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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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jedoch keinen blassen Schimmer, warum Talryn darauf bestanden hatte, dass ich zu den Westhörnern reisen müsse.
    Links entdeckte ich in einer Gasse ein Schild mit einem verblassten ›H‹ und irgendeinem Tier darunter. Ansonsten sah ich nur dunkle Häuser und Katen in der Gasse. Ich spürte nichts. Nirgends eine andere Herberge. Also trottete ich langsam mit Gairloch in die dunkle Gasse hinein.
    Auf dem Schild am Ende stand Z UM S ILBERROSS . Da in Candar nur Kaufleute und Priester lesen konnten, hatte man unter den Buchstaben ein primitives Pferd gezeichnet. Die silberne Farbe war so verwaschen, dass das Pferd grau aussah.
    Ich lenkte Gairloch zu dem verwitterten Stall mit schiefem Dach neben der Herberge.
    »Aua!« Meine Beine knickten unter mir weg.
    »Herr?« Der Stallbursche reichte mir kaum bis zum Ellbogen.
    »Zahle ich bei dir oder in der Herberge?« fragte ich.
    »Es kostet drei Pfennig pro Nacht, fünf für eine Einzelbox, Hafer und eine Krippe voll Heu.«
    Ich gab ihm einen Pfennig, ehe ich meinen Tornister nahm. »Hier, das ist für dich, damit du mein Pferd besonders gut versorgst.«
    »Jawohl, Herr.« Der Junge trat zurück.
    »Welche Box?«
    »Ihr könnt die unter der Traufe hinten haben …«
    Ich kapierte. Wenn ich diese Box nahm, würden die Kerle mit den großen Pferden ihm keine Schwierigkeiten machen, weil ihre Tiere dort mit dem Kopf ans Dach stoßen würden. Dieses Problem hatte Gairloch nicht. Dort konnte er unbehelligt fressen und sich ausruhen.
    »Ja, die ist gut.« Ich ließ den Jungen vorausgehen und die Halbtür öffnen, führte Gairloch jedoch selbst hinein. Dabei gab ich mir Mühe, dass der Junge den Stab nicht genau sah, weil er ihn im trüben Schein der Lampe, die über der Tür vom Deckenbalken baumelte, für eine Lanze halten könnte.
    Ehe ich Gairloch den Sattel abnahm, versteckte ich den Stab im Stroh an der Außenwand. Niemand, der nicht ein Gespür für die Mächte von Ordnung oder Chaos hatte, würde ihn entdecken. Und gegen einen erfahrenen Chaos-Meister hülfe er mir sowieso nicht sonderlich.
    »Darf ich Euch helfen?« fragte der Junge.
    Ich hatte nichts dagegen, dass er den Gurt löste und den Sattel abnahm. Auch Gairloch schien keine Einwände zu haben. Er schnaubte zufrieden. Der Junge machte das viel geschickter als ich. Außerdem zitterten mir immer noch die Beine.
    Nachdem Gairloch versorgt war und Sattel, Hirtentrense und Decke zum Trocknen aufgehängt waren, machte ich mich auf den Weg ins Silberroß. Unter Schmerzen schleppte ich mich über den schlammigen Hof zur Herberge. Durch die bleigefaßten Butzenscheiben drang ein schwacher Lichtschein.
    Die Außentür war aus rauem Fichtenholz gearbeitet und einst weiß gestrichen gewesen. Die innere Tür war gute Roteiche, aber der Firnis war an vielen Stellen abgeblättert, und die Angeln waren schon mehrmals versetzt worden. Ich brauchte mehrere Minuten, um den Schlamm und Lehm auf den abgetretenen Strohmatten von den Stiefeln zu entfernen. Allerdings war es vergebliche Mühe, denn die Bohlen des Fußbodens waren fleckig und lehmbeschmiert.
    Nur eine der Öllampen brannte in der Eingangshalle. Sie rauchte und flackerte.
    »Hallo, Wirt!« rief ich.
    Von irgendwoher antwortete eine gedämpfte Stimme. »Komme gleich.«
    »… um diese Zeit?« fragte eine andere Stimme. Sie war schärfer und näher als die erste.
    Ich wartete und blickte mich in der Herberge um. Rechts führte eine viereckige Öffnung, groß wie eine Doppeltür, zu dem Raum, in dem gegessen wurde. Im großen Kamin glommen einige Kohlen. Links befanden sich drei Holzbänke, auf denen Kissen lagen. Die Wandlampe darüber war heruntergedreht und verbreitete gedämpftes Licht. Die Lehnen der Bänke bestanden aus gedrechselten kleinen Säulen und waren nicht von Kissen verdeckt. In der Mitte stand ein niedriger Tisch vor den Bänken, der ziemlich mitgenommen aussah. Er wurde hauptsächlich als Fußstütze gebraucht, was man an den Kerben am Rand sah.
    Wie in Freistadt schien es auch hier nur wenig Reisende zu geben.
    »Ja?«
    Die scharfe Stimme gehörte zu einer Frau mit scharfen Zügen in einem verblichenen braunen Kleid und einer schmutzigen gelben Schürze, die ziemlich giftig dreinschaute. Ihr dunkles Haar zeigte graue Strähnen. Sie hatte es streng zu einem Knoten im Nacken zusammengebunden.
    »Was kostet ein Zimmer und etwas zu essen?« Meine Stimme klang durch die Kälte und den Regen ziemlich heiser.
    Sie musterte mich scharf. »Ein Silberling pro

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