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Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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Nacht.« Sie machte eine Pause und richtete ihre Geieraugen auf meinen nassen Umhang. »Zahlbar im voraus. Das schließt Brot und Käse zum Frühstück ein. Abendessen kostet zusätzlich – je nachdem, was vorhanden ist. Heute Abend ist nicht viel übrig.«
    Ich holte einen Silberpfennig und fünf Kupfermünzen aus der vorderen Gürteltasche. »Für mich und mein Pferd.«
    Als sie die Münzen an sich genommen hatte, blickte sie etwas freundlicher. »Ihr seid bei diesem Wetter geritten?«
    »Ja, als ich aufbrach, schien mir das eine gute Idee zu sein. Ich wollte nicht in Freistadt bleiben. Danach habe ich keine Unterkunft mehr gefunden und …« Ich zuckte mit den Schultern.
    Die Frau blickte zur Tür, dann wieder zu mir. »Hrisbarg gehört zum Herzogtum, und Majer Dervill steigt oft hier ab.«
    Ich verstand die Botschaft. »Reisende sind nicht immer mit dem Wetter der jeweiligen Gegend vertraut. Ich hatte mir nur eine warme Herberge und eine Mahlzeit erhofft.«
    »Die Wünsche können wir erfüllen. Geht nur hinein und setzt Euch. Annalise wird Euch gleich bedienen. Es sei denn, Ihr wollt vorher Euer Zimmer sehen.«
    »Ja, das möchte ich gern gleich sehen und den Umhang zum Trocknen aufhängen.«
    »Ein sauberes Handtuch und eine Waschschüssel mit warmem Wasser kostet noch einen Kupferpfennig.«
    »Zwei Handtücher und nochmals frisches Wasser morgen früh«, verlangte ich.
    Sie lächelte. »Im voraus.«
    Ich gab ihr noch einen Pfennig und überlegte, ob ich eine Quittung verlangen sollte, ließ es aber sein. Die Handtücher waren dick und sauber. Die Schüssel enthielt lauwarmes Wasser.
    Das Zimmer war so klein, dass das Doppelbett mit der durchgelegenen Matratze und der alte Schrank aus Roteiche kaum Platz hatten. Auf dem Bett lagen ein raues Laken und eine dicke braune Decke. Eine kümmerliche Kerze steckte in der Wandhalterung.
    Die Tür hatte kein Schloss, aber angesichts der wenigen Gäste beschloss ich, das Risiko einzugehen und meinen Umhang und Tornister im Zimmer zu lassen.
    Als ich den Schankraum betrat, um etwas zu essen, saß ein Mann in dunkelblauer Uniform an dem Tisch, der am nächsten zum Kamin stand. Obwohl er einen Humpen hielt, wirkte er ungemein hochnäsig.
    Ich wählte einen Zweiertisch auf der anderen Seite, nicht so nahe beim Feuer.
    Der Soldat musterte mich gleichgültig und nahm einen kräftigen Schluck aus dem Humpen. »Annalise!«
    »Einen Augenblick, bitte«, sagte die angenehme Stimme, die ich vorhin gehört, deren Eigentümerin ich jedoch nicht gesehen hatte.
    Ich streckte die Beine aus und genoss die Wärme. Langsam fühlte ich mich wieder menschlich.
    »Danke, Herlyt. Ich wusste nicht, dass wir noch einen Gast haben.« Das blonde Mädchen – wahrscheinlich jünger als ich – nickte dem Soldaten zu.
    »Aber …«
    Sie beachtete ihn nicht und ging geradewegs auf meinen Tisch zu. Ihre langen blonden Zöpfe schwangen auf dem Rücken. »Guten Abend, Herr. Ich fürchte, die Vorratskammer ist heute Abend ziemlich leer. Wir haben noch etwas Eintopf mit Bärenfleisch und ein paar Schweinerippchen, Weizen- oder Maisbrot und pikantes Apfelkompott. Und etwas weißen Käse.« Sie lächelte. Ich sah die etwas schiefen weißen Zähne. Der Ausschnitt ihrer Bauernbluse zeigte noch andere Vorzüge, vor allem als sie sich zu mir herabbeugte.
    »Was ist besser? Der Eintopf oder die Rippchen?«
    »Der Eintopf!« rief Herlyt. »Nimm den Eintopf. Die Rippchen wärmen sie schon eine Woche lang jeden Abend auf. Bring mir noch einen Humpen, Annalise!«
    Annalise zog die Brauen hoch und nickte.
    »Ich probiere den Eintopf, dazu Käse, Apfelkompott und einige Scheiben Weizenbrot. Was gibt’s zu trinken?«
    »Warmen Most, kaltes Bier, Wein und Rotbeerensaft.«
    »Rotbeerensaft.«
    »Da bist du ja an einen regelrechten Säufer geraten, Annalise. Welch ein Kerl!«
    Annalise schenkte dem Soldaten keine Beachtung, sondern lächelte mir vielsagend zu. »Möchtet Ihr noch etwas anderes?«
    »Im Augenblick nicht, danke.« Mir gelang es, nicht zurückzulächeln. Aber sie hatte mich gefragt.
    Als sie zum Soldaten ging, lächelte sie nicht mehr. »Noch ein Bier?« fragte sie und nahm den leeren Humpen.
    »Was sonst? Mehr willst du mir ja nicht geben, und ich muss auch noch dafür bezahlen.« Der Bärtige starrte ins Feuer, wo einige Flämmchen über das grüne Holz zuckten.
    Annalise verschwand durch eine offene Tür, die wohl zur Küche führte. Gleich darauf kam sie mit zwei Humpen zurück.
    Bumm! Wortlos knallte

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