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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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die Oliven, Zitronen und Orangen.« Er grinste. »Aber wir essen häufig auch leckeren Ziegenbraten.«
    »Ich habe keine Büffel gesehen.«
    »Kyphros ist zu heiß für Büffel, höchstens unterhalb der Westhörner gibt es welche«, erklärte Pendril. Seine Stimme war tiefer, und er sprach langsamer als Shervan. »Aber von uns möchte keiner gern bei den Zauberbergen leben – besonders jetzt nicht.«
    »Zauberberge?«
    »Von dort kommen die Wolken, die Blitze und Feuer bringen. Dort hausen die Weißen Magier, und viele Menschen sind in jener Gegend spurlos verschwunden. Wenn man nach Sarronnyn will, ist es ratsamer, zuerst nach Süden zu reiten oder sogar nördlich von Gallos. Jetzt aber kann man die Nordroute auch nicht mehr nehmen.«
    »Mein Vater hat erzählt, dass Sarronnyn saftige Weiden hätte und es nicht so kalt wie Gallos und nicht so heiß wie Kyphros sei. Außerdem sollen die Frauen immer freundlich und Fremde allgemein beliebt sein. Jedenfalls hat er das behauptet.« Shervan blickte auf die staubige Straße vor uns und plapperte sogleich weiter. »Mein Vater fuhr früher einen Fuhrwagen für Wistar, aber damals stand die mittlere Straße allen offen, und man brauchte nur vier Tage bis Sarronnyn, nicht wie heute einen vollen Achttag oder noch länger. Vier Rosse mussten seinen Wagen ziehen. Er schimmerte wie Rotgold. Ich erinnere mich, wie er mich auf den Kutschbock hob und mich die Zügel halten ließ.«
    Shervan blickte zurück. Niemand war hinter uns. Das hatte ich bereits überprüft. Wir hatten zwar einen kleinen Wagen überholt, der mit geschlossenen Körben beladen war, und auch einen Postreiter gesehen, der nach Tellura wollte. Die Straße wurde wenig benutzt.
    »Ich sehe niemanden. Meinst du, wir werden einen der Feinsten zu Gesicht bekommen?« fragte Shervan.
    »Hier? Soweit weg von den Bergen?«
    »Aber der Magier sollte einen der Feinsten sehen.«
    Ich vermutete, bereits einige der Feinsten als Gefangene in Fenard gesehen zu haben. Wir ritten weiter, tiefer hinein in Kyphros.
    Meltosia war nahezu eine Wiederholung von Tellura. Allerdings standen hier nicht nur ein halbes Dutzend, sondern fast ein ganzes Dutzend Häuser. Eines davon war sehr lang und nahm Reisende auf. Mama Parlaans Haus schien nicht gerade eine Luxusherberge zu sein. Doch die Räume waren kühl und die schmalen und harten Betten sauber. Als Abendessen gab es wieder ein scharf gewürztes Ragout – Ziege, nahm ich an, fragte jedoch nicht.
    Kurz nach Tagesanbruch gab es Frühstück. Shervan wachte so gesprächig auf, wie er eingeschlafen war.
    »Was für ein prächtiger Morgen. Es ist eine Freude zu leben. Schaut nur, wie rosig sich der Himmel über den Hügeln spannt. Und der Tau liegt wie Perlen auf den Yuccas. Ein guter Tag für einen langen Ritt. Und bis Kyphrien ist es noch ein gutes Stück, findest du nicht auch, Pendril?«
    Pendril erntete meinen Dank, weil er nur grunzte.
    Das Mittagsmahl nahmen wir in der Unterkunft von Soldaten ein, die an einem kleinen Kontrollposten die Brücke über den ersten Fluss bewachten, den ich überhaupt in Kyphros sah. Er war eigentlich ein sich dahinschlängelnder Bach, knapp fünfzehn Ellen breit und keine Elle tief.
    »Aber wenn die Flut im Frühling kommt, reißen die Wassermassen alles weg und überschwemmen das Land meilenweit.«
    Ich hatte gar nicht gefragt, aber Shervan hatte schon sämtliche Fragen beantwortet, die ich hätte stellen können, vielleicht auch einige, die mir nie eingefallen wären.
    Und so erreichten wir Kyphros.

 
LX
     
    » B is hierhin und nicht weiter begleiten wir dich«, erklärte Shervan, als wir die niedrige Mauer in der Nähe des Wachpostens erreicht hatten.
    »Warum?«
    »Es war unser Auftrag, dich hierherzubringen. Wir sind Außenposten und dürfen nicht in diese Mauern hinein, es sei denn für besondere Aufgaben oder zur Ausbildung.« Er ließ die Zügel schleifen. »Ansonsten halten wir auf unserem Kontrollpunkt Ausschau nach umherirrenden Magiern und lassen uns von Barrabra herumkommandieren.« Er lächelte.
    Da ich nicht über die gesamte Wahrheit verfügte, wusste ich nicht, ob dieser Befehl Sinn ergab oder nicht. »Und was soll ich jetzt tun?«
    »Du bringst dein Pferd im Hauptstall unter. Reite durch das Tor und dann nach rechts. Dann gehst du bis zu dem Haus mit der grünen Fahne und verlangst, die Sub-Kommandantin zu sprechen. Wahrscheinlich werden sie Einwände erheben, aber du musst darauf bestehen, dass man dich zur Sub-Kommandantin führt.

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