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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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… Als ich lernte, mit dem Stab umzugehen, hast du die erstbeste Gelegenheit genutzt, mich grün und blau zu schlagen …« Ich blickte immer noch auf die Wellen und fragte mich, ob ich zuviel gesagt hatte und warum ich mir eigentlich die Mühe einer Erklärung gemacht hatte.
    »Oh …« Sie schien tatsächlich überrascht zu sein.
    Ich schüttelte nur den Kopf.
    »Du machst es einem auch nicht gerade leicht, weißt du das?« fragte sie leise.
    Ich konnte sie bei dem Brausen des Windes in den Segeln und dem Rauschen der Wellen kaum verstehen. »Was habe ich dir je getan?«
    »Genau darum geht’s. Du lässt niemanden an dich heran. Entweder langweilst du dich, oder du bist sehr höflich. Wir alle wissen, was du fühlst, und deshalb kann keiner zu dir durchdringen. Du verwehrst dich gegen menschliche Nähe, selbst bei Krystal, und ich weiß, dass sie dich sehr begehrt hat.«
    Krystal? Sie war älter als ich … und sie hatte gesagt, dass sie nur einen guten Freund brauchte.
    »Jetzt bist du wieder wütend.«
    Ich schaute wütend aufs Meer statt zu Tamra.
    »Warum lässt du mich nicht in Ruhe?« fragte ich.
    »Weil … ich Angst habe … und du auch.«
    Angst? Ich?
    »Ja, du, Lerris. Du könntest dir vor Angst in die Hose machen, ganz gleich, was du dir oder irgendjemandem sonst vormachst.«
    Wummm … Die Eidolon tauchte in ein Wellental. Gischt sprühte über mich und Tamra. Meine Hände an der Reling wurden nass.
    Angst? Na schön, vielleicht. Aber wer hätte keine Angst gehabt in dieser Situation?
    Als ich sehr viel später wieder aufschaute, war Tamra verschwunden. Aus unerfindlichen Gründen wäre es mir lieber gewesen, sie wäre geblieben. Trotzdem war sie ein Luder.
    Der Rest des Tages verlief nach Schema. Die Eidolon arbeitete sich nach West-Nordwest vor. Der Wind blies weiterhin. Die Mannschaft war mit Reparaturarbeiten beschäftigt. Sammel war immer noch seekrank, und Isolde und Tamra gingen mir aus dem Weg. Die Besatzung hielt sich von uns fern – abgesehen von einigen knappen Fragen an Isolde. Wir aßen Brot, Käse und Obst und tranken Tee – nachdem die Besatzung mittags gegessen hatte.
    Ich schlenderte übers Deck und sah mir das Schiff genau an. Ich wollte herausfinden, wie das Schiff zusammengefügt war, die inneren Muster erspüren, die Kräfte, die Belastungspunkte. Die Eidolon ähnelte Onkel Sardits Arbeiten: einfach an der Oberfläche, sehr solide und viel komplizierter, als ich es gedacht hatte.
    Die Maserung des Decks, der Masten, der Planken des Rumpfs zu entdecken war leicht. Schwieriger wurde es, die innere Struktur beim Metall und den mechanischen Teilen zu erkennen.
    Das Dröhnen der Maschine und der beißende Geruch brennender Kohle rissen mich aus meinen Studien, wie wohl der Bugspriet eingepasst war.
    Mehrere Seeleute bargen die Segel über mir. Nicht alle, nur die Rahsegel.
    Vor dem Bug tauchten grüne Hügel auf. Ich sah auch einen schwachen Küstenstreifen im Norden, der eigentlich eher Wolken glich als festem Land.
    Freistadt konnte nicht so weit entfernt sein, nicht wenn wir uns am Rand der Großen Nordbucht befanden.
    Jetzt drehten sich wieder die Schaufelräder in den ruhigeren Gewässern der Bucht. Die Sonne wurde schwächer, die Eidolon rauschte unter dichten Wolken dahin. Plötzlich war die Luft viel feuchter als zuvor.
    Hinter der Brücke zog ein Seemann eine riesige Flagge Nordlas auf den hinteren Mast. Ich fragte mich, wen die Candarer eigentlich nicht mochten. Aber so sollte man das nicht sehen, denn wer mochte den Herzog von Freistadt nicht? Das war die Frage.
    »Bist du bereit, von Bord zu gehen?« Isolde stand dicht neben meinem Ellbogen.
    »Klar, ich muss nur meinen Stab und meine Sachen holen.«
    »Lass alles fürs erste in der Kabine. Es wird noch eine Zeitlang dauern, doch dann müssen wir so schnell wie möglich an Land gehen, nachdem die Eidolon angelegt hat.«
    »Weil es für uns sicherer ist oder für die anderen?«
    Isolde ließ mich wortlos stehen.
    Der silberhaarige Kapitän stand jetzt auf der Brücke. Die Eidolon fuhr mit Dampf und unter Segeln und schaffte eine recht erstaunliche Geschwindigkeit. Sobald wir die Hügel erreicht hatten und in die Bucht einliefen, flaute der Wind ab, und die Wellen legten sich.
    Sammel erschien an der Reling. Dann tauchte auch der Rest unserer Gruppe auf – abgesehen von Dorthae und Isolde. Myrten trug einen weißen Verband um den Unterarm, der aber nur sichtbar wurde, als er zur Reling griff, um sich festzuhalten.
    Die

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