Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
eine große leere Schüssel mit einem Löffel stehen.
    Am Tisch saßen ein Junge, etwas älter als der, der mich begrüßt hatte, ein Mädchen mit blondem Haar wie Barrabra, und zwei junge Männer in den gleichen Uniformen wie Shervan.
    Eine Frau, die leicht dreimal so alt war wie ich, saß an der Tischmitte. Sie hatte wie Barrabra die grauen Haare hochgesteckt. Auch sie trug weite Hosen und eine lose Bluse, deren Ärmel über dem Ellbogen endeten. Barrabras Kleidung war dunkelgrün, die der älteren Frau hellgelb.
    Meine Stiefel hallten auf den Steinplatten des Bodens wider.
    »Er klingt nicht wie ein Magier«, fand die Alte.
    »Großmama!«
    »Nein.«
    »Ich habe gesehen, wie er einen Kuchen für sein Pferd aus der Luft geholt hat«, erklärte Shervan.
    »Das nennst du ein Pferd?«
    »Es ist ein prima Pferd. Ich wünschte, ich hätte so eins«, warf der Junge, der mich zuerst begrüßt hatte, ein.
    »Jetzt wird gegessen. Setzt euch. Gebt dem Magier einen Stuhl.«
    Shervan führte mich zum Stuhl am Tischende. Ich setzte mich. Der Platz rechts von mir war leer, links saß das blonde Mädchen.
    Plötzlich herrschte Schweigen im Raum. Alle blickten mich erwartungsvoll an. Da dankte ich stumm Magistra Trehonna, die uns erzählt hatte, dass die Menschen in Kyphros einst nur an einen Gott geglaubt hätten.
    Ich senkte den Kopf und begann: »Zu allen Zeiten hat es Unordnung gegeben. Es ist die Aufgabe aller rechtdenkenden Menschen, statt des Chaos für Ordnung zu sorgen. Mögen wir alle des Willens sein, diese Ordnung herbeizuführen. Mögen wir die Kraft haben, dem Bösen zu widerstehen und Gutes zu tun.«
    Ich hielt den Kopf gesenkt und schwieg, da ich nicht wusste, wie ich das Gebet beenden sollte.
    »Friede unter Gott«, sagte Shervan.
    »Schön … etwas eigenartig, aber schön«, bemerkte ein Soldat.
    »Er klingt doch wie ein Magier«, erklärte die Großmutter.
    »Wo ist das Essen?«
    »Ich hol’s ja schon!«
    Ehe Barrabra noch erschien, eilte ihr der Duft von Fleisch und Gewürzen voraus. Sie stellte ein Tablett mit einem herrlichen Fleischauflauf vor die alte Frau und ging zurück in die Küche. Ich war froh, denn für den Auflauf brauchte ich kein Messer.
    »Scharfes Lammragout, mein Lieblingsessen!«
    Auf dem zweiten Tablett lagen Berge frisch gebackener Brote. Später kamen noch ein Krug und ein Becher dazu.
    Dann nahm Barrabra neben mir Platz. »Hast du eine Frau, Magier?«
    Ich schluckte. »Ich glaube nicht, Barrabra.«
    »Also, was nun? Hast du oder hast du nicht?«
    »Reich mir bitte das Ragout!«
    »Nimm ein Stück Brot und gib den Laib dem Magier!«
    »Ich heiße Lerris und ich …« Ich wollte sagen, dass ich kein Magier sei, aber die Worte blieben mir im Hals stecken. Plötzlich bekam ich Angst, ich könnte vielleicht zum Teil ein Magier sein.
    »Großmama, er heißt Lerris.«
    »Gut, dass ist besser, als ihn Magier zu nennen. Er ist zu jung, um ihn Magier zu nennen, selbst wenn er einer ist.«
    »Ich möchte was vom Ragout!«
    Ich blickte hilfesuchend zu Shervan, doch der grinste und versenkte den Löffel im Lammragout.
    »Nun zu deiner Frau. Ist sie jung? Ich wette, sie ist dürr und hat eine scharfe Zunge, wie alle im Norden«, bemerkte Barrabra und füllte meine Schüssel mit dem würzigen Ragout.
    Das blonde Mädchen reichte mir einen Laib Brot. Ich brach ein großes Stück davon ab.
    »Barrabra, er kann keine Frau haben. Ich wette, er hat nicht mal eine Schwester, richtig?«
    »Nein«, gab ich zu und nahm einen Löffel der würzigen Fleischspeise. Das Ragout war sehr wohlschmeckend, aber scharf.
    »Oooofff …« Ich schluckte und griff hastig nach meinem Becher. Scharf? Würzig? Keines von den beiden Wörtern beschrieb dieses Ragout in auch nur annähernd passender Weise. Es brannte nicht einfach bloß, es versengte mir regelrecht den Rachen bis hinunter zum Magen.
    »Nicht trinken, Dummkopf! Du musst Brot essen. Das hilft«, riet mir das Mädchen geduldig und gleichzeitig etwas herablassend.
    Da das Getränk, das übrigens ungewohnt fruchtig schmeckte, das Feuer in Hals und Magen nicht zu löschen vermochte, biss ich ein großes Stück Brot ab und schluckte, so schnell ich nur konnte.
    Mit dem Handrücken wischte ich mir die plötzlich in die Augen schießenden Tränen aus dem Gesicht, aber das Brennen ließ tatsächlich nach.
    »… der Postreiter hat erzählt, die Irren hätten einen Magier verloren …«
    »… Haylens Vetter hat gesagt, ein Magier hätte ihn befreit …«
    »Ha! Er will

Weitere Kostenlose Bücher