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Magische Maschinen

Titel: Magische Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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einen Kuss auf die Wange.
    Er schließt hinter ihr die Tür, sperrt aber nicht ab.
    »Du hast nicht abgesperrt«, sagt sie lächelnd.
    »Warum sollte ich?« erwidert Jeslek, während er sich ihr zuwendet. »Schlösser können niemanden am Spionieren hindern, und eine Tür kann man aufbrechen. Im Gegensatz zu Sterol bin ich Realist.« Er lacht leise. »Und du bist es auch, sonst wärst du nicht hier.«
    »Wirklich?«
    Er tritt an den Tisch und gießt Wein in zwei Gläser. Er hebt eines und reicht es ihr. »Du bist mächtiger als Sterol. Aber du weißt, dass der Rat wahrscheinlich niemals eine Frau in den Rang des Erzmagiers erheben wird.« Er neigt den Kopf.
    »Und du findest offenbar Vergnügen daran, dich in eine kompromittierende Situation zu manövrieren.« Anya nimmt das Glas und wirft einen kurzen Blick auf die breite Liege neben dem Tisch. Dann lächelt sie.
    »Meine liebe Anya, niemand kann uns auch nur anrühren … und nicht einmal du und Sterol zusammen seid stark genug, um mich anzugreifen.« Er hebt sein Glas. »Auf dich, meine Teuerste.«
    Auch Anya hebt ihr Glas. »Auf den Erzmagier.«
    Sie trinken, jeder mit Augen und Sinnen ganz beim anderen.

 
LXIII
     
    E in leises Stöhnen ist in der Schmiede zu hören. Dorrins Atem weht als weiße Fahne im trüben Licht.
    »Wundervoll, wenn man die Ordnung kontrollieren kann …«, murmelt er. Die Kälte stört ihn nicht, nicht einmal der Schnee, der hüfthoch im Hof der Schmiede liegt, oder die langen Eiszapfen, die wie Dolche an der Traufe hängen. Trotzdem wünscht er sich manchmal, der Winter in Diev wäre nicht ganz so hart.
    Wieder betrachtet er die Zahlen und greift nach dem Federkiel. Aber dann steckt er den Zettel mit den Berechnungen in die Holzkiste und zieht die zweite Kiste hervor, in der er seine Aufzeichnungen aufbewahrt. Der Titel lautet: Gedanken über die Basis der Ordnung. Er liest noch einmal die letzten Absätze:
    … ein Stab oder irgendein anderes Objekt kann mit Ordnung getränkt werden. Eine solche Konzentration der Ordnung muss aber, wenn das Gleichgewicht erhalten bleibt, anderswo zu einer größeren Menge Chaos führen. Deshalb wird, je mehr man sich bemüht, die Ordnung in stofflichen Dingen zu konzentrieren, das frei in der Welt existierende Chaos verstärkt.
    Die Logik ist bestechend, aber sind seine Annahmen denn richtig? Er reibt sich die Stirn. Im Grunde hat er diesem Kommentar heute Abend nichts hinzuzufügen. Er schließt auch die zweite Kiste wieder.
    Dann dreht er den Docht der Lampe etwas herunter und befestigt die Lampe in der Aufhängung neben dem Bett. Wie üblich funktionieren die Dinge, die er gebaut hat, aber es läuft nicht alles ganz genau so, wie er es geplant hat. Angenommen, es würde ihm tatsächlich gelingen, eine mit Dampf getriebene Maschine zu bauen, wie kann er sich dann das Material leisten? Von den sechzehn Goldstücken, die er als Belohnung vom Rat und durch den Verkauf zweier komplizierter Modelle bekommen hat, sind nur noch zwölf übrig.
    Andererseits hat er schon etwas Eisen gekauft, vom Stab ist noch etwas Eschenholz übrig, und er hat auch noch anderes Holz. Aber allein das Eisen und Kupfer für seine Maschine wird fast zwanzig Goldstücke kosten. Dann die Rohrleitungen und Pumpen – er schüttelt entmutigt den Kopf. Und wenn seine bisherigen Erfahrungen ein Maßstab sind, dann wird die erste Maschine nicht einmal richtig funktionieren.
    Er braucht also mehr Geld – und zwar mehr, als er von Rylla oder Yarrl bekommen wird. Was kann er tun? Spielzeug herstellen? Er setzt sich auf die Bettkante und zieht sich die Stiefel aus. Was für Spielsachen soll er machen? Kann er etwas anderes machen als das, was Quiller herstellt? Wird Willum auch weniger komplizierte Sachen kaufen?
    Er schwingt die Füße auf die Matratze und wickelt sich in die Decke. Dann nimmt er den Brief zur Hand und liest noch einmal die Worte auf dem hellgrauen Blatt.
     
    Dorrin,
     
    eigentlich wollte ich auf dem Rückweg durch Rytel fahren und die gleiche Straße nehmen, über die wir nach Axalt gereist sind, aber die Weißen Gardisten haben sie gesperrt. Sie behaupten, Axalt sei Fairhaven einen Tribut für den Handel schuldig. Wenn Dich dieser Brief erreicht, so ist er über Freunde in Fenard gelaufen, denn anscheinend sind nur noch die Hauptstraßen sicher, aber ich kann es mir nicht leisten, auf den Straßen der Magier zu reisen.
    Auch wenn man bereit ist, hohe Preise zu zahlen, wird es immer schwieriger, bestimmte Dinge zu

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