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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Weißen Magier zu vernichten.
    Ich begriff diese Vernichtung immer noch nicht ganz. Aber mir war klar, dass ich um Haaresbreite mich selbst vernichtet hätte. Ferner begriff ich nicht, warum Antonin mich nicht sofort verfolgt hatte. Jetzt konnte ich nur den Kopf schütteln und weiterreiten.
    Wir gelangten in die bewaldeten Berge der Kleinen Osthörner. Früher hätte ich sie für steile Berge gehalten, aber inzwischen betrachtete ich viele Dinge mit anderen Augen.
    Gegen Mittag suchte ich nach einem Bach oder zumindest einem schattigen Plätzchen und gelangte in ein schmales, trockenes Tal. Gairloch war unruhig. Rechts standen viele Wacholderbüsche, links lag ein großer weißlicher Felsbrocken.
    Mir lief es kalt über den Rücken, obwohl der Fels genauso aussah als die vielen anderen ringsum. Doch auch die Wacholderbüsche wirkten unheimlich. Irgendetwas …
    Ich schloss die Augen und konzentrierte meine Sinne, um zu erspüren, was dort war.
    Es stellte sich heraus, dass dort überhaupt nichts war – weder der Felsbrocken noch die Wacholderbüsche. Nur ihr Trugbild war da, und dahinter erstreckte sich wieder eine flache Weiße Magierstraße. Kerzengerade schien sie von den Westhörnern bis zu den Osthörnern zu verlaufen.
    Wie viele verfluchte Straßen hatten die alten Chaos-Meister erbaut? Hatten sie so ihr böses Reich zusammengehalten? Wieso hatten die Illusionen so lange überdauert?
    Welch törichter Gedanke! Die Straße war alt, nicht die Illusion. Antonin befuhr diese Straße mit seiner Kutsche. Kein Wunder, dass er allgegenwärtig zu sein schien.
    Ich suchte nach Kutschenspuren. Nichts. Sie waren wohl verwischt worden. Aber sie hatten zur Spitze des Bergs hinter mir geführt.
    Der Chaos-Meister wollte anscheinend nicht, dass man seine Geheimstraßen bemerkte. Ich lächelte und ruckte an den Zügeln.
    Die Straße war nicht böse, nur ihr Gebrauch.
    Wir verbrachten eine weitere Nacht in den Kleinen Osthörnern. Ich machte mir Sorgen, weil Gairlochs Getreidekuchen zur Neige gingen, ebenso meine Münzen. Konnte ich genügend Essen für uns kaufen, wenn wir in die besiedelteren Teile Kyphros’ gelangten?
    Ich wusch etwas Unterwäsche aus und legte sie ausgewrungen auf die Felsen. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob das ein guter Einfall gewesen war, denn die grauen Wolken über mir verhießen nichts Gutes.
    Nach Sonnenuntergang zog ein Gewitter auf, laut wie Kutschenräder in einer Straßenschlucht grollte der Donner; es war, als reite Antonin selbst heran und säe Zerstörung über das Tal von Krecia. Ich vermutete, dass dies der Name des Ortes war, an dem ich den Weißen Magier getroffen hatte, und wenn nicht … Namen sind ohnehin nur Schall und Rauch. Die Blitze zuckten aus den am nördlichen Himmel stehenden Wolken, tauchten die dunklen, hohen Berge in helles Licht.
    Trotz des Gewitters blieb die Luft warm, und die leichte Brise kühlte angenehm. Ich warf schließlich die Decke zur Seite und lag barfuss, nur mit Hemd und Hose bekleidet, auf dem Bettzeug.
    Der Regen, den das Gewitter angedroht hatte, setzte nicht ein, und mit der Zeit verschwanden die Wolken vom Himmel, und die Sterne leuchteten wie Lämpchen am Himmel, so klar wie niemals zuvor, seit ich in Freistadt angekommen war, und beinahe so klar wie in einer Mittsommernacht in Recluce.
    Die Dämmerung brach über mich herein wie eine Lichtwelle, der rote Sonnenball eroberte in nur wenigen Momenten den dunklen Himmel.
    Da wir keinen Grund hatten, uns länger aufzuhalten, machten Gairloch und ich uns auf den Weg. In einer Hinsicht machte es schon einen Unterschied, wenn man sich auf der Südseite der Kleinen Osthörner befand.
    Kyphros war viel wärmer und trockener als Gallos. Sogar im Hemd und ohne Tunika schwitzte ich – dabei war es mitten im Herbst.
    Ich war mir nicht sicher, ob ich diese Gegend im Sommer erleben wollte.
    Gairloch wirbelte mit jedem Schritt rötlichen Staub auf. Olivenhaine und Weinberge säumten die Straße, knorrige Olivenbäume mit kleinen silbrigen Blättern und eine andere Baumart, die ich nicht kannte. Diese niedrigen, weit ausladenden Bäume hatten dicke grüne Blätter und kleine grüne Früchte, von denen etliche teilweise orangefarben waren. Die Bäume standen so weit von der Straße entfernt, dass ich sie nicht aus der Nähe betrachten konnte.
    Im Gegensatz zu den Häusern aus Roteiche und Stein in den nördlichen Fürstentümern waren die Häuser in Kyphros weiß. Aber der Anstrich war nicht das Chaos-Weiß,

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