niemandem berühren. Falls jemand einen Sinn für Ordnung hat, könnte er das Muster der Reflexion entflechten. Und lies bitte die Anweisungen für dein Buch, ehe du etwas Neues ausprobierst.«
    Das waren die letzten Worte des Grauen Magiers, als ich mich in Gairlochs Sattel schwang und den Schutzschild um uns wob.
    Whiüiaaah … Gairloch war nicht gern blind. Ich auch nicht.
    »Ruhig, Gairloch.« Ich tätschelte seinen Hals.
    Wieder wieherte er aufgeregt. Ich beruhigte ihn nochmals.
    Es war ein merkwürdiges Gefühl, auf Gairloch zu sitzen und alles schwarz zu sehen. Töne drangen an mein Ohr, aber ich sah fast gar nichts. Doch wir konnten nicht ewig hier stehen bleiben. Ich trieb Gairloch mit den Fersen an. Wir bewegten uns langsam und vorsichtig über den Hof, da ich Menschen oder Gegenstände nur sehen konnte, wenn sie ganz nahe waren.
    Klack … klack … Gairlochs Hufe klangen in meinen Ohren wie

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