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Magische Maschinen

Titel: Magische Maschinen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. E. Modesitt
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sie die Kindheit noch nicht lange hinter sich – stützt den linken mit dem rechten Arm, und das Gesicht ist vor Schmerz verkniffen. Sie trägt eine auf ihre Größe zurechtgeschnittene Hirtenweste, so stark abgetragen, dass die Schafwolle braun und das Leder faltig und schmierig geworden ist.
    »Die kleine Frisa hier hat sich den Arm in einer Stalltür eingeklemmt.« Ryllas Stimme ist fast tonlos.
    »Gerhalm hat sie nicht rechtzeitig gesehen, er hat es nicht gesehen«, erklärt die Mutter. Ihre Stimme bricht. Sie trägt nur einen alten, oft geflickten Wollmantel, der früher einmal blau gewesen sein könnte.
    Dorrin sieht sofort, dass die Augen der Mutter gerötet sind, und dort erkennt er eine andere Art von Schmerz als in den Augen der Tochter. Er tritt näher an Frisa heran, aber das kleine Mädchen weicht vor ihm zurück und drückt sich gegen die fleckige braune Hose der Mutter. Dorrin bleibt stehen und sieht sich um. Rylla hat ihren Hocker in die hintere Ecke des Raumes fast bis an das kleine Bücherregal mit drei Brettern geschoben, in dem höchstens ein Dutzend Bände stehen.
    »Du musst dir Frisas Arm ansehen. Aber sie ist manchmal etwas bockig«, erklärt Rylla immer noch im gleichen, unbewegten Tonfall.
    Die dunklen Augen des kleinen Mädchens wandern von der älteren Frau zu Dorrin und weiter zum Fußboden vor dem Herd.
    Nachdem er sich den Stuhl geholt hat, setzt Dorrin sich hin und sieht Frisa an. »Ich verstehe nicht viel von Mädchen«, beginnt er langsam, ohne ihr direkt in die Augen zu sehen, während er versucht, ihr beruhigende Energie zu schicken. »Ich habe aber ein Pferd. Ich glaube, man könnte es ein Mädchen-Pferd nennen. Ihr Name ist Meriwhen.«
    »Das ist aber ein alberner Name für ein Pferd«, sagt Rylla schroff.
    »Nun ja, sie hat mir jedenfalls gesagt, ihr Name sei Meriwhen. Was soll ich da machen?« Dorrin zuckt mit den Achseln und stemmt die Hände auf die Knie. »Ist dein Name ›Kätzchen im Schnee‹?«
    Frisa starrt weiter auf den Holzboden vor dem Herd.
    »Oder ist er ›Fohlen, das zu schnell rennt‹?«
    Dorrin wartet eine Weile, ehe er weiterspricht. »Meriwhen war früher auch einmal ein Fohlen. Sie hat mir gesagt, dass sie, als sie klein war, immer viel zu eilig herumgelaufen ist, aber damals kannte ich sie ja noch nicht.«
    »Pferde können nicht reden.«
    »Meriwhen kann es. Wenn wir ein langes Stück reiten müssen, hat sie viel zu sagen. Manchmal redet sie über das Gras, manchmal klagt sie über die Stechfliegen, und manchmal …« Er hält inne. »Sie ist ein großes Mädchen, aber eines Tages wirst du auch ein großes Mädchen sein.« Dorrin schluckt, als er die Furcht spürt, die von der Mutter ausgeht. Er zwingt sich zu lächeln und versucht, das Kind zu beruhigen. »Meriwhen kann auch albern sein. Manchmal, wenn wir draußen auf der Wiese sind, will sie, dass ich ihr den Sattel abnehme, und dann rollt sie sich im Gras herum. Sie mag den Geruch von frischem Gras.«
    »Du bist albern.«
    »Das hat meine Mutter mir früher auch immer gesagt. Wahrscheinlich bin ich nie richtig erwachsen geworden.«
    Frisa schaut Dorrin schüchtern an, drückt sich aber nach wie vor an ihre Mutter.
    Dorrin sieht ins Feuer und versucht, das verstörte Mädchen noch weiter zu beruhigen. »Vielleicht komme ich mit Meriwhen deshalb so gut zurecht. Möchtest du gern mal auf Meriwhen reiten, nachdem wir deinen Arm angesehen haben?«
    »Habt Ihr wirklich ein Pferd?« fragt die Mutter.
    »Er ist nicht unbedingt das, was man den verarmten Schüler einer Heilerin nennen würde, Merga«, sagt Rylla.
    Dorrin grinst. »Meriwhen ist jedenfalls ein richtiges Pferd. Ich habe sie vor dem Haus an einen Strauch gebunden – an den Holunderstrauch, nicht an den Pfeffer.«
    »Den sollte sie besser nicht anfressen«, warnt Rylla.
    »Ich habe sie gefüttert, bevor wir aufgebrochen sind.«
    »Darf ich sie mal streicheln?« fragt Frisa.
    »Nachdem wir deinen Arm in Ordnung gebracht haben«, antwortet Dorrin.
    »Es tut so weh.«
    »Ich weiß. Wo tut es am meisten weh?«
    »Es tut einfach weh.«
    Ohne aufzustehen, rutscht Dorrin mit dem Stuhl weiter, bis er direkt vor der Mutter und dem Mädchen sitzt. »Kann ich mal sehen?«
    Frisa bleibt, wo sie ist, aber sie zuckt nicht zusammen, als Dorrin mit den Fingern über den Arm streicht.
    »Ich möchte wetten, da brauchen wir eine Schiene«, meint Rylla.
    Dorrin, der den Bruch gespürt hat, nickt. Er spürt auch den Hunger. »Hast du noch eine Scheibe Brot? Wenn

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