Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Magische Insel

Titel: Magische Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
Vom Netzwerk:
Ich bemühte mich, an ihm vorbeizusehen, und trank den letzten Schluck Most.
    Der Graue Magier erhob sich und warf den Umhang über. Dann schritt er auf mich zu. Ich stand auf und fragte mich, ob ich mit ihm reden oder vor ihm fliehen sollte.
    »Lass uns nach den Pferden sehen, Lehrling.«
    Ich nickte. Irgendwie war mir bewusst, dass er mir eine Art Schutz anbot, und ich folgte ihm in den Schneesturm hinaus, der zwischen Herberge und Stall tobte.
    Der Wind pfiff immer noch. Doch im Gegensatz zu dem Heulen, das mich in die Herberge getrieben hatte, schien er nur noch zu säuseln. Es fielen keine Eisnadeln mehr, sondern dicke Schneeflocken, so dass ich alles wie durch einen dichten Nebelschleier auf dem Meer sah.
    »Um ein Haar hättest du da drinnen deine Seele verloren, junger Freund.«
    Am liebsten hätte ich Justen sofort verlassen. Wieder einer, der alles besser wusste als ich, der mir eine Predigt halten wollte, anstatt mir alles zu erklären. Aber er hatte nichts gefragt. Ich wartete, ob er mir etwas erklären würde.
    Das tat er nicht, sondern ging ruhig zum Stall. Ich folgte ihm.

 
XXIV
     
    D ie Frau in Grau beobachtet die Straße vom Kutschbock eines Wagens aus. Sie hält ihren Stab fest in der Hand. Sie bemüht sich, nicht darüber nachzudenken, wie sehr sich die Bewegungen des schwankenden Wagens und des Frachtseglers ähneln, der sie vor kurzer Zeit nach Candar gebracht hat.
    Zu beiden Seiten der Straße erstreckt sich bis zu den Bergen im Norden und dem Horizont im Süden nur das stumpfe graubraune Gras mit verrotteten Wurzeln, unterbrochen von einigen schwarzen Flecken. Hinter dem südlichen Horizont liegen der Fluss Ohyde und der Ort, an dem ihre Reise endet: Hydolar – wo Straße und Fluss sich treffen.
    Da sieht sie vor sich auf der Straße drei kleine Gestalten, die in Lumpen dahinhumpeln wie so viele, die sie mit dem Wagen überholt hat.
    »Hü! Hü!« ruft der Fahrer und knallt mit der Peitsche, ohne die Gäule anzuschauen, die den Wagen ziehen, der Kartoffeln und Kohl geladen hatte, jetzt aber leer ist. Er trägt einen schweren Gürtel, der mit mehr als nur Gold gefüllt ist, und eine gespannte Armbrust steckt rechts von ihm in einer Halterung. »Siehst du etwas, Maga?«
    Zwei junge Männer reiten weiter vorn auf zwei zaundürren Kleppern. Der mit dem sandfarbenen Haar hat ein langes Gewehr – Schutz nur gegen Verzweifelte, doch unentbehrlich auf der Straße, auf der sie reisen.
    Hinter sich – hinter den drei armselige Gestalten, die der Wagen überholt hat – spürt sie nur die Leere in den Gehirnen, als sie so dahinschlurfen, fort von Freistadt, fort von der nassen Verzweiflung über zuviel Regen und zuwenig Sonnenschein.
    »Nichts außer weiteren hungrigen Menschen …«
    »Für uns ist das gut«, meint der Fahrer. »Noch nie habe ich so viel für Kartoffeln und Kohl bekommen.«
    Sie fasst den Stab fester und bemüht sich, nicht über Schiffe nachzudenken, auch nicht über die nagenden Schmerzen in den Köpfen oder Bäuchen der Männer, Frauen und Kinder, die sich mit leeren Augen auf der Straße dem Sonnenlicht Hydlens entgegenschleppen.

 
XXV
     
    » T ür zu! Bitte, werte Herren!« Die flehende Stimme kam aus einer Ecke, wo ich nur einen Haufen Decken und Lumpen vermutet hatte. Der Stalljunge hatte eine alte Satteldecke über aufgetürmte Lumpen gelegt und sich mit seiner zerrissenen alten Lederkleidung darunter verkrochen. Von dieser Ecke aus konnte er die große Schiebetür im Auge behalten. Hinter ihm erhob sich Antonins Kutsche, allerdings war sie von keiner inneren Flamme erleuchtet.
    »Selbstverständlich!« sagte ich und schob die schwere Tür wieder zu. Damit war es im Stall stockdunkel.
    Die Tür ächzte und quietschte unter dem Druck des Windes von außen.
    Die Dunkelheit störte mich nicht, da ich seit einiger Zeit nicht mehr viel Licht benötigte, um zu sehen. Ich drehte mich zu Justen um. Doch dieser ging bereits zu der Box ganz hinten.
    Gairloch teilte immer noch die Box mit dem anderen Bergpferd. Es war dunkelgrau und hatte eine helle Mähne.
    »Whiiiaaa …«
    »Braves Mädchen …«
    Ich hätte es erraten müssen. »Euer Pferd?«
    Justen nickte.
    »Gairloch ist ein Hengst.«
    »Das spielt keine Rolle. Rosenfuß ist recht nachsichtig. Sie mag Gesellschaft. Woher hast du ihn?«
    »Freistadt.«
    Wieder nickte Justen. »Das habe ich mir gedacht. Aber seltsam, dass man dort ein Bergpferd zum Verkauf anbietet.«
    »Der Stallbursche meinte, ich könne mir nur den leisten.

Weitere Kostenlose Bücher