Magische Maschinen
Wirbel des Chaos folgt. Wieder fährt ein Bauernwagen krachend vorbei, offenbar ist er in Richtung Montgren unterwegs.
»Warum fragen wir nicht einfach jemanden? Ihr Männer scheint zu glauben, dass es entwürdigend ist, nach dem Weg zu fragen. Dabei ist es viel einfacher, als ewig herumzureiten.«
Brede errötet. »Na schön, dann frag du.«
»Aber gern.« Kadara überholt Bredes Wallach und reitet zu zwei Männern, die vor einem schlichten Gebäude einen Wagen abladen. »Meine Herren … könntet Ihr mir sagen, wo ich die Händler finde?«
Ein Mann mit einem Schmerbauch und dichtem weißem Haar, das vom Wind zerzaust ist, lässt einen Sack Mehl auf eine Handkarre fallen und schaut zu ihr auf. »Die freien Händler oder die niedergelassenen?«
»Die Händler der Stadt.«
»Das wären wohl die niedergelassenen. Die meisten haben ihre Läden am Platz der Händler.«
»Ich kenne mich hier nicht aus. Ist das der Hauptplatz da vorn?«
»Das dort ist der Platz der Magier.«
Der zweite Arbeiter spuckt in die Gosse und hebt den nächsten Sack hoch, wobei er den Blicken der Reisenden ausweicht.
»Wo ist der Platz der Händler?«
»Bleibt auf dieser Straße, bis sie sich ein Stück hinter dem Weißen Turm teilt. Dort nehmt ihr die rechte Abzweigung.« Er schüttelt den Kopf und widmet sich einem weiteren Sack, den er zunächst einmal auf seinen vorstehenden Bauch hievt.
»Vielen Dank.«
Die beiden Arbeiter reagieren nicht auf den Dank.
Als die drei Gefährten zum Platz der Magier reiten, begegnen sie einem Trupp weiß gekleideter Kavalleristen, die sie mit kalten Augen mustern. Obwohl das Chaos um jeden der weißen Reiter wabert, zwingt Dorrin sich, dem kalten Blick des Anführers zu begegnen und so offen und neugierig dreinzuschauen, wie es wohl jeder gewöhnliche Reisende tun würde. Keiner der Weißen Gardisten spricht ein Wort, und auch die drei Freunde aus Recluce schweigen. Nur die Hufschläge sind zu hören.
Als sie sich dem Platz der Weißen Magier nähern, spürt Dorrin das zunehmende Chaos. Hier wachsen überhaupt keine Bäume mehr, nur noch Gras und niedrige Büsche.
In einer Seitengasse quietscht ein Karren. Er wird von einem Mann gezogen, der kaum mehr als Lumpen trägt und an den Wagen gekettet ist. Hinter dem Wagen geht eine Frau, die in das unsichtbare Weiß des Chaos gekleidet ist, und neben ihr läuft ein zweiter zerlumpter Mann. Hinter diesen folgen zwei bewaffnete Weiße Gardisten zu Fuß.
Die Weiße Magierin deutet auf einen Haufen Unrat, und ein Feuerstrahl bricht aus ihrem Finger und trifft den Abfall.
Es zischt, und dann rieselt weiße Asche zu Boden.
Der zweite Mann bückt sich rasch und fegt die Asche auf, die er in den kleinen Karren kippt.
Dann rollt der Karren weiter.
Dorrin schluckt. Kein Wunder, dass die Straßen von Fairhaven so sauber sind. Aber die Reinigungsmethode erklärt auch, warum er die Stadt nicht mag. Nach Jahren dieser lässigen Chaos-Reinigung hat sich ein feiner weißer Staub über Fairhaven gelegt, der vom Chaos durchtränkt ist.
»Das scheint mir eine Verschwendung der Magie zu sein«, bemerkt Brede leise.
»Wahrscheinlich ist es auch für die Magierin eine Strafe. Und natürlich war es eine Frau.« Kadara dreht sich um, obwohl sie den Karren schon nicht mehr sehen können.
»Können wir dem Platz ausweichen?« fragt Dorrin niedergeschlagen. Er schreckt vor den Kräften zurück, die vor ihm in den weißen Gebäuden flimmern.
»Ich würde ihn gern sehen.«
»Dann treffen wir uns auf der anderen Seite.«
»Ist das für dich auch in Ordnung?« fragt Brede.
»Lieber so, als mitten durch … durch dieses Zeug zu reiten.« Dorrin starrt den einsamen vierstöckigen Turm an, der sich im Zentrum des Platzes erhebt, und schaudert. Er schwankt sogar ein wenig im Sattel unter der Macht der Energien, die den Weißen Turm umgeben. Als er die schwarzen Linien spürt, welche die weißen Granitblöcke des Turms zusammenhalten, zwingt er sich zu einem Lächeln. Sogar die Chaos-Meister brauchen etwas Ordnung.
»Bist du sicher, dass dir nichts geschehen wird?«
»Wenn ich mich von dem Schlimmsten fernhalte, kann ich es eine Weile ertragen.« Dorrin tätschelt Meriwhens Hals. »Ich hoffe es jedenfalls«, flüstert er noch zu sich selbst, als Brede schon seinen braunen Wallach zu Kadara lenkt.
An der nächsten Kreuzung biegt Dorrin nach rechts ab und folgt einem schmaleren Weg. Er spürt zwar Bredes Blicke im Rücken, aber er sieht sich nicht um, sondern konzentriert
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