Magische Insel
Kunden, und sie brauchen die Abfälle für ihre Lehrlinge.« Er hatte silbernes Haar und harte braune Augen, Arme wie Baumstämme und ein offenes Gesicht, auch wenn er nicht lächelte.
Nurgkes Mühle hatte zwei große Sägen, die durch Wasserräder angetrieben wurden. Das Wasser wurde vom Fluss Gallos umgeleitet. Trotz der harten Ablehnung spürte ich einen Hauch von Ordnung in der Mühle. Selbst die Steine im Wehr waren exakt gesetzt, und die Lehrlinge ölten alles regelmäßig.
»Beeindruckend«, erklärte ich. »Ihr schätzt Ordnung hoch ein.«
»Ich schätze Gewinn, Holzwurm. Ordnung bringt Gewinn.«
Das konnte ich nicht bestreiten. »Wer verkauft sonst vielleicht Holzabfälle?«
Nurgke strich sich übers lange Kinn und runzelte die Stirn. »Nun ja … Yuril hat keine Verträge mit Schreinern, aber er verkauft hauptsächlich Fichte für Zäune und Stangen und was Bauern so brauchen, nicht viel Hartholz. Dann wäre da noch Teller … aber er hat praktisch mit dem Präfekten einen Vertrag. Du könntest es mit Brettel versuchen. Er hat früher Dorman beliefert.« Als er mein verständnisloses Gesicht sah, fuhr er fort: »Dorman war Destrins Vater. Der beste Möbelschreiner in Candar. Manche behaupteten, er sei so gut gewesen wie Sardit in Recluce, vielleicht sogar besser.« Der Sägemüller schüttelte den Kopf. »Destrin ist ein guter Mann, hat viel durchgemacht, aber ihm fehlt der letzte Schliff.« Er blickte mir in die Augen. »Brettel hilft dir vielleicht, aber du darfst ihm nichts vormachen. Er vergisst nie etwas.«
Ich ritt auf Gairloch die Umgehungsstraße entlang, die granitgepflasterte breite Straße innerhalb der fünfzehn Fuß hohen Mauern, bis zum Nordtor und dann auf die Straße zu Brettels Sägemühle. Der Wind pfiff, das Licht wurde schwächer, als dunkle Wolken aufzogen. Als ich die Mühle erreichte, rieselten feine Flocken auf die gefrorene Erde.
Ich musste auf Brettel warten, der sich um den Ersatz einer Säge zu kümmern hatte.
Ich schaute mich in der Sägemühle um. Alles strahlte wie bei Nurgke Ordnung aus, wirkte aber irgendwie alt und abgestanden. Auch sein Wehr war tadellos gemauert, aber einige Steine waren ersetzt worden. Das eingedämmte Wasser musste der Fluss sein, der östlich von Fenard in den Gallos mündete.
Das Lagerhaus fürs Holz strahlte ein höheres Alter aus als die Steinmauern Fenards, aber nirgends lagen Abfälle herum, und die Dachbalken stammten aus neuerer Zeit und waren erst vor kurzem sorgfältig gefirnisst worden.
Im Lagerhaus war es kalt – selbstverständlich gab es keinerlei Feuerstellen bei dem vielen Holz. Ich fragte mich, wie viel Holz wegen des Wechsels von heiß zu kalt wohl gespalten war.
»He, du? Wer bist du, und was willst du?« Brettel, ein dicker Zwerg mit krummen Beinen, reichte mir nur bis zur Schulter. Seine Stimme war ein klarer Tenor. Trotz der barschen Rede war sein Tonfall angenehm.
»Ich bin ein Geselle des Schreiners Destrin und heiße Lerris.«
»Destrin? Wovor läufst du weg, Bursche?«
Ich grinste. »Ich bin nicht auf der Flucht. Ich habe für meinen Onkel gearbeitet, aber er hielt mich für zu unbeständig und schickte mich in die Welt hinaus, bis ich ruhig geworden sei und mich niederlassen könne.« Ich zuckte mit den Schultern. »Viel kann man nicht sehen von der Welt, wenn man keine Kupferlinge mehr besitzt. Deshalb will ich für Destrin als Geselle arbeiten. Er stellt Unterkunft und Werkzeug und bekommt einen großen Teil meines Verkaufserlöses.«
Der Sägemüller musterte mich scharf. »Kein Zeichen von Chaos. Schlimmstenfalls bist du ein ehrliches Schlitzohr, und das wäre für Destrin das geringste Problem. Was willst du von mir? Meine schönsten Bretter, ohne einen Kupferling zu zahlen?«
Ich schüttelte den Kopf. »So anspruchsvoll bin ich nicht. Fürs erste nehme ich kleine Stücke. Abfall, falls Ihr etwas übrig habt.«
Brettel schürzte die Lippen.
»Ich kann bezahlen, allerdings nicht viel«, bot ich an. Ich wollte nicht zu eifrig aussehen, aber auch nicht wie ein Bettler dastehen.
Er schüttelte den Kopf und grinste. »Ich weiß nicht, wer du bist, aber du bist weder ein Dieb noch mit Chaos behaftet. Und Destrin könnte etwas Hilfe gebrauchen.« Er blickte mir scharf in die Augen. »Aber lass die Finger von seiner Tochter. Sie ist mein Patenkind. Leider verbietet ihm sein Stolz, dass ich sie unterstütze. Aber sie wird einen ehrlichen Mann aus Fenard heiraten.« Die letzten Worte klangen wie aus Eisen. Ich
Weitere Kostenlose Bücher