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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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musst deinen Freund selbst befreien!« Ich riss ihr die Augenbinde ab. »Schrei nicht! Du kannst mich nicht sehen!«
    Dann ritt ich von den Gefangenen fort. Am liebsten hätte ich mich aus dem Staub gemacht, doch wenn ich den Weißen Magier nicht noch ein Weilchen ablenkte, würde er die Gefangenen verbrennen.
    Ich, der dämliche Schreiner, der sich ein wenig mit Ordnungs-Magie auskannte und einen Schwarzen Stab besaß, und das kleine Bergpferd mussten den Magier angreifen.
    Die Hitze und die Gewalt drückten meinen Schild fast ein, als wären sie von meinem Stab angezogen. Ich musste kämpfen, um ihn in der Hand zu halten.
    Gairloch und ich preschten hinab zum Weißen Magier auf dem Schimmel.
    Ohrenbetäubendes Zischen. Unglaubliche Hitze schlug mir entgegen. Ich hob den Stab.
    Der Schimmel drehte sich. Ein Feuerstoß schoss aus den Fingerspitzen des Magiers. Mein Stab parierte ihn. Ich schlug mit aller Kraft zu.
    Dann saß ich wie betäubt da. Plötzlich bäumte sich der Schimmel auf und warf den Reiter in weißer Kleidung ab.
    Ich brauchte einen Augenblick, bis ich begriff, dass mein Gegner tot war. Vor meinen Augen wurde sein Gesicht, dann sein Körper, selbst die Gebeine, zu Asche …
    »Da ist er! Noch ein Magier! Ein Schwarzer!«
    Mein Schutzschild war bei dem Zusammenprall zerstört worden, so dass man mich jetzt deutlich sehen konnte.
    »Jernan! Die Gefangenen!«
    Ich trieb Gairloch durch das Aschehäuflein, das ein Weißer Magier gewesen war, zurück zur Straße.
    »Nehmt die Bogen!« rief der Offizier. »Die Bogen, ihr Narren!«
    Irgendwie sammelte ich genügend Licht um Gairloch und mich, um uns zu verhüllen.
    »Er ist verschwunden!«
    Trotzdem schossen sie auf uns, verfehlten uns jedoch glücklicherweise. Jetzt steckte ich noch tiefer in der Klemme. Antonin würde nie verzeihen, dass noch ein Weißer Magier getötet worden war.
    Auch die Truppen des Autarchen würden kaum begeistert sein, wenn ein Schwarzer Magier umherlief. Sollten die Gefangenen sich dorthin durchschlagen, würden sie mich zweifellos als einen solchen beschreiben.
    Mein Kopf schmerzte. Mein Hinterteil tat weh. Meine Augen brannten höllisch, und ich hatte den Geschmack von Galle im Mund. Ich hatte den Helden gespielt und zwei Gefangene befreit – und damit jeden Weißen Magier in Candar alarmiert.
    Gairloch wieherte.
    »Ja, Alter … ich weiß.«
    Irgendwie trabten wir weiter. Es war schon später Nachmittag, als die glühendheiße Unordnung, die Antonin geschaffen hatte, weit hinter uns lag.
    In der Zwischenzeit rollten die Wolken aus Westen heran.
    Ich ritt jetzt nicht länger über Hügel, sondern befand mich in den Bergen, die allerdings noch nicht zu den Osthörnern gehörten. Lange vor Sonnenuntergang lenkte ich Gairloch in eine schmale seitliche Schlucht, wo es Gras und einen klaren Bach gab. Ein Felsüberhang schützte uns gegen neugierige Blicke.
    Ich nahm Gairloch den Sattel und die Satteltaschen ab und legte die Schlafmatte aus. Mir gelangen nur wenige Schutzstäbe, dann sank ich auf mein Lager. Mein letzter Gedanke galt Antonin und der Gefahr, die mir von ihm aus drohte.
    Am Morgen waren meine Kopfschmerzen vergangen. Ich wusch mich am Bach und frühstückte. Ich hatte es nicht eilig. Antonin war mir offensichtlich nicht gefolgt, da ich noch am Leben war. Und warum sollte ich mich gleich in den nächsten Ärger stürzen? Aber es gab auch keinen Grund zu trödeln.
    Am späten Vormittag sattelte ich Gairloch, verstaute alles und ritt zurück zur Straße.
    In einem Punkt hatte ich mich geirrt. Auf der Straße waren deutliche Spuren einer Kutsche zu sehen.
    Mich schauderte, aber was konnte ich tun?

 
LIX
     
    I n gewisser Weise war es eine Erleichterung, den Spuren der Kutsche zu folgen. Zumindest wusste ich, dass Antonin mich nicht unmittelbar verfolgte. Doch streng genommen war ich nicht sicher, ob er überhaupt wusste, dass ich – Lerris – existierte. Noch beunruhigender war der Gedanke, dass es ihm völlig gleichgültig war und dass mein Handeln nicht die geringste Rolle spielte. Am schlimmsten war der Gedanke, dass meine Taten womöglich dem Weißen Magier geholfen hatten.
    Antonin hatte mein Gesicht nur ein einziges Mal in der dicht besetzten Herberge gesehen und meinen Namen nie gehört. Warum sollte er mich mit dem Schreinerhandwerk oder den Katastrophen, die ich in Fenard bewirkt hatte, in Verbindung bringen? Wahrscheinlich wusste er nur, dass jemand in Gallos und Kyphros arbeitete, der stark genug war, einen

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