Magische Insel
flachen Hand kräftig auf die Wange. Ihr Gesicht war von Tränen überströmt.
»Verstehst du es wirklich nicht?«
Ich begriff tatsächlich nichts, hielt aber ihre Hände fest. Sie schluchzte. Schließlich konnte sie wieder sprechen.
»Ich bin doch … keine Zuchtstute … Ich tue alles für Papa und für dich … aber du hättest mich fragen müssen.«
Was war ich doch für ein blöder Kerl. Da hatte ich mir größte Mühe gegeben, für das Mädchen zu sorgen, hatte sie jedoch nie gefragt. Ich spürte, dass die Spannung aus Deirdre gewichen war.
»Es tut mir leid. Ich wollte nur …«
»Lerris?«
»Ja?«
»Da ist noch etwas.«
Dieses ›Etwas‹ waren zwei Arme, die sich um meinen Hals schlangen, und warme Lippen auf meinem Mund. Sie presste sich an mich und zog mich auf ihr Bett.
Wir lagen da und küssten uns. Ehe ich die Kontrolle verlor, löste ich mich von ihr.
»Das wirst du vermissen.« Sie lächelte traurig. »Und ich ebenfalls.«
Ich stand nur stumm da.
»Danke für alles, was du für Papa getan hast … und für mich … und danke, dass du du bist.«
Tränen stiegen mir in die Augen. Wir weinten beide und umarmten uns wieder. Zum Glück störten uns weder Destrin noch Brettel. Nach einiger Zeit wischten wir uns die Tränen ab. Es gab nichts mehr zu sagen. Sie öffnete die Tür.
»… sehr gut, Destrin … so verdammt ehrenwert …«
»… wenn du das sagst …«
»… das weißt du ebenso gut wie ich …«
Deirdre musste unwillkürlich lächeln. »Du bist tatsächlich zu ehrenwert.«
Ich hatte keine Wahl mehr, nicht, wenn ich überleben wollte. Nun musste ich es noch Bostric erklären. Allerdings war ich ziemlich sicher, dass er mich nicht küssen würde. Ich überließ es den dreien, die Einzelheiten zu besprechen, und ging in die Werkstatt hinunter.
Bostric arbeitete an einer Bank. Er hatte Destrins Fehler geschickt beseitigt, indem er die Bank gekürzt hatte.
Ich stellte zwei Stühle vor meine Werkbank. »Wir müssen miteinander reden.«
Bostric wusste, wann Spott angebracht war und wann nicht.
»Gibt es ein Problem?« fragte er.
»Ja, aber es betrifft mehr mich als dich. Brettel sagt, dass deine Familie noch keine Vereinbarungen für deine Zukunft getroffen hat – zum Beispiel eine Ehe. Ist das wahr?«
»Ja«, antwortete er vorsichtig. »Ich bin der viertgeborene Sohn, und meine Brüder sind alle gesund. Das Land ist zu klein. Ich werde nichts davon erben.«
»Und was hältst du von der Arbeit als Schreiner?«
»Ich werde nie deine Klasse erreichen. Das habe ich dir schon gesagt.«
»Macht dir die Arbeit Freude?«
Der Rotschopf nickte. »Ich mag Holz, und das Leben in Fenard ist besser als auf dem Bauernhof.«
»Und was hältst du von Deirdre?«
Ihm fiel die Kinnlade herunter. »Du … nein … sie mag doch …« Er schüttelte den Kopf.
»Ich nehme an, du findest sie akzeptabel«, sagte ich und bemühte mich, ganz ruhig zu sprechen.
Jetzt grinste er.
»Ich muss bald fort. Du weißt, ich stamme nicht aus Fenard. Brettel und ich wollten dir nichts versprechen, ehe wir …«
»Ehe ihr saht, ob ich ein guter Schreiner werden kann?«
Ich nickte.
»Und?«
»Deirdre kann gut für sich selbst sorgen, aber ohne Ehemann kann sie hier in Fenard das Haus nicht halten. Destrin wird nicht mehr lange leben, und ich kann sie nicht heiraten.« Ich schluckte. Es fiel mir schwerer, Deirdre zu verlassen, als ich gedacht hatte.
»Du magst sie sehr, nicht wahr?«
»Ja«, gestand ich ihm. »Aber das ist nicht wichtig.« Und als mein Verstand und mein Herz nur traurig waren, jedoch nicht aufbegehrten, wusste ich, dass das tatsächlich stimmte.
Bostric schüttelte den Kopf. »Ich verstehe dich nicht. Du bist der beste Schreiner in Fenard seit Dorman, und du willst ein Vermögen und eine schöne Frau aufgeben, die dich liebt?«
»Ich habe keine Wahl, Bostric. Stell mir keine Fragen.« Ich räusperte mich. »Ich nehme an, deine Familie hat nichts dagegen einzuwenden. Und Deirdre hat eine kleine Aussteuer.«
»Meine Familie wird überglücklich sein, dass der Tollpatsch Bostric eine Schönheit mit Besitz gefunden hat.«
»Hör schon auf!« Ich legte ihm den Arm um die Schulter. »Einer von uns soll glücklich sein, und du und Deirdre könnt glücklich werden.«
»Ja, alter Zaubermeister.«
Ich versetzte ihm einen leichten Stoß mit dem Ellbogen. »Und ich werde meine Zauberkunst gegen dich einsetzen, falls du sie je unglücklich machst.«
Er wurde blass. »Ja, ich glaube, das
Weitere Kostenlose Bücher