Magische Maschinen
Stall.
Jarnish steht in Unterhosen am Brunnen und kippt sich einen Eimer kaltes Wasser über den Kopf. »Noch einen … noch einen.«
Jaddy kommt durch den Schlamm im Hof zu Dorrin gerannt.
Er wartet. Wenigstens das ist er ihr schuldig.
»Einen schrecklichen Fluch habt Ihr ihm auferlegt! Daraus wird nichts Gutes entstehen, und dabei dachte ich, Ihr wärt so ein freundlicher junger Mann.«
Dorrin lächelt traurig. »Ich habe ihn nur mit einer Sehnsucht nach Ordnung gesegnet.«
»Oh … das kann sogar ein noch schlimmerer Fluch sein. Wie konntet Ihr nur so grausam sein?«
Dorrin blickt vielsagend zur Ladefläche des Karrens.
»Wenn Ihr denkt, dass er sie geschlagen hat … ich weiß, dass er es nicht getan hat.«
»Hätte er sie angerührt«, sagt Dorrin langsam, »dann würde er nicht wieder aufstehen. Nie wieder.«
»Ein gerechter Mann seid Ihr, und das macht Euch nur noch schrecklicher.« Jaddy blickt zu Jarnish, der sich gerade wieder schaudernd einen Eimer Wasser über den Kopf kippt. »Niemand könnte Euch mehr verfluchen, als Ihr es selbst schon tut. Denn alle, die bei Euch sind, werden leiden und wieder leiden.«
»Das tun sie schon jetzt«, gibt Dorrin zu. »Das tun sie schon jetzt.« Er steigt auf den Kutschbock und lässt die Zügel knallen.
Die Köchin sieht ihm nach, als der Karren durch den Schlamm im Hof rumpelt und auf die Straße einbiegt.
CIV
D orrin lenkt den Karren dicht am Straßenrand um eine Biegung und dann wieder mitten auf die Straße. Hinter dem Wagen wiehert Meriwhen, die sich immer noch über die Packen beklagt, die sie trägt. Liedral schläft in Decken eingehüllt auf der Ladefläche hinter dem Kutschbock.
Das Reiten zu lernen war leicht im Vergleich zum Lenken des Wagens. Der Sitz ist hart, und die Straßen sind unter dem Schlamm und Schneematsch kaum zu erkennen. Liedral stöhnt immer wieder, halb wach oder halb schlafend.
»He, du da auf dem Wagen!«
Zwei zerlumpte Gestalten sitzen neben der Straße auf einem umgestürzten Baum. Dorrins Herz schlägt schneller, und seine Wahrnehmung fliegt den Männern entgegen. Sie sind nur zu zweit und nicht mit Bögen bewaffnet. Trotzdem rückt er mit der linken Hand den Stab zurecht, damit er ihn im Notfall leicht packen kann.
Ihm bleibt nichts anderes übrig, als weiter die sanfte Steigung hinauf durch die Bäume fahren, die zu weit auseinander stehen, um einen Wald abzugeben, denn er kann den Wagen nicht rasch genug wenden, um zu fliehen. Außerdem muss er nach Diev zurück.
Die Männer bauen sich auf der Straße auf. Sie sind mit Schwertern bewaffnet.
»He, du da. Wir wollen den Wegezoll kassieren.« Der Mann mit dem dunklen Bart ist einen halben Kopf größer als Dorrin. Er fuchtelt mit einem schartigen Schwert herum.
»Ich wusste gar nicht, dass man auch auf dieser Straße Zoll entrichten muss.«
»Jetzt weißt du es, mein werter Händler, jetzt weißt du es.«
»Und ob, und der Zoll ist gewiss nicht niedrig«, knurrt der zweite Mann, der das Schwert wie eine Keule hält.
Dorrin bückt sich und hebt den Stab mit einer fließenden Bewegung hoch.
»Ach, der Händler hat einen Zahnstocher.«
Dorrin hält den Wagen an und springt auf die schlammige Straße. Beinahe rutscht er dabei aus.
»Der arme Handelsmann, er kann nicht einmal richtig stehen.« Die beiden Männer nähern sich Dorrin auf der linken Seite des Wagens.
Dorrin tastet ein wenig mit den Stiefeln herum, bis er sicher steht, dann bringt er den Stab in die richtige Position und wartet.
Der größere Mann bleibt stehen. »So, und jetzt gibst du uns deine Geldbörse.«
»Nein.« Es spielt keine Rolle, dass in Dorrins Börse ohnehin nicht viel Geld ist, denn er weiß, dass er auch dann nicht mit dem Leben davonkommen soll, wenn er ihnen die Börse freiwillig gibt.
»Armer Händler … armer, dummer Händler …« Der große Mann schwingt das Schwert.
Noch bevor die Klinge auch nur in seine Nähe kommt, stößt Dorrin mit dem Schwarzen Stab zu und schlägt dem Mann aufs Handgelenk. Das Schwert liegt im Schlamm, aber der Wegelagerer zieht sofort ein Messer und greift wieder an. Dieses Mal ist Dorrin noch schneller, und einen Augenblick später liegt ein toter Mann im Schlamm.
Der kleinere Bandit, der einen roten Bart hat, greift an, bevor Dorrin seine Position wieder einnehmen kann. Dorrin weicht aus, aber die Spitze der Klinge fährt ihm über die Stirn.
Dorrin rutscht auf der schlammigen Straße aus, aber er schafft es, den Stab wieder zu heben, ehe
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