Magische Insel
Männer nicht viel ausrichten konnte.
Von der Schenke kamen zwei kräftige Burschen mit gezückten Klingen. Ich hielt den Atem an, als die Männer an mir vorübergingen.
»… verschwunden …«
»… habe gesehen, wie er die Schenke verlassen hat.«
»Hier ist er aber nicht.«
»… in einem Haus?«
Leise entfernte ich mich, ließ jedoch den Schutzschild erst fallen, als ich sicher in Gairlochs Stall angelangt war.
Er wieherte freudig.
Als erstes gab ich ihm etwas zu fressen, dann striegelte ich ihn lange und dachte nach. Schließlich mistete ich den Stall aus.
Es war spät, als ich die Werkstatt betrat. Bostric richtete gerade sein Lager her.
»Und, wie war es?« fragte ich ihn und wusch mir die Hände.
»Gut. Die anderen haben gesagt, du wärst ein typischer Wanderer und würdest bald weiterziehen. Stimmt das?« Bostric hatte wohl mehr als ein Bier getrunken, sonst hätte er nie gewagt, mir diese Frage zu stellen.
Ich zuckte mit den Schultern. »Schon möglich. Schlaf jetzt.«
Er schlief sogleich ein. Ich dachte an die Bewaffneten. Jirrle hatte eindeutig von dem geplanten Anschlag auf mein Leben gewusst. Ich war allerdings nicht sicher, ob er selbst die Meuchelmörder auf mich angesetzt hatte. Da alle Klingen sich für mich gleich angefühlt hatten, waren es bestimmt Söldner des Präfekten gewesen.
Mir lief die Zeit davon. Bis jetzt hatte niemand direkt etwas gegen mich unternommen. Doch ab heute musste ich mich vor Meuchelmördern in acht nehmen.
LIV
I n jener Nacht schlief ich nicht gut. Ich hatte die Abwehrstäbe aufgestellt, aber dennoch warf ich mich unruhig auf dem schmalen Lager umher. Mir brach der Schweiß aus, als ich über das nachdachte, was ich bereits wusste. Das ›J‹ auf dem Steuerbescheid musste von Jirrle stammen. Er war eine Art Berater des Präfekten und mochte mich nicht besonders – milde ausgedrückt. Plötzlich donnerte es. Aber das war nicht der ehrliche Donner, wenn Wolken miteinander streiten, auch nicht der Donner von Menschenhand, wenn Schießpulver explodiert. Nicht einmal der illusorische Donner des Windes, mit dem Chaos-Meister die bereits vorhandenen Ängste unwissender Menschen verstärken. Ich hatte Donner wie diesen nur einmal gehört; das war in der Ebene von Certis, als Eisstürme mich vernichten wollten.
Irgendwann schlief ich doch noch ein. Als ich kurz vor Tagesanbruch hochschreckte, konnte ich mich an keinen Traum erinnern. Ich war schweißgebadet, obwohl die Nacht für Ende des Sommers zu kalt gewesen war.
Nachdem ich den Abort aufgesucht und mich hinter dem Haus kalt gewaschen hatte, fühlte ich mich wieder einigermaßen menschlich. Deirdre brachte auf einem Tablett Brötchen und Obst.
Wir hätten oben in der Wohnung frühstücken können, taten das aber nicht, weil ich früh mit der Arbeit beginnen wollte, vor allem bei warmem Wetter.
»Ach … warum nur bin ich der Lehrling eines Meisters, der den frühen Morgen so liebt?« klagte Bostric wie jeden Morgen. Er sah schlimmer aus, als ich mich gefühlt hatte. Er spritzte sich etwas Wasser ins Gesicht und verschlang alles, was ich ihm übrig gelassen hatte.
»Alle sprechen von dir«, meinte er.
»Ach ja?« Ich verglich die Kommode mit den Plänen und Skizzen im Buch.
»Jirrle glaubt, du kämst aus Recluce.«
Ich schluckte, sagte aber nichts.
»Deryl meint, du willst Deirdre und die Werkstatt, und Grizzard findet dich überhaupt nicht bemerkenswert und versteht nicht, warum man soviel Wirbel um dich macht.«
Ich trank den Rotbeerensaft aus und stellte den Krug ab, sagte aber nichts.
»Jirrle hat zu Deryl gesagt, dass die Stühle für den Subpräfekten Ärger brächten … aber er hat nicht gesagt, wieso.«
Ärger? Die Stühle brachten Ärger? Mich schauderte. Ich erinnerte mich an die Reaktion meines Stabs auf Chaos. Und die Stühle waren aus schwarzer Eiche gemacht.
»Geht’s dir nicht gut?«
Ich schüttelte den Kopf. »Mir geht’s gut. Ich habe nur etwas vergessen.« Ich musste mit Brettel sprechen. Obwohl die Truhe für Dalta fertig war, hatte ich sie noch nicht zu Brettel gebracht, weil ich ihn nicht so bald schon wieder belästigen wollte, auch wenn er Deirdres Taufpate war. Er hatte bereits soviel für uns getan. Außerdem hatte ich Bostric noch nicht genügend vorbereitet. Aber ich musste jetzt in jedem Winkel mit den Meuchelmördern des Präfekten rechnen.
Mit Ausnahme von Jirrle hatte ich keine Ablehnung gespürt, aber ich fühlte, wie eine gewaltige Macht jenseits meiner
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