Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
Sonne war vollständig hinter den formlosen Wolken verschwunden, als unser Schiff Kap Frentala umrundete. Auf den ersten Blick wirkte Freistadt keineswegs einnehmend. Nur ein einziger Turm ragte zum grauen Himmel empor. Am Hafen standen viele niedrige Holzhäuser. Die Piers waren aus verwitterten grauen Bohlen gezimmert. Nur ab und zu war eine neue braune Planke zu sehen.
    »Holt eure Sachen!« Isolde war jetzt ganz in Schwarz gekleidet, an ihrem Gürtel hingen ein Schwert mit schwarzem Heft und ein langer Dolch. Sie blickte Sammel grimmig an. Ich brauchte keine gesonderte Einladung.
    Schnell lief ich in meine Kabine und holte Umhang, Tornister und Stab. Als ich wieder auf Deck kam, näherte sich die Eidolon bereits der Pier, auf der eine Handvoll Menschen wartete.
    »Steuereintreiber«, murmelte Myrten. Er stand dicht neben mir an der Reling.
    »Steuereintreiber?«
    »Der Herzog möchte als erster abkassieren.«
    »Wird alles besteuert?«
    »Alles. Isolde muss für jeden von uns ein Goldstück löhnen.«
    »Wir müssen zahlen, um hierherzukommen?«
    »Teuflisch, nicht wahr?«
    Ich hatte darüber nie nachgedacht. Würden wir auch zahlen müssen, um andere Provinzen zu betreten? Würde meine bescheidene Barschaft reichen?
    »Gefahrenbrigadiere!« rief Isolde.
    Offenbar wollte man uns schnell von Bord haben. Kaum lag die Laufplanke auf der Pier, als wir an Land marschierten. Zwei Matrosen machten noch die Leinen an den Pollern fest.
    Ein Beamter mit goldenen Tressen auf den Schultern und silberner Brustplatte wartete unten am Ende der Planke. Hinter ihm standen zehn Soldaten. Jeder trug ein Schwert, hielt aber einen Schlagstock in der Hand. Ihre Brustplatten waren aus kaltem Eisen. Dahinter stand eine seltsam schemenhaft wirkende Frau in Weiß. Bei ihrem Anblick spürte ich wieder die Unordnung, die ich bei dem Schwert empfunden hatte, das der Händler Krystal hatte verkaufen wollen.
    Ich fasste den Stab fester, um den Schauder zu unterdrücken, der mich plötzlich überfallen hatte. Merkwürdig, der Stab fühlte sich wärmer an als an einem sonnigen Tag.
    »Gefahrenbrigadiere?« fragte der Beamte. Er blickte über Isolde hinweg und vermied es, einen von uns anzuschauen.
    »Sieben«, erklärte Isolde.
    »Das kostet sieben Goldstücke.«
    »Bekomme ich eine Quittung?«
    Der Offizier blickte nach rechts zu einem dünnen jungen Soldaten. Eilfertig schrieb dieser etwas auf ein Blatt Papier und reichte es dem Vorgesetzten.
    Isolde gab ihm die Münzen und empfing die Quittung.
    »Waffen?«
    »Keine außer den üblichen: Stäbe, Schwerter, Messer und ein paar Pistolen. Alles zum persönlichen Gebrauch.«
    »Magier?«
    Isolde zauderte, doch so kurz, dass der Beamte es meiner Meinung nach nicht bemerkt hatte. »Keine Magier. Zwei Schwarzstäbe.«
    »Das kostet nochmals vier Goldstücke.«
    »Seit wann?« Isolde blickte den Beamten scharf an.
    »Seit … seit …«
    »Seit heute Nachmittag womöglich?«
    »Magistra … es war kein gutes Jahr …«
    »Zusätzliche Steuern sind in der Vereinbarung nicht enthalten.«
    Der Offizier mit dem runden Gesicht schluckte. Schweiß stand ihm auf der Stirn, und dieser stammte nicht von der hohen Luftfeuchtigkeit. Er schluckte nochmals.
    Ein Soldat trat vor. Er hatte einen vierzackigen Stern oben links auf der eisernen Brustplatte.
    Isolde verlagerte ihr Gewicht auf den anderen Fuß. Ich war ziemlich sicher, dass sie lächelte. Ich konnte ihr Gesicht nicht sehen, da ich hinter Myrten stand, der lautstark atmete. Krystals Hand ruhte am Schwertgriff.
    »Der Herzog hat das beschlossen, richtig?« bohrte Isolde nach. »Und dein Kopf steht auf dem Spiel.«
    Ein paar Regentropfen fielen mir aufs Gesicht. Der Wind von den Hügeln hinter der Stadt kam mir plötzlich eiskalt vor. Ich blickte zurück zur Eidolon. Der Kapitän und zwei Offiziere standen oben an der Laufplanke und schauten neugierig herab. Alle drei hielten Hellebarden, die ich während der Reise nie gesehen hatte.
    Es war klar, dass wir an Bord nicht mehr willkommen waren.
    »Nein … Magistra … aber die Bedürfnisse des Herzogtums …«
    »Dann bestehe ich auf dem Recht eines sofortigen Gerichtsverfahrens.« Isolde trat einen Schritt vor, der Steuereinnehmer wich zurück.
    Myrten drehte sich zu mir um und schaute mich fragend an. Ein Recht auf ein sofortiges Gerichtsverfahren? Darüber hatten wir im Unterricht nie etwas gehört.
    »Aber …«, protestierte der Offizier.
    »Willst du etwa eure eigenen Gesetze mit Füßen treten?«

Weitere Kostenlose Bücher