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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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ehemaligen Weiden standen ausgewachsene Bäume und große Dickichte wilder Rotbeeren.
    Über der Straße lag ein ungutes Gefühl, das stärker wurde, je weiter wir die ständig höher werdenden Hügel hinaufritten.
    Mit jedem Hügel wirkte Yelenas Gesicht angespannter, die größeren Pferde keuchten schon angestrengt. Auf einem besonders hohen Hügel wurde die Straße etwas breiter, es lagen Steinhaufen herum, und Holzbalken ragten aus dem Gestrüpp an der Nordseite der Straße; vermutlich hatte dort einmal ein Gasthaus oder eine Raststätte gestanden. Ich gab Yelena ein Zeichen zum Halten.
    Zum ersten Mal sah ich im Westen die weißen Gipfel des dunklen Massivs der Westhörner. Selbst von hier aus, bestimmt gut dreißig Meilen von den Ausläufern des Gebirges entfernt, wirkte es ungemein eindrucksvoll, und bis dahin lag bestimmt noch ein ganzer Tagesritt vor uns.
    »Wir kommen näher. Ich spüre das Chaos weiter vorn.«
    Yelena spähte angestrengt in die Ferne. »Von den Westhörnern sind wir noch ein gutes Stück entfernt.«
    »Von hier aus schaffe ich es allein. Ihr werdet gegen Gallos gebraucht.«
    Yelena schüttelte den Kopf. »Ordnungs-Meister, was würde die Sub-Kommandantin sagen, wenn ich ihr meldete, dass wir dich so weit vor den Westhörnern verlassen hätten?«
    Ich seufzte. Sie hatte recht. »Nun gut. Reiten wir weiter. Aber wenn zuviel Chaos vor uns liegt, möchte ich euch zurückschicken.«
    »Warum?«
    »Weil ich euch vielleicht nicht schützen kann.« Ich lachte. »Vielleicht kann ich nicht einmal mich selbst schützen.«
    Doch dann schien das Chaos zurückzuweichen, je weiter wir nach Westen ritten. Vielleicht war es auch weiter entfernt, als ich geglaubt hatte.
    Gegen Abend schienen wir den Westhörnern, deren von Schnee bedeckte Gipfel in der Abendsonne rosig schimmerten, noch nicht näher gekommen zu sein.
    Wir übernachteten in einem längst verlassenen Bauernhof. Ich stellte Abwehrstäbe auf, aber nichts weckte mich. Der vierte Morgen zog ebenso grau auf wie der Morgen, an dem wir Kyphrien verlassen hatten.
    Ich fragte mich, wie viele in den Bergen des nördlichen Kyphros gestorben waren. Und jetzt ritt ich wie ein Schwachkopf in die Westhörner. Doch blieb mir keine Wahl. Ich war kein Krieger und konnte nur versuchen, Ordnung zu bringen.
    Ein wenig ähnelte meine Mission dem Arbeiten als Schreiner. Allerdings baute ich dort auf die natürliche Ordnung im Holz, während ich als Ordnungs-Meister versuchte, die natürliche Ordnung zu verstärken, um eine künstliche Unordnung zu beseitigen. Das glaubte ich zumindest.
    »Käse?« fragte ich Weidein.
    Er nahm ein Stück und blickte auf die Berge, dann auf den Käse, als wüsste er nicht, wie dieser in seine Hand gekommen war.
    »Iß! Das ist guter Käse. Ein Sägemühlenmeister hat ihn mir gegeben.«
    »Warum?« fragte Freyda.
    »Weil ich seinem Patenkind geholfen habe.«
    »War sie hübsch?« wollte Weidein wissen. Sein Tonfall klang überaus höflich.
    »Sehr, leider«, antwortete ich.
    Die beiden schauten sich an, und Weidein errötete.
    »Hat sie dich nicht gemocht?« fragte Yelena.
    »O doch.«
    »Wenn sie hübsch war …« Weidein wirkte verwirrt.
    Eigentlich hatte ich keine Lust, weitere Erklärungen abzugeben, aber seufzend fuhr ich fort: »Ich fand sie sehr anziehend. Sie war gescheit und tüchtig. Das machte alles nur schlimmer.«
    »Du hast sie aus Pflichtgefühl verlassen?« fragte Yelena. »Wie edel …«
    »Nein!« Meine Stimme klang kalt. »Ich ging fort, weil ich eine Mission zu erfüllen hatte und weil mir klar wurde, dass ich immer noch eine andere in meinem Herzen trug, und weil …« Ich brach ab. Alles Weitere hätte unerträglich hochmütig geklungen.
    Diesmal wechselten alle drei vielsagende Blicke.
    »Was ist aus dem hübschen Patenkind geworden?«
    »Ich habe für sie einen gutaussehenden, talentierten Ehemann gefunden, der sie liebt. Und ich habe ihr eine Aussteuer besorgt. Wir haben beide furchtbar geweint.«
    Danach schwiegen die drei betroffen. Ich hatte ein schlechtes Gewissen und ging zu Yelena. »Tut mir leid, ich wollte nicht …«
    Sie lächelte. »Nein. Es tut gut zu sehen, dass große Ordnungs-Meister auch menschlich sind und lieben und Fehler begehen.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich bin kein großer Ordnungs-Meister.«
    Yelena schwang sich auf ihren braunen Wallach. »Dann gibt es überhaupt keine.«
    Ich dachte über ihre Worte nach, als ich weiterritt.
    Vielleicht war das die Schwierigkeit, dass es einfach

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